0310 - Sie starben, wenn er Zeichen gab
mehrere Leute, die uns nicht mögen, Jonny. Natürlich haben wir einen ganz bestimmten Verdacht, aber es wird schwer sein, für ihn Beweise zu bekommen. Wenn wir Pech haben, liegen wir dabei ganz schief. Die Aufmerksamkeit kann ja auch von jemand kommen, mit dem wir früher mal zu tun hatten.«
Baker kramte seine Utensilien zusammen und ging durch die Öffnung, in der vor einer halben Stunde noch eine Tür gewesen war.
»Na, dann seht euch mal nach einem neuen Büro um«, empfahl er uns.
***
Um acht Uhr abends betraten wir wieder die Bar in der Cedar Street. Der Betrieb war mehr als flau. Vier Figuren saßen herum. Das Musiker-Podium war auch noch leer. Das Animiermädchen, das wir letzte Nacht zufällig kennen gelernt hatten, saß an der Bar, lächelte uns strahlend an und sagte: »Hallo, Boys! Hat es euch gestern Abend bei uns gefallen?«
Wir klemmten uns links und rechts von ihr auf einen Barhocker. Ich bestellte drei Highballs.
»Alles in allem war der Abend recht amüsant«, bestätigte ich dem Girl. »Kennst du eigentlich den Boy mit Namen, der sich die Ohrfeige von Cesar eingehandelt hat?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nur den Vornamen, er heißt Arnie.«
»Glaubst du, dass Miss Stanwick die Burschen näher kennt?«
»Das weiß ich nicht. Warum interessiert ihr euch denn plötzlich so sehr dafür?«
»Sie haben Cesar gestern Nacht noch aufgelauert. Es war ein Überfall, bei dem er keine Chance hatte. Wir hätten uns mit den Boys gern einmal unterhalten. Sind die hier?«
»Zwei- bis dreimal in der Woche. Frage doch Harry.«
»Wer ist Harry?«
»Der Kellner.«
»Ist Harry schon hier?«
Sie sah sich um. »Er muss jeden Moment kommen. Der Betrieb setzt ja erst um neun richtig ein.«
»Sind die jungen Burschen schon lange Stammgäste bei euch?«
Sie überlegte. »Seit vierzehn Tagen vielleicht.«
»Und seit wann verkehrt Todd Polando hier?«
»Der Boxer? Der kommt auch noch nicht lange. Eigentlich erst, seit er zum Gefolge des Mr. Molinaro gehört.«
»Wer ist denn nun wieder Molinaro? Du vergisst scheinbar, dass wir gestern zum ersten Mal hier waren.«
Das Girl hatte keine Ahnung, dass wir G-men waren.
»Rocco hat viel Geld, er soll sogar im Waldorf Astoria wohnen. Es scheinen irgendwelche Beziehungen zwischen ihm und unserer Chefin zu bestehen.«
Ich beugte mich vor. »Die Zeitungen schrieben doch, sie wäre mit einem reichen Industriellen befreundet gewesen. Sie nimmt es wohl nicht so genau, wie?«
Nardine lachte glucksend. »Du meinst den Kerl, dem sie den Safe ausgeräumt haben? Dem hat sie doch den Laufpass gegeben. Der hat damals tatsächlich den Cops geglaubt, die Mona Stanwick verdächtigen, dass der Einbruch auf ihre Initiative erfolgt sei. Auf Montag ist ja die Verhandlung angesetzt. Mona hat sich schon ein schickes Kleid dafür machen lassen. Ich wette, der Staatsanwalt kann ihr nichts nachweisen.«
Sie stieß mich plötzlich an. »Da kommt Harry!«
Ich sah mich um. Es war der Kellner, der uns letzte Nacht bedient hatte. Ich rutschte von meinem Hocker herunter und ging zu ihm.
»Guten Abend, Harry. Ich hätte Sie gern etwas gefragt.«
Damit schob ich ihm zehn Dollar in die Brusttasche. Er erkannte mich sofort wieder. Nach unserer gestrigen Zeche schien er mich für einen guten Gast zu halten.
»Die Adresse eines Girls?«, fragte er grinsend.
»No, Harry. Es dreht sich um den rabiaten Burschen von gestern Abend. Kennen Sie ihn?«
»Ich weiß nur, dass seine Freunde ihn Arnie nennen, Sir. Es sind prahlerische Burschen, nichts weiter. Meistens trinken sie auf Mr. Molinaros Rechnung. Sie schwirren um ihn herum wie die Motten um das Licht. Wenn ich hier etwas zu sagen hätte, gäbe es ein Lokalverbot für die Burschen.«
»Gehen sie einer geregelten Arbeit nach?«
»Das weiß der Teufel, Sir. Ich glaube es nicht. Sind Sie von der Police?«
»No. Sie haben unseren Freund überfallen. Er sieht übel aus. Wir möchten uns gern revanchieren.«
»Das sieht ihnen ähnlich. Deshalb haben sie sich auch so schnell verkrümelt. Ich werde es der Chefin erzählen. Mit der ist nicht zu spaßen.«
Ich winkte ab.
»Lassen Sie das, Harry. Wir wollen kein Aufsehen. Wenn wir ihnen noch einmal begegnen, knöpfen wir sie uns vor.«
»Aber wenn möglich vor der Tür, Sir« meinte er grinsend.
»Unbesorgt, Harry. Und vielen Dank für Ihre Auskünfte.«
»Gern geschehen, Sir!«
Ich ging zur Bar zurück. Heute nahmen wir den Alkohol nur sehr sparsam zu uns. Nardines Interesse an uns erlosch
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