0310 - Sie starben, wenn er Zeichen gab
Tag. Sie war schon auf. Eine junge Farbige führte uns in einen geschmackvoll eingerichteten Salon. Mona hockte mit angezogenen Knien in einem weinroten Sessel.
Polando wurde von ihr mit auffallender Freundlichkeit begrüßt. Aber ihrer Abneigung gegen alles, was irgendwie mit der Polizei zusammenhing, ließ sie freien Lauf.
Natürlich bestätigte sie Polandos Angabe. Der Ex-Boxer hatte irgendeinen Seelenkummer bei ihr in Alkohol ertränkt. Von zehn Uhr abends bis drei Uhr morgens.
Nach der Art der Begrüßung hatte ich mit einem derartigen Fehlschlag natürlich schon gerechnet.
Polando leistete der Lady noch Gesellschaft, als wir schon wieder zum Office zurückfuhren.
»Glaubst du, dass eine Frau wie Mona Stanwick an einem Kerl wie Polando Gefallen finden könnte?«, fragte ich meinen Freund.
Er schüttelte den Kopf.
»Wie erklärst du dir dann die Begrüßung zwischen den beiden?«
»Eine Möglichkeit wäre, dass er zu dem Kreis eines sehr gewichtigen Mannes gehört, um dessentwillen Mona den Boxer ausgesprochen freundlich behandelt.«
»Rocco Molinaro! Nehmen wir Mona Stanwick unter die Lupe. Sollte sich im Verlauf ifires Prozesses herausstellen, dass sie tatsächlich ihre Finger im Spiel hatte, bei dem Einbruch in die Wohnung des Großindustriellen, dann gäben sie und Molinaro ein tolles Gespann ab.«
Phil steckte sich eine Zigarette an. »Die Theorie ist gar nicht so abwegig, Jerry. Rocco könnte tatsächlich Monas Freund sein. Das würde auch Monas Verhalten Polando gegenüber erklären. Er ist ein Angestellter ihres Freundes Rocco.«
»Welcher Anwalt hat damals eigentlich die Kaution für Mona gestellt, damit man sie auf freien Fuß setzte?«
»Das weiß ich auch nicht, Jerry. Misst du dieser Frage so viel Bedeutung zu?«
»Nur dann, wenn sich herausstellen sollte, dass dieser Anwalt auch mit Rocco zusammenhängt. Wir werden uns nach seinem Namen gelegentlich in der Centre Street erkundigen.«
Wir hatten die East 69. Straße erreicht. Ich stellte den Jaguar auf dem Hof ab. Als wir an der Werkstatt vorbeikamen, sah ich zufällig in die Halle. In der Nähe des Ausgangs stand ein grauer Plymouth. Neugierig trat ich näher.
Der Werkstattleiter von der Tagschicht, Rex Dobzansky, grüßte lächelnd und meinte: »Wir warten darauf, dass der rechtmäßige Besitzer den Schlitten abholt. Er steht uns im Weg.«
»Haben unsere Spezialisten den Wagen unter die Lupe genommen?«
»Yes, Agent Cotton. Sie haben aber nichts gefunden. An Hand der Nummernschilder konnte man jedoch den Besitzer ermitteln. Der Wagen gehört einem Mr. Garnock auf der West 3. Straße. Er hatte den Plymouth vor seinem Büro stehen. Zur Mittagspause entdeckte er den Diebstahl und erstattete sofort Anzeige. Er wird sich sicher freuen, dass er den Schlitten wohlbehalten wiederbekommt.«
***
Bei der City-Police gab es zwei Lieutenants, beide Leiter einer Mordkommission, mit denen wir uns angefreundet hatten.
Der eine war Cesar Harmon vom Richmond-District, der andere, Tony Tyber, gehörte zur Mordkommission Manhattan.
Mit diesen beiden hatten wir uns verabredet.
Wir verließen unser Taxi am unteren Broadway und gingen zu Fuß bis zur Nummer 183. Hier, bei Schwartz’s einem Restaurant für französische und ungarische Spezialitäten, trafen wir unsere beiden Freunde.
Sie hatten schon eine Flasche Tokajer auf dem Tisch stehen.
Wir saßen noch nicht richtig, als der Kellner auch schon das Essen brachte. Tony hatte vier Portionen ungarischen Gulasch bestellt. Von Schwartz’s aus bummelten wir dann über den Broadway und besuchten manche Bar.
Ich kann nicht mehr sagen, wer nun eigentlich auf die Idee gekommen war, aber plötzlich saßen wir in Mona’s Bar in der Cedar Street.
Wir fanden noch einen freien Ecktisch in der Nähe der Theke. Nachdem Phil eine Flasche Old Grand Dad bestellt hatte, sahen wir uns um.
Meine Augen wurden groß, als ich ein paar Tische entfernt den ganzen Waldorf-Astoria-Verein erblickte. Rocco saß in der Mitte, flankiert von seinen treuen Vasallen.
Leutselig winkte Rocco uns zu.
Wir kümmerten uns nicht um ihn.
Es wurde ein vergnügter Abend.
Aber leider bekam Cesar mit einem Jüngling Streit, als dieser ein junges Mädchen belästigte. Cesar packte das Bürschchen kurzerhand am Kragen und beförderte es auf die Straße. Der Kerl war jedoch nicht allein in der Bar. Aber seine Begleiter rührten keinen Finger.
Als wir spät nachts die Bar verließen, setzte gerade ein leichter Nieselregen ein. Wir
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