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0312 - Mumienfluch

0312 - Mumienfluch

Titel: 0312 - Mumienfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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Anblick eines normalen Friedhofes brachte sie nicht aus der Fassung. Was tot war, das kam nie wieder und konnte niemandem gefährlich werden. Geister und Gespenster und Tote, die wiederkehrten, gab es nicht.
    Und der Fluch der Pharaonen war für Gwendolyn Wilson ausgemachter Schwindel. Sie fürchtete sich nicht, die Grabkammer des Tut-anch-Amun zu betreten und sich in aller Ruhe und abseits vor jedem Gedränge von Touristen aus aller Welt die Stückarbeiten an den Wänden und die Malereien zu betrachten.
    Und natürlich auch den goldenen Sarkophag, in dem die Mumie des sehr jung gestorbenen Herrschers wieder ruhten.
    »Gib mir deine Hand, Gwendolyn!« vernahm sie die Stimme ihres Freundes. »Wir müssen jetzt zusammenbleiben, bis wir im Inneren des Grabes sind!« Im gleichen Moment spürte sie, wie die warme Hand von Bruce Mander sich in ihre Handfläche legte. Irgendwie war es doch beruhigend, ihn in der Nähe zu wissen. Ohne es sich zugeben zu wollen spürte Gwendolyn eine eigenartige Spannung, die in der Luft lag. Wie vor einem Gewitter, das sich mit Blitz und Donner entlud…
    Bruce führte sie die Rampe herunter, die zum Eingang des Grabes führte. Dann vernahm sie das leise Klirren von Metall, als Mander das alte Schloß, mit dem das Grab abgesichert war, mit einem Dietrich öffnete. Da das Tal der Könige ständig bewacht wurde verzichtete man auf komplizierte Schließtechniken, die einen professionellen Grabräuber ohnehin nicht aufhalten würden.
    Die ungefügige Gittertür, die den Eingang zum Tut-anch-Amun-Grab verschloß, schwang kreischend auf. Bruce Manders Taschenlampe flammte auf. Der Lichtkegel ließ die Vorhalle des Grabes in schwachem Licht leuchten.
    Gwendolyn erkannte ein Wandgemälde, das Tut-anch-Amun mit der Doppelkrone Ägyptens sowie den Zeichen der Herrschaft, der Geißel und dem Krummstab, zeigte. Ihm gegenüber stand Anches-Amun, seine jugendliche Gemahlin, die fast die gleiche Kopfbedeckung wie ihre berühmte Mutter Nofretete trug. In ein Leopardengewand gehüllt hielt sie dem Pharao eine heilige Uräusschlange entgegen. Einer Theorie nach war es eben jene Anches-Amun, die dafür sorgte, daß ihr königlicher Gemahl in jugendlichem Alter die Totenbarke besteigen mußte. Denn die Priester von Theben sorgten dafür, daß der Sonnen-Kult des Pharao Echnaton verboten und ihre alten Götter wieder verehrt werden sollten. Anches-Amun aber war Echnatons Tochter und verehrte den Gott, zu dem ihr Vater gebetet hatte, weiter. Auch Tut-anch-Amun hatte ihm einst gehuldigt.
    Wie sich heute durch Untersuchungen der Mumie beweisen läßt, wurde Tut-anch-Amun durch zwei Schläge gegen den Hinterkopf getötet. Nur seine Gemahlin hatte die Chance, ihm so nahe zu kommen, um diese Tat zu vollbringen. Der Priester Eje, der danach sich zum Pharao erhob, war Anches-Amuns Großvater und sicher der Anstifter dieser schrecklichen Tat.
    Alle diese Dinge gingen Gwendolyn Wilson durch den Kopf, als Bruce sie an der Hand nahm und in die Vorkammer des Grabes führte. Sie war sehr klein und Gwendolyn war es unverständlich, wie die ganzen Kostbarkeiten des Grabes, die sie im ägyptischen Museum von Kairo gesehen hatte, hier Platz gefunden hatten.
    Inzwischen war es Bruce gelungen, das Gitter zu öffnen, mit dem die eigentliche Grabkammer des Pharao abgesperrt wurde. Normale Touristen konnten nur von Weitem die Goldumhüllung des Sarges in dem Quarzit-Sarkophag sehen, der an den vier Enden mit den Bildern der Totengöttinnen verziert ist.
    Gwendolyn Wilson war ganz in ihre Betrachtungen versunken, als sie Bruce in die eben geöffnete Grabkammer des Pharao zog. Ein Schauer rieselte über ihren Rücken als sie direkt vor dem Sarkophag stand, in dem die sterbliche Hülle des jungen Pharao lag.
    »Der Tod soll den mit seinen Schwingen erschlagen, der die Ruhe des Pharaos stört!« flüsterte sie leise die Worte des Fluches von Tut-anch-Amun.
    »Er kann uns nichts tun, Gwen!« sagte Bruce Mander. »Denn er ist seit mehr als dreieinhalb Jahrtausenden tot. Er ist tot… tot… tot… !«
    Wie unheimliches Echo klang es durch die Grabkammer.
    In diesem Moment schaltete auch Gwendolyn ihre Taschenlampe ein. Doch der Strahl richtete sich nicht auf den Sarkophag, sondern auf die dem Blick der Besucher abgekehrten Seite.
    Hinter dem massigen Sarkophag aus Quarzit erkannte Gwendolyn ein bizarres Wesen von grauschwarzer Farbe. Es glich entfernt einem Insekt. Dürr und langgestreckt hatte es aber nur vier Glieder und der Schädel

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