0312 - Mumienfluch
wußte man nur, daß er bei Merlin, dem weisen Magier von Avalon, auf dessen Burg um Asyl nachgesucht hatte. Die alten Legenden, die behaupteten, daß Merlin ein Kind des Teufels gewesen sein sollte und daß Merlin und Asmodis Brüder seien, erhielten neue Nahrung.
Als Lucifuge Rofocale, Satans Ministerpräsident, dem Höllenkaiser LUZIFER Bericht erstattete und besonders den offensichtlichen Verrat des Asmodis erwähnte, hörte er nur ein »Es ist gut«, das dieses dreigestaltige Höllenwesen mit einem Ton der Befriedigung ausstieß. Nicht mehr und nicht weniger.
Lucifuge Rofocale, der insgeheim befürchtet hatte, daß LUZIFER nun den absoluten Sturm auf Merlins Burg befehlen würde, um den Renegaten zu bestrafen, atmete erleichtert auf. Niemand wußte, wie stark Merlin tatsächlich war und wie er Caermarddhyn, seine unsichtbare Burg, tatsächlich verteidigen würde.
Denn Satans Ministerpräsident wußte nicht, daß Asmodis einmal, als er zurück in die Hölle fuhr, direkt vor LUZIFERS Thron auftauchte. Was aber dort geredet würde, das erfuhr niemand…
Jedenfalls war Leonardo de Montagne, einst Zamorras unseliger Vorfahr aus der Zeit des ersten Kreuzzuges, Teufelsbündler und Schwarzkünstler, jetzt ein echter Dämon. Er hatte einst das Amulett Zamorras besessen und verstand es auch, zu benutzen. Das Amulett, das sonst gegen die Wesen der Schwarzen Familie tödlich war, unterwarf sich seinem Willen.
»… und das wird es auch weiterhin tun. Auch jetzt, wo ich ein Dämon bin!« sagte Leonardo selbstzufrieden hinter seinem Schreibtisch und ließ den Blick, den er durch die Augen des Dämons gleiten ließ, erlöschen. Doktor Halak interessierte ihn jetzt nicht weiter. Die drei Dämonen wesen würden ihn nach Kairo bringen und vor dem Ägyptischen Museum absetzen. Danach würden sie im Nichts vergehen. Bis Doktor Halak alles durchschaut hatte und bis er zurück war, mußte Zamorra schon längst tot sein. Die Dämonenwesen wußten, daß auf dem Weg bis Kairo diverse Autopannen mit eingebaut wurden. Drei Tage hatte Leonardo zur Verfügung.
Diese drei Tage mußten genügen…
Das Telefon begann zu läuten. Leonardo de Montagne nahm ab.
»Das Gespräch nach Frankreich, Doktor Halak!« hörte er Miriams Stimme.
Dann ein Knacken in der Leitung. Die Verbindung wurde geschaltet.
»Château Montagne, Duval!« meldete sich eine weibliche Stimme am anderen Ende der Leitung.
»Zamorra soll kommen!« sagte Leonardo. »Wenn er seine beiden Freunde Michael Ullich und Carsten Möbius wieder sehen will, soll er hierher nach Luxor kommen!«
»Und mit welchem Verbrecher habe ich das zweifelhafte Vergnügen?« ließ sich Nicole Duval, Professor Zamorras Lebensgefährtin und Mitkämpferin gegen das Böse vernehmen. Geistesgegenwärtig schaltete sie das Tonband auf »Aufzeichnung«, denn Zamorra drehte eben seine Kreise im Swimming-Pool, um sich körperlich fit zu halten.
»Er wird es erkennen, wenn er hier ist!« sagte Leonardo. Dann legte er auf. Der Dämonenfürst zweifelte nicht daran, daß Nicole den Mann, den Freund und Feind den »Meister des Übersinnlichen« nannten, sofort verständigen würde. Genau so wenig war es eine Frage, daß Zamorra sofort kommen würde.
Doch bis er kam, mußten gewisse Dinge erledigt sein. Denn Leonardos Plan wies noch einige Schönheitsfehler auf.
Immerhin hatte er Michael Ullich und Carsten Möbius noch nicht in seiner Gewalt. Doch er hatte schon gewisse Pläne, wie er sie bekommen konnte.
Die lebendige Mumie des Nefru würde ein williges Werkzeug abgeben…
***
»Hier herüber!« rief Bruce Mander halblaut. »Das Grab mit der Nummer 62 ist das Grab des Tut-anch-Amun!« Wie ein schattenhafter Geist kam Gwendolyn Wilson zu ihm herüber. Die Eingänge zu den Königsgräbern waren so einfach gearbeitet, daß man nahe herangehen mußte, um sie tatsächlich anhand der Grabnummer zu lokalisieren. Das Mädchen hatte das gesuchte Grab mit der letzten Ruhestätte des Pharao Sethos verwechselt.
Gwendolyn ging hinüber zu ihrem Freund und schimpfte, wenn sie in der Dunkelheit über einen der Steine stolperte, die überall herum lagen. Die Taschenlampen wollten sie nur im äußersten Notfall benutzen. Denn es war möglich, daß der Schein von den Polizeieinheiten gesehen wurde, welche die Straßen ins Tal der Könige abriegelten.
Gwendolyn Wilson hatte keine Furcht. Weder vor der Nacht noch vor der Nähe der Gräber. Zu weit war der Totenkult der alten Ägypter für sie entfernt - doch auch der
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