0310 - Sie starben, wenn er Zeichen gab
den jungen Burschen handelte, der mit Cesar Harmon Streit bekommen hatte. Diese Vermutung war gar nicht mal so abwegig. Denn wir hatten ja in Erfahrung gebracht, dass dieses Früchtchen mit Vornamen Arnie hieß.
Tony setzte sich auch sofort mit seinen Kollegen zusammen, musste sich jedoch belehren lassen, dass man unmöglich das Alter des Toten feststellen könnte.
Wir versuchten nun, Ingers Adresse zu ermitteln. Leider blieben unsere Bemühungen ohne Erfolg.
Anscheinend war er niemals mit dem Gesetz in Konflikt geraten. Ein Mann namens Inger war in der Centre Street nicht registriert. Aus diesem Grund beschlossen wir, die Bar in der Cedar Street zu beobachten. Wir hofften, auf diese Art einem der anderen Burschen zu begegnen.
Am Nachmittag brachte unser Sprengstoff-Experte Jonny Baker eine Ausgabe der New York Times mit. Nach dem Anschlag, dem unser Office zum Opfer gefallen war, hatte man uns einen Schreibtisch in sein Büro gestellt.
Jonny knallte die Zeitung auf unseren Tisch. Wortlos deutete er auf die fett gedruckte Balkenüberschrift. Ich las Phil den Artikel laut vor:
Heute Morgen besuchte unser Reporter eine der merkwürdigsten Pressekonferenzen, die New York bis auf den heutigen Tag erlebte. Sie fand im Zimmer 211 des Governor Clinton Hotels statt. Ein kleiner schmächtiger Mann übergab hier um 9.30 Uhr eine Stahlkassette an Anthony Wanmaker, den District Attorney von Manhattan. Sie enthielt, von Rechtsanwalt Chester Colindale an Ort und Stelle überprüft, die Summe von 120 000 Dollar und 78 Cent. Als Zeugen des Übergabeaktes, fungierten als offizielle Beobachter Colonel Auburn Craff, der Chef der New Yorker City Police, und Captain Paul Beck, der Chef des Manhattan District. Der Inhalt der Kassette stammt aus dem Einbruch bei Mr. Stanley Cabot, der die Grundlage zu dem am Montag beginnenden Prozess gegen die bekannte Barbesitzerin Mona Stanwick bildet.
Der kleine schmächtige Mann mit den nervösen und fahrigen Bewegungen ist niemand anders als Wallie Blenders, der Bruder des vor geraumer Zeit aus dem Hudson gefischten Harry Blenders. Beide waren nach Meinung der Staatsanwaltschaft, Komplizen der attraktiven Nachtklub-Tänzerin. Der Anteil der beiden Brüder soll je 150 000 Dollar betragen haben. Obwohl von den anwesenden Journalisten die Tat selbst nicht zur Sprache kam, wird angenommen, dass Blenders als Kronzeuge gegen Mona Stanwick auftreten wird.
Ich ließ das Zeitungsblatt sinken und sah Phil an. Mein Freund hatte die Stirn gerunzelt.
»Sieht böse aus für Mona Stanwick«, meinte er.
»Wenn man nur wüsste, ob Rocco wirklich ihr derzeitiger Freund ist«, sagte ich nachdenklich. »Es wird auf jeden Fall höllisch interessant sein, zu sehen wie er auf diese Bombe reagiert.«
Phil fuhr hoch. »Das Wort Bombe bringt ich auf eine Idee Jerry. Meinst du nicht, dass es besser wäre, wenn wir die Detectives im Governor Clinton vor Paketen warnen, die Blender eventuell bekommt? Wenn ich an unser Office denke…«
Ich hängte mich sofort ans Telefon. Es war gar nicht so einfach, eine Verbindung mit den Detectives zu bekommen, aber schließlich hatte ich doch einen von ihnen am Draht.
Er hörte sich alles ruhig an, dann vernahm ich deutlich, dass er tief Luft holte. Was dann kam, verschlug mir glatt die Sprache.
»Vielen Dank, Kollege. Doch zu Ihrer Orientierung möchte ich nur bemerken, dass der Eall Mona Stanwick eine Angelegenheit der City Police ist. Das FBI kann also Luft ablassen. Außerdem wissen wir hier sehr gut, worauf wir zu achten haben. Überlassen Sie das bitte uns. So long.«
Er hängte einfach ein. Leider hatte ich seinen Namen nicht verstanden, doch ich beschloss, mich dafür zu interessieren.
***
An diesem Freitagabend fand eine Party statt, die zwei Männern das Leben kosten sollte. Zwei Männern, die nicht zu dieser Party erschienen waren.
Der Gastgeber hatte den Flussdampfer Favorite gemietet, der tagsüber Rundfahrten zwischen der Battery und Coney Island durchführte. Mit ihm gondelte er von acht Uhr abends bis vier Uhr morgens in der Upper Bay herum. Außer der Besatzung, dem Gastgeber und dessen engsten Freunden befanden sich achtzehn Gäste an Bord.
Sie alle waren der Einladung gefolgt, aber was sie erwartet hatten, trat nicht ein. Der Gastgeber stellte keine Bedingungen, machte keinerlei Vorschläge und verriet ihnen nicht einmal, warum er sie ausgewählt hatte.
Um Mitternacht wurde eine riesige Torte serviert. Mit ihrem kunstvollen Aufbau aus Zuckerguss war sie
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