0314 - Die schwarze Macht
im Entstehen begriffenen Welt aufhielt, die jemand zu gestalten versuchte. Aber wer dieser Jemand war…
Dieser Gegner, dem er gegenübergestanden hatte, war zumindest kein MÄCHTIGER gewesen. Denn dann hätte Asmodis die Auseinandersetzung nicht überstanden.
Auch sein eigener Alterungsprozeß hörte endlich auf. Aber der Fürst erkannte, daß er sich das nicht selbst zuzuschreiben hatte. Das, was durch seinen Gegner immer noch nachhaltig auf ihn eingewirkt hatte, war aus der Ferne gestoppt worden.
Der ehemalige Dämonenfürst nahm eine Beschwörung vor. Er riskierte damit, daß andere wieder auf ihn aufmerksam wurden. Aber andererseits konnte er so vielleicht feststellen, wo er sich befand. Erstaunlicherweise wurde seine Magie nicht von fremden Einflüssen gehemmt. Asmodis versuchte eine Lokalisierung. Und als er erkannte, wo er sich befand, da war es gerade so, als treffe ihn ein Hammerschlag vor die gehörnte Stirn.
Er kannte diese schwarze Welt, dieses Nichts, in dem etwas zu entstehen begann. Er hatte sie zwar nie selbst betreten, aber das machte doch nichts aus. Er wußte trotzdem, wo er sie einzuordnen hatte.
Es war eine Art Falte neben dem Universum. Eine Mini-Dimension, in der sich bis vor kurzem noch Leonardo deMontagne aufgehalten hatte. Hier hatte der Montagne, der jetzt auf dem Höllenthron saß, sein Versteck gehabt, von hier aus hatte er seine Fäden gesponnen und seine Schergen ausgesandt. Hier hatte seine geheime Festung gestanden.
Zamorra war es gelungen, diese Dimension zu zerstören. Aber er hatte Leonardo damit nicht schaden können, denn der Montagne war bereits umgesiedelt.
Jetzt hatte jemand das zerstörte Nichts gefunden, das Loch zwischen den Welten, und begann es für sich zu erobern und zu füllen.
Er baute die Dimension völlig neu auf, so klein sie auch war. Und er machte es in einer Art und Weise, die gefährlich war. Merlin hatte es bis in die abgeschirmten Zonen von Caermardhin bemerkt. Ein Tor war entstanden, jetzt wohl schon ein zweites. Und jedes neue Tor vergrößerte die Erschütterungen und bewirkte weitere Veränderungen der Magie. Asmodis mochte jetzt nicht in Merlins Haut stecken.
Denn Merlin war gegen diese Kräfte weitaus anfälliger als der Dämonenfürst, der Zehntausende von Jahren mit schwarzen Mächten gearbeitet hatte.
»Ich muß«, murmelte Asmodis, »herausfinden, wer dahintersteckt. Der komische Vogel mit seinen Spiegel-Fähigkeiten kann nur eine Strohfigur sein. Die MÄCHTIGEN bauen diese Welt auf. Aber ist es nur einer, oder ist es der Auftakt zum Großangriff?«
Er beschloß, das, was inzwischen entstanden war, zu erforschen.
Nur so konnte er Angriffspunkte finden.
Und er hoffte, daß ihm noch genug Zeit dazu blieb.
***
Zamorra stürzte sekundenlang durch das schwarze Nichts. Dann fand er festen Boden unter seinen Füßen. Er kauerte sich unwillkürlich nieder, um einem möglichen Gegner keine Angriffsfläche zu bieten, und sah sich um.
Schwärze überall.
Aber nicht allzuweit entfernt sah er eine bizarre, dunkelgrau verwaschene Landschaft. Da waren Häuser… aber alles schien unwirklich und fremdartig. Und doch war da etwas Vertrautes. Er konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, schon einmal hier gewesen zu sein.
Da mußte es hier aber völlig anders ausgesehen haben.
Er wandte sich um, versuchte, auf demselben Weg wieder zurückzukehren, auf dem er gekommen war. Aber es gelang ihm nicht. Er hatte keine »Rückfahrkarte«. Das Tor hinter ihm blieb geschlossen.
Denn die ALBATROS war längst aus dem Übergangsbereich…
Der Parapsychologe war also erst einmal in dieser anderen Dimension gefangen. Unwillkürlich griff seine rechte Hand zur Brust, wo das Amulett hing – gehangen hatte! Siedendheiß fiel es Zamorra ein, daß Merlins Stern im Flugzeug lag! Und er besaß nicht einmal den Dhyarra-Kristall oder das Schwert Gwaiyur! Auch das befand sich in der ALBATROS!
»Warum zum Henker«, knurrte er, »habe ich die Dinger eigentlich erst herbeigeschafft, wenn sie jetzt doch außer Reichweite sind?«
Ihm blieb nur die Hoffnung, daß Nicole und Gryf rekonstruierten, wie er hierher verschwunden war, und das Tor wieder anflogen und öffneten. Es schien von Zeiten unabhängig zu sein, denn sonst hätte es sich jetzt nicht geöffnet. Es brauchte also nicht unbedingt die Nachmittagsmaschine Frankfurt-London zu sein, sondern jedes andere Flugzeug, das genau diese Stelle passierte.
Warum ausgerechnet hier in der Luft über Europa?
Warum nicht?
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