0311 - Duell in der Hölle
vielleicht gab es Magie tatsächlich, und sie war verzaubert worden.
Sie erhob sich. Leicht verärgert stellte sie fest, daß sie immer noch keinen Faden am Leib trug. Ihre Kleidung war in Damons Haus zurückgeblieben, und ihre Häscher hatten nicht daran gedacht, ihr neue zu geben. Wie viele Kerle mochten sich an ihrem schönen Körper ergötzt haben? Zorn wallte in ihr auf.
Sie schritt zur Tür. Die war verriegelt und ließ sich nicht öffnen. Nun, etwas anderes war eigentlich auch nicht zu erwarten gewesen. Janice fand sich damit ab, daß sie warten mußte, bis jemand kam. Sie besaß nicht einmal eine Nagelfeile, mit der sie das Schloß hätte bearbeiten können - ganz abgesehen davon, daß sie am Gelingen dieses Versuchs zweifelte. So etwas klappte nur in Romanen und Filmen, niemals aber in der Wirklichkeit.
Janice malte sich aus, was sie tun würde, wenn die Tür sich öffnete. Schon bald gab sie es auf, im toten Winkel geduckt abzuwarten. Das ermüdete nur und führte doch zu nichts. Und als sich die Tür dann endlich öffnete, war alles ganz anders.
Skelette polterten herein. Sie stanken nach Moder und Verwesung und trugen verdeckte Rüstungsteile und schartige Schwerter. Fünf waren es, die förmlich mit der Tür in die Kammer fielen, sich blitzschnell postierten und so standen, daß sie Janice mit ihren Schwertern erreichen konnten, ehe sie ihrerseits angreifen oder entwischen konnte.
So hatte sie sich das eigentlich nicht vorgestellt.
So schartig, stumpf und rostig die Klingen der Schwerter auch aussahen - Janice zweifelte keine Sekunde daran, daß diese Waffen im Endeffekt tödlich waren. Und sie wollte nicht sterben. Nicht hier, und nicht jetzt. Sie war doch noch jung! Ein ganzes Leben lag noch vor ihr.
Sie starrte die Skelette an. Bis jetzt hatte sie noch auf eine optische Täuschung gehofft, hervorgerufen durch entsprechend bemalte Trikots. Aber diese Skelette, die sich auf geheimnisvolle Weise bewegten, waren echt.
Dann erschien der Kapuzenmann.
Jetzt sah sie auch deutlich, daß das Silber vor seinem Gesicht eine eigentlich nur glatte Maske mit Augenschlitzen war. Aber das machte diese Gestalt nur bedrohlicher. Wie mochte das Gesicht unter dieser Maske aussehen? Eine häßliche Fratze? Oder hatte er einfach nur Angst, nicht erkannt zu werden?
Er sprach nicht. Er winkte nur.
Blitzschnell ließen zwei der Skelett-Krieger ihre Schwerter in den Scheiden verschwinden. Und ebenso blitzschnell packten sie zu, hatten Janice schon rechts und links an den Armen, ehe ihr klar wurde, was das nun bedeuten sollte. Da wurde sie bereits auf den Kuttenmann und die Tür zugezerrt.
Auf diese Weise hatte sie die Kammer nun auch nicht verlassen wollen. Sie zerrte und stemmte sich gegen den Griff der Knochenmänner. »Was soll das, Mann?« fauchte sie den Maskenmann an, der sich bedächtig drehte, um ihren Abtransport zu beobachten. Mit gierigen Augen hinter den Schlitzen der Maske, wie Janice fand.
»Du bist eine Hexe«, sagte er jetzt dumpf. »Und Hexen müssen brennen.«
Es traf sie wie ein Schlag ins Gesicht.
Sie hatte inzwischen mit allerlei Verrücktheiten gerechnet, aber nicht mit dieser Ankündigung. Das war ja geradeso, als sei sie direkt in einen Horrorfilm geraten - mit ihr selbst als Hauptdarstellerin !
»Du bist ja verrückt«, schrie sie ihn an.
Der Maskenträger lachte meckernd. »Brennen wirst du, Hexe… brennen! Dein Urteil ist gesprochen!«
Die Skelette zerrten sie weiter.
Ich träume wirklich, dachte sie. Das kann doch alles nur ein fürchterlicher Alptraum sein! Ich will aufwachen!
Aber das gelang ihr nicht. Sie war ja wach. Sie wurde durch einen von blakenden Fackeln erhellten Korridor gezerrt, eine, zwei, drei Treppen hinauf und wieder über einen schon erheblich breiteren Gang. Mehrmals versuchte sie sich loszureißen, schaffte das aber nicht.
Sie drehte den Kopf. Hinter ihr bewegte sich lautlos der Kapuzenmann.
Um Hilfe zu schreien, hatte mit Sicherheit keinen Sinn. Wer immer hier außer den Skeletten lebte, würde ihr nicht helfen wollen.
Als Hexe verbrannt werden! Das war doch Wahnsinn!
Vor einem großen Portal hielten die beiden Knochenmänner ah. Der Kuttenmann huschte an ihnen vorbei und öffnete das eisenbeschlagene Tor. Es führte in einen großen Hof hinaus. Der Kuttenmann wich zurück.
»Schafft sie hinaus und bindet sie an den Pfahl«, ordnete er an. »Doch wartet, bis ich zurückkomme. Den Brand will ich selbst legen.«
Ein Irrer, dachte sie. Einer, der den
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