0311 - Am Todestag von Isabell
werde Sie rufen, aber ich fürchte, sie wird nicht gerade begeistert sein.«
Es vergingen ein paar Minuten, bis er zurückkam.
»Ich muss Ihnen leider sagen, dass mein liebes Schwesterchen noch nicht nach Hause gekommen ist. Wahrscheinlich sitzt sie in einem Nachtclub und lässt es sich gut gehen. Ich werde ihr jedenfalls ausrichten, dass Sie angerufen haben.«
»Haben Sie eine Ahnung, wo sie zu finden sein könnte?«
»Nicht die geringste.«
Natürlich konnte es sein, dass Eve Delory auf Bummel war, aber es war auch möglich, dass sie heute Nacht versucht hatte, ihr Mütchen an mir zu kühlen. Natürlich würde ich das wahrscheinlich nicht beweisen können, aber der Verdacht blieb.
Es war 2 Uhr, als ich endlich unter die Decke kroch.
***
Am nächsten Morgen kam die Antwort aus Washington. Die Fingerabdrücke waren nicht registriert. Das war eine Enttäuschung. Da ich aber zu gerne gewusst hätte, woher die Geschwister Delory ihre Einkünfte bezogen, wendete ich mich an das Informationsbüro Confidential, das sich nur mit geschäftlichen Auskünften befasste. Innerhalb einer Stunde hatte ich bereits die Antwort.
Sam Delory war ebenso wie seine Schwester in-Tulsa, Oklahoma, geboren. Sein Vater hatte dort ein gut gehendes Geschäft gehabt, das der Sohn Sam innerhalb weniger Jahre auf den Hund brachte. Er hatte vor zwei Jahren Konkurs gemacht.
Obwohl der Verdacht bestand, er habe größere Summen auf die Seite gebracht, konnte ihm dies nicht nachgewiesen werden. Nach Abschluss des Verfahrens verließen die Geschwister die Stadt mit unbekanntem Ziel.
Seit etwa einem Jahr wohnten sie in New York. Das Auskunftsbüro konnte nicht sagen, woher Delory die bedeutenden Mittel bezog, über die er augenscheinlich verfügte. Was seine Schwester anbetraf, so lag die Sache anders. Sie hatte manchmal einen und manchmal gleichzeitig mehrere wohlhabende Freunde, die sie nach allen Regeln der Kunst ausnahm.
Ich hätte zu gern gewusst, wer diese Freunde waren, aber die Auskunftei war diskret, und da ich in dieser Hinsicht keinen Druck ausüben konnte, musste ich es dabei bewenden lassen. Jedenfalls hatten mich meine Ahnungen nicht getrogen.
Delory lebte augenscheinlich von dem, was er bei seinem Konkurs beiseite geschafft hatte, und Eve von den Bankkonten ihrer Freunde.
Da wir im Hinblick auf den Juwelenraub keine Fortschritte machten, setzten wir eine Anzahl V-Männer im East End ein. Diese V-Männer waren kleine Gangster, die es vorzogen, sich mit der Polizei und uns auf guten Fuß zu stellen, was ihnen dann, wenn sie selbst einmal erwischt wurden, zu ihren Gunsten angerechnet wurde.
***
Es war am nächsten Morgen, als Mug, ein bekannter Betrüger, sich telefonisch bei mir meldete. Mug verabredete sich mit mir in einer kleinen Kneipe in Little Italy, der Capri Bar, für 11 Uhr.
Ich ließ den Jaguar zwei Blocks entfernt stehen und ging zu Fuß.
Der Wagen wäre in dieser Gegend aufgefallen.
Ich war zehn Minuten zu früh da, setzte mich an die Theke und bestellte mir, um nicht aufzufallen, einen Wermut.
Ich konnte die Eingangstür im Spiegel hinter der Theke beobachten und war zufrieden, als pünktlich um 11 Uhr Mug hereinkam.
Er war klein, mollig, mit einen Biedermannsgesicht und steckte in einem einfachen, aber sauberen Anzug. Sein Hemd war weiß und fleckenlos, sein Kinn glatt rasiert und der Blick seiner blauen Augen treuherzig. Er gab mir einen fast unmerklichen Wink und setzte sich. Ich trank meinen Wermut aus, drehte mich um und war im Begriff, zu ihm hinüberzugehen, als die Tür von Neuem geöffnet wurde.
Der Gast, der einen Augenblick stehen .blieb und das Lokal überblickte, war alles andere als ein Biedermann. Zwar war seine Kleidung tadellos, aber 36 das Gesicht trug den Zug, den man nur bei professionellen Gangstern findet. Es war ausdruckslos, kalt und grausam.
So stand er, beide Hände in den Rocktaschen vergraben, und es schien, als ob er jemanden suche.
Dann knallte es unvermittelt dreimal schnell hintereinander.
Ich hatte keine Waffe gesehen und begriff schlagartig, dass der Kerl durch die Tasche geschossen hatte.
Mug kippte vornüber und rutschte vom Stuhl auf den Boden.
Ich feuerte aus der Hüfte. Obwohl ich wusste, dass ich ihn getroffen hatte, zeigte er keine Wirkung er drehte sich halb nach mir um, aber bevor er durchziehen konnte, erwischte ihn die zweite Kugel aus meiner 38er, und er knickte in die Knie, um sich langsam auf die Seite zu legen.
Der Wirt schrie so laut, wie das eben nur
Weitere Kostenlose Bücher