0314 - Die schwarze Macht
Sid Amos begleitete ihn. Zamorra wußte nicht, ob er darüber erfreut sein sollte oder nicht. Schon einmal hatte er gezwungenermaßen Seite an Seite mit Asmodis kämpfen müssen, damals im Raumschiff der DYNASTIE DER EWIGEN. Damals hatte Asmodis sein eigenes Süppchen gekocht und Zamorra zum Schluß doch noch hereingelegt. Würde er dieses Rezept jetzt erneut anzubringen versuchen?
Zamorra wußte, daß Asmodis mit allen Tricks arbeitete. Tat es Sid Amos ihm gleich?
Er mußte es einfach darauf ankommen lassen. Er konnte Sid Amos nicht fortschicken. Der Bursche ging einfach nicht…
Zamorra ließ sich von den Augenzeugen erzählen, auf welche Weise Nicole und Gryf verschwunden waren.
»John Todd«, sagte Asmodis trocken. »Deine Theorie stimmt. Er hat sich Para-Potentiale geholt. Gleich zwei auf einmal.«
Zamorra ballte die Fäuste. Er fühlte sich so entsetzlich hilflos. Es gab keine Möglichkeit, einzugreifen, keinen Ansatzpunkt. Sie tappten halbblind im Dunkeln. Eine Schreckensvision stieg vor ihm auf: er sah Nicoles Leichnam in jener Londoner Straße liegen, kalt und tot wie Jill Anderson.
Und Gryf…
Alles in ihm drängte danach, sich mit einem wilden Schrei Luft zu verschaffen. Aber das würde ihm auch nicht weiterhelfen. Wenn nur die Magie nicht blockiert wäre! Aber diesmal leistete der Feind ganze Arbeit. So gründlich wie niemals zuvor.
Zamorra hatte gehofft, wenigstens Amulett und Dhyarra-Kristall noch vorzufinden, aber beides war verschwunden. Nur der Ju-Ju-Stab war noch im Flugzeug. Aber der würde ihm auch nichts nützen. Der Ju-Ju-Stab war nur eine Waffe gegen reinrassige Dämonen.
Gegen die MÄCHTIGEN konnte das nicht klappen.
Zamorra wußte, daß der Stab längst noch nicht alle seine Geheimnisse offenbart hatte. Einmal war es Zamorra damit gelungen, das Amulett zur Loyalität zu zwingen, als es sich durch Leonardos Einfluß gegen ihn selbst gewandt hatte. Der Stab ließ sich also auch in Verbindung mit anderen magischen Waffen für andere Zweck als seine hauptsächliche Bestimmung einsetzen. Aber in diesem Fall war es weniger als eine verzweifelte Hoffnung. [4]
Es wäre ein zu großer Zufall…
Dennoch holte Zamorra den Stab aus der ALBATROS. Er umklammerte ihn, als wolle er ihn zerbrechen. Als der Stab Sid Amos gewahrte, begann er heftig in dessen Richtung auszuschlagen.
»Pack das verdammte Ding weg!« knirschte der Ex-Fürst der Finsternis. »Ich kann’s nicht leiden. Ist das dein Dank für Bündnistreue? Das Biest bringt mich um!«
Zamorra zwang den Stab, sich zurückzuhalten. Aber es war schwer. Der Stab tobte in seiner Hand und wollte sich befreien, um Asmodis zu vernichten.
»Moment mal«, sagte Zamorra plötzlich. Er hatte sich etwas von dem Ex-Fürsten entfernt. Nachdenklich betrachtete er den Stab, den er krampfhaft festhalten mußte. Etwas in Zamorras Unterbewußtsein raunte ihm zu: Laß den Stab gewähren und Asmodis vernichten. Eines Tages würde er dich doch verraten… Teufel bleibt Teufel!
Aber Zamorra wehrte sich dagegen. Warum sollte nicht auch ein abtrünniger Dämon seine Chance bekommen?
Aber da war noch etwas.
Der Ju-Ju-Stab selbst! Wie konnte er so unglaublich aktiv sein, wenn doch die Weiße Magie inzwischen schon fast vollständig blockiert, lahmgelegt war? Der Stab war so gut wie überhaupt nicht beeinträchtigt!
Zamorra pfiff leise durch die Zähne. Sollte das die Chance sein, die er brauchte?
Er winkte einen der Leute in Schutzanzügen heran, den, der die präziseste Beschreibung der Entführung gegeben hatte. »Zeigen Sie mir genau die Stelle, an der dieser Mister Todd aus dem Nichts erschien«, verlangte er. »Möglichst auf den Zentimeter genau!«
Der Mann bemühte sich zu erinnern. Immerhin blieb ein Unsicherheitsfaktor von zwei Metern in allen Richtungen. Aber Zamorra hoffte, daß es genügen würde.
»Was hast du vor?« fragte Sid Amos aus der Ferne.
Zamorra lächelte grimmig.
»Aufräumen«, sagte er. »Gründlich aufräumen.«
Und er hob den Stab und tastete nach dem Tor in die Schwärze.
***
»Zamorra greift ein«, berichtete ein dämonischer Beobachter. Leonardo hörte es mit Wohlgefallen. »Zamorra scheint eine Möglichkeit gefunden zu haben, der Schwärze zu begegnen. Er wechselt durch ein Tor in eine andere Dimension. In die Schwärze hinein, um sie von innen heraus zu bekämpfen.«
»Auf die Idee wäre ich auch gekommen«, fauchte Leonardo. »Ich zweifele aber, daß er etwas ausrichten kann. Auch seine Magie ist doch inzwischen
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