0313 - Im Lager der Löwenmenschen
besinnungslos am Boden, und Hole Hohle stand am Rand des Daches und starrte in das mit den Augen kaum zu durchdringende Halbdunkel.
Haagards dumpfer Groll, ausgelöst von Durst und Übermüdung, richtete sich gegen Hole Hohle. Der Sergeant wußte, daß Hohle alles tat, um sie zu retten, aber diese Überzeugung genügte nicht, um den immer stärker werdenden Wunsch nach Auflehnung zu unterdrücken.
„Drei Männer finden schneller etwas als zwei", sagte er zornig. „Warum lassen Sie mich nicht ebenfalls losfliegen und nach Wasser suchen?"
Hohle wartete einige Zeit mit seiner Antwort, als hoffte er, daß Haagards Erregung sich inzwischen legen würde.
„Jemand muß bei Overmile bleiben". sagte er dann.
„Hätte ein Mann nicht genügt, um den Kranken zu beaufsichtigen, Major?" fragte Haagard.
„Ich habe nichts dagegen, wenn Sie Ihre eigene Meinung vertreten, Sarge", sagte Hohle sanft.
„Wenn Sie jedoch Ihren Unwillen mit unüberlegten Äußerungen abreagieren wollen, müssen Sie damit rechnen, daß ich entsprechend reagiere. Halten Sie es nicht für vernünftig, daß Sie zurückbleiben, um ein Bindeglied zu den beiden anderen Männern herzustellen, wenn diese in Gefahr geraten?"
„Auf mich brauchen Sie keine Rücksicht zu nehmen", sagte Overmile unvermittelt. „Fliegen Sie beide los. Ich kann hier warten."
„Nein", lehnte Hohle ab. „Sie sind zu schwach, um sich nötigenfalls allein verteidigen zu können."
Nach ungefähr einer Stunde kehrten Olney und Lloyd niedergeschlagen zurück.
„Die Generale haben alle Hallen ausgeräumt", berichtete Olney. „Es sind keine Wasseranschlüsse zu finden."
Haagard seufzte. Das bedeutete, daß sie weiterfliegen mußten, ohne eine längere Pause einlegen zu können.
Plötzlich hörte Haagard ein Summen. Es kam aus der Richtung der großen Industriegebiete und wurde zunehmend lauter. Daran, daß Olney keine Antwort erhielt, erkannte der Sergeant. daß auch die anderen den Lärm wahrnahmen.
„Spüren Sie fremde Bewußtseinsströmungen?" wandte sich Hole Hohle an Fellmer Lloyd.
„Nein", sagte der Mutant. „Das Geräusch hört sich jedoch so an, als sei irgendein Flugkörper hierher unterwegs."
Obwohl er nichts sehen konnte, hob Haagard den Kopf. Er fragte sich, was da herangeflogen kam, und unbewußt stellte er sich einen dunklen, mächtigen Körper vor, der durch die Nacht huschte und seinen Lärm als Drohung vorausschickte. Das Brummen wurde leiser, aber als Haagard aufatmete, verstärkte es sich wieder.
Es kreist über uns, dachte der Sergeant.
Dann fingerte ein goldener Lichtstrahl durch die Dunkelheit.
„Hinwerfen!" schrie Hohle.
Haagard ließ sich zusammensacken, während das Licht über den Sumpf wanderte und alles: Schlick, Morast, Gasblasen, Fäulnis und die Gebäude in grelle Helligkeit tauchte. Die Luft, von unerklärlicher Elektrizität gefüllt, schien plötzlich zu knistern. Haagard atmete mühsam. Er barg den Kopf in den Armen, und in ihm war der Urinstinkt des gehetzten Wesens, das wie gelähmt darauf wartete, daß der Raubvogel herabstürzte, um seine Klauen in den Körper des Opfers zu bohren.
Das Licht erreichte das Dach, brach sich an zahllosen Erhöhungen und glitt über die fünf Männer hinweg.
„Es sind Flugroboter!" rief Hohle. „Ein ganzer Schwarm."
Wish Haagard drehte sich zur Seite. Über ihm kreisten einige ovale Metallkörper. Sie waren über zwei Meter lang und etwa vierzig Zentimeter breit. An beiden Enden trugen sie starke Scheinwerfer. Da die Roboter in unterschiedlichen Hohen flogen, beleuchteten sie sich gegenseitig.
Die Minuten verstrichen, und die Roboter kreisten noch immer über dem verlassenen Industriegebiet.
„Warum greifen Sie nicht an?" fragte Haagard nervös.
„Wahrscheinlich handelt es sich nur um Suchroboter, die auf die nachfolgenden Kampfeinheiten warten", vermutete Olney.
„Der Leutnant könnte recht haben", sagte Lloyd. „Wir dürfen nicht länger hierbleiben."
„Wenn wir fliegen, folgen uns die Suchroboter", wandte Hohle ein. „Ich glaube kaum, daß wir schnell genug fliehen können, um sie abzuschütteln. Außerdem ist es für Overmile besser, wenn wir hierbleiben."
Haagard stand auf. Er bezweifelte nicht, daß die Roboter empfindliche Ortungsgeräte besaßen, mit deren Hilfe sie die fünf Flüchtlinge längst entdeckt hatten. Er versuchte, die Roboter zu zählen. Es waren mindestens zwanzig. Während er sie beobachtete, entfernten sie sich von den alten Hallen. Kurz darauf erloschen
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