0311 - Duell in der Hölle
Asmodis.
»Das gibt es doch nicht«, murmelte der Fürst der Finsternis. Er wußte, daß Wang kein Dämon, sondern »nur« ein Sterblicher war, ein Mensch wie alle anderen auch. Und selbst ein Dämon hätte diese Explosion nicht überstanden. Aber dieser Mongole lebte immer noch.
Dumpfe Furcht griff nach dem Fürsten der Finsternis. Und er raste mit dem Wagen durch die Nacht davon. Er sah noch Aufblitzen von Licht, aber es berührte ihn nicht. Er kannte nur noch ein Ziel: weg von hier, untertauchen, in eine andere seiner Tarnexistenzen wechseln und erst einmal sondieren, bevor er den Gegenschlag einleitete.
Eine lange Zeit hatte er Respekt vor Leonardo empfunden.
Jetzt aber, nach diesem Ereignis -hatte er Angst.
***
Wang Lee Chan hatte mit einem Angriff gerechnet und sich daher beim Durchgang durch das Weltentor auf seine Unverletzlichkeit konzentriert. Daß der Angriff so verheerend ausfiel, hatte er nicht geahnt, deshalb war er um so überraschter, daß er die Explosion ohne einen Kratzer überstanden hatte. Jetzt erst vermochte er die Gunst Leonardos richtig zu schätzen, der ihm diese Unverletzlichkeit gewährt hatte.
Asmodis war geflohen.
Der Mongole hätte ihm folgen können. Aber er hielt es für zu zeitaufwendig. Außerdem sah er in seinem gegenwärtigen Zustand zu auffällig aus, selbst bei Dunkelheit. In der Festung Leonardos gab es bessere und einfachere Möglichkeiten, die Spur Asmodis’ wieder aufzunehmen.
Wang kehrte durch das Weltentor zurück. Er sah noch ein kurzes Aufblitzen, hielt es aber für eine Spätreaktion der gewaltigen Explosion, die die Villa zerstört hatte. Deshalb kümmerte er sich nicht weiter dariim. Nur das Schwert zuckte und sang hungrig. Es wartete darauf, eine Seele fressen zu können.
Wang stapfte zur Festung zurück. Er ahnte, wo er Eysenbeiß finden konnte. Und in der Tat - der Große aus der Sekte der Jenseitsmörder präsentierte seinem hohen Herrn soeben die Gefangene, die Rothaarige, die Wang so gern als Sklavin besessen hätte. Und Eysenbeiß tat geradeso, als sei die Gefangennahme allein und ausschließlich sein Verdienst.
Wang räusperte sich vernehmlich und schritt an Eysenbeiß und dem Mädchen vorbei, um seinen Platz schräg hinter Leonardos Knochenthron einzunehmen, den er als Leibwächter dort innehatte. Wang war der einzige, der sich vor Leonardo nicht zu verneigen brauchte, und das kostete er jetzt aus, straffte sich noch und stand jetzt hochaufgerichtet hinter seinem Herrn, das schwarze Schwert immer noch in der Hand.
Die silberne Gesichtsmaske verriet nicht, ob Eysenbeiß erschrak. Aber er brach mitten in seinen Worten ab und sah Wang an wie einen Geist.
Wang lächelte kalt. Er zeigte auf das noch bewußtlose Mädchen.
»Ich war es, der sie einfing«, sagte er. »Sie mag Dinge über Asmodis wissen, die uns nützlich sind…«
Leonardo drehte den Kopf. Seine Augen loderten und zeigten seine Zufriedenheit.
»Ich weiß genug über Asmodis«, sagte er. »Aber dieses Mädchen hat ein beträchtliches Parapotential. Ich spüre es. Sie ist eine Herausforderung. Ich will versuchen, sie so zu beeinflussen, daß sie zur Waffe gegen Asmodis wird. Doch dazu muß ich mit ihr allein sein, sonst schlägt die magische Energie auch auf euch beide über. Geht, laßt mich mit ihr allein. Ihr alle!«
Das galt auch für die anderen im Saal, für die hier und da postierten Skelettkrieger ebenso wie für den Lautenspieler und die spärlich bekleideten Tänzerinnen, die hier ständig in Bewegung waren, um Leonardo zu ergötzen. Er klatschte in die Hände, und sie huschten davon, verschwanden durch die verborgenen Türfalten in die Nebenräume und Korridore. Leonardos Palast war ein Fuchsbau mit tausend Gängen und Wegen.
Wang Lee ging als Letzter. Er suchte auf direktem Weg seine Unterkunft auf, um sich neu einzukleiden. Währenddessen bemühte sich Leonardo deMontagne um das Mädchen.
Um Janice Brendon, das Mädchen mit den Hexenkräften.
***
Die Explosion hatte die Nachbarschaft aufgeschreckt. So schnell waren Feuerwehr und Polizei wahrscheinlich noch niemals alarmiert worden. Noch schneller allerdings war John Forgot, Reporter einer angesehenen großen Zeitung. Er hatte das Glück, sich zufällig in unmittelbarer Nähe zu befinden, als es knallte, und er hatte seine Kamera wie üblich schußbereit dabei. So konnte er, kaum daß der grelle Blitz verloschen war und die Trümmerreste ausglühten, eine ganze Serie von Fotos schießen.
Sensationell der Mann, der im
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