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031 - Weltfeind Nr. 1

031 - Weltfeind Nr. 1

Titel: 031 - Weltfeind Nr. 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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schneefrei. Bäume und Gesträuch standen in voller Blüte. Das Thermometer zeigte achtzehn Grad Celsius an; für die Bewohner der Oberwelt eine geradezu unglaubliche Hitze.
    Trotzdem musste Black sich schütteln, als er aus dem hölzernen Nachbau des Weißen Hauses trat. Er war an die angenehme Wärme der Bunkerwelt gewöhnt. Nun, nach der kurzen unterirdischen Eisenbahnfahrt von Arlington nach Washington empfand er die Oberweltatmosphäre als nicht sehr angenehm.
    Sein wacher Blick wanderte konzentriert über das Grün, das sich um das Gebäude in alle Richtungen erstreckte. Über der Kampfkombination trug er einen grauen Umhang, der seine großkalibrige Waffe tarnte. Sein Kopf war unter einer Kapuze verborgen. Sie schützte ihn nicht nur vor dem Frühlingsregen. Sein kurz geschnittenes blondes Haar hätte die Aufmerksamkeit der Menschen auf sich gezogen.
    Seit Black zum ersten Mal an der Oberfläche gewesen war, wusste er, wie riesig die Unterschiede zwischen den beiden Lebenssphären waren: Dort wo er herkam, regierte eine allumfassende Sicherheit. Hier oben hingegen herrschten Zustände, die es sonst nur in den alten Büchern und Filmen gab, die in der Bunkerbibliothek standen. Die Menschen, die hier oben lebten, wussten nichts von dem Techno Paradies, das sich unterirdisch kilometerweit in alle Richtungen ausdehnte.
    Mit Ausnahmen. Teile der herrschenden Klasse der Oberwelt waren aufgrund der Aktivitäten der WCA seit langer Zeit über die Existenz der Unterwelt im Bilde. Hin und wieder war es nötig, einen neuen Bürgermeister in die tatsächlichen Gegebenheiten einzuweihen.
    Kürzlich erst hatten auch Black und sein Kollege White einen Bürgermeister bei Nacht und Nebel in einen Schutzanzug gesteckt und ihm die große Welt gezeigt. Der Präsident und Colonel Crow hatten ein langes Gespräch mit dem verschreckten Fettwanst geführt. Nun wussten er und seine Familie, dass nicht sie die Herren der großen ummauerten Stadt waren. Er hatte die Wirkung der Feuer speienden Waffen der Unterirdischen gesehen und sich ihnen spontan unterworfen.
    Das Volk wusste nichts. Die herrschende Klasse der Oberwelt behielt ihr Wissen für sich. Der Weltrat, hatte Black auf verschlungenen Wegen erfahren, ließ sich das Schweigen dieser Leute einige Annehmlichkeiten kosten. Sie waren nur Handlanger, aber man musste sie bei Laune halten, damit sie spurten.
    Die Frage war, wie lange der Weltrat sie noch brauchte. Das Serum, das die Forscher aus dem Blut Blacks und Whites gewannen, würde die gegen die Bakterien der Oberwelt anfälligen Bunkermenschen bald in die Lage versetzen, hinauszugehen. Der erste Test an zehn freiwilligen Versuchspersonen war äußerst positiv verlaufen wenn man davon absah, dass sieben der Freigänger nicht mehr in den Bunker zurückgekehrt waren. Es konnte nur noch Tage dauern, bis man das Serum in größeren Mengen herstellen konnte.
    »Dann brechen neue Zeiten an, Mr. Black!« Colonel Crows begeisterte Worte warfen jetzt noch Echos in Blacks Ohren. »Herrliche Zeiten! Dann können wir endlich an unsere große Vergangenheit anknüpfen…«
    Leider hatte auch die achte Versuchsperson vor zwei Tagen den Beschluss gefasst, der Unterwelt Adieu zu sagen. Und diese Person war Colonel Crow sehr wichtig. Also schickte er seine einzigen beiden Agenten aus, die sich dank ihrer antiken Gene gefahrlos an der Oberfläche bewegen konnten.
    Black hatte sich kaum in Richtung Stadtrand in Bewegung gesetzt, als pechschwarze Wolken aufzogen und das Land sich verfinsterte. Der Himmel öffnete schlagartig seine Schleusen. Das Trommeln unzähliger Tropfen betäubte Blacks Gehör, doch die imprägnierte Kapuze schützte ihn.
    Hinter dem Dschungel, der vor über fünfhundert Jahren der Park des Weißen Hauses gewesen war, gingen einige Lichter an und spiegelten sich in den Pfützen. Die Luft wurde kälter. Die Kälte vertrieb die zahllosen Gerüche der Natur, die Black bisher stets mit besonderem Wohlbehagen eingeatmet hatte. Nach einer Minute liefen die silbernen Tropfen über sein Gesicht und sickerte in seine Stiefel. Er fühlte sich nicht besonders wohl in dieser Nässe. Regen war einem Menschen seiner Art völlig fremd.
    Doch draußen war man der Feuchtigkeit ausgeliefert. Unter Blacks Füßen rauschte das Wasser. Hinter der Straße, die das Weiße Haus vom Zentrum trennte, standen noch einige Gebäude aus der alten Zeit. Black war erst eine kurze Strecke gegangen und hatte gerade die ersten Häuser erreicht, als sein Blick

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