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0314 - Höllentage für uns G-men

0314 - Höllentage für uns G-men

Titel: 0314 - Höllentage für uns G-men Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Höllentage für uns G-men
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versuchte mit den halb zusammengekniffenen Augen die Dunkelheit zu durchdringen.
    Das Gebäude unter der Brücke lag halb links von mir.
    Ich tappte langsam und auf Geräuschlosigkeit bedacht, darauf zu.
    Als ich es erreicht hatte und die Hand prüfend auf die Mauer legen wollte, fühlte ich das raue Holz eines Eisenbahnwagens.
    Ich war am Ziel.
    Ich legte ein Ohr an die Wand und lauschte.
    Entweder schluckte die Waggonwand jedes Geräusch oder drinnen war es absolut still.
    Ich wartete.
    Endlich ertönte im Westen, die Länge des Wagens von mir entfernt, das leise Miauen einer streunenden Katze. Phil hatte also ebenfalls das Ziel erreicht.
    Noch vorsichtiger als bisher tastete ich mich vorwärts, umrundete die nach Nordosten zeigende Ecke des Wagens und schob mich langsam an der auf die Bronx blickenden Seite des Waggons entlang.
    Ungefähr in der Mitte traf ein kaum gehauchtes: »Cotton?«, mein Ohr. Ebenso leise antwortete ich mit: »Verlaine?« Die kaum vernehmbare Erwiderung des Lieutenants bestätigte seine Anwesenheit.
    Ein paar Sekunden später erschien auch Phil. Wir steckten die Köpfe so dicht zusammen, dass ein leises Raunen zur Verständigung genügte.
    »Bei mir steht kein Posten«, sagte Phil.
    »Bei mir auch nicht«, sagte Verlaine.
    »Und bei mir auch nicht«, ergänzte ich. »Auf die Rückseite brauchen sie keinen zu stellen, denn aus dem Harlem klettert nachts um diese Zeit bestimmt keiner. Bleibt also höchstens die Möglichkeit, dass sie einen Mann im Wagen haben.«
    »Oder dass die ganze Bande drinsitzt«, hauchte Phil. »Wie viel es nun auch sein mögen.«
    »Wir müssen es eben versuchen«, schlug ich vor. »Haltet eure Pistolen bereit. Ich werde mit der Lampe die Tür ableuchten. Irgendwie muss man schließlich reinkommen.«
    Mit der hohlen Hand blendete ich die Lampe so ab, dass nur ein sehr schmaler Streifen von Licht zwischen meinen Fingern hindurchfiel. Der aufgebockte Wagen hatte eine breite Schiebetür, die aber mit einem schweren Riegel verschlossen war. Riegel und Krampe an der Waggonwand hatten ein Loch, durch das ein Vorhängeschloss gehängt war und das Auseinanderziehen verhinderte.
    Ich tastete mich näher zu der Schlossseite hin. Wenn sie die Schiebetür mit dem Vorhängeschloss von außen gesichert hatten, konnten jedenfalls nicht alle Bandenmitglieder im Wagen sein. Plötzlich schoss mir ein Gedanke durch den Kopf. Ich ballte die Faust und schlug mit den Knöcheln zweimal leise gegen die Tür. Das Geräusch wirkte in der anhaltenden Stille irgendwie alarmierend auf unser aller Nervensystem.
    Ich spürte, wie mir das Herz bis in den Hals hinaufschlug.
    Aus dem Wagen kam keine Antwort. Ich klopfte noch einmal, brachte meinen Mund an den schmalen Spalt zwischen Tür und Waggonwand und rief gedämpft hinein: »Aufmachen! Ich bin’s, Kujanowicz! Nun seid vernünftig! Es ist was passiert!«
    Ich wartete. Aber entweder fielen sie auf meinen Bluff nicht rein oder es war niemand im Wagen. Ich wollte mich umdrehen, als es mich heiß und kalt überlief. Selbst wenn ein paar Leute da drin waren, wie hätten sie mir denn öffnen können, da doch alles von außen verschlossen war? Hatte ich mich selbst verraten?
    Bange Sekunden lang lauschten wir reglos. Dann zog ich meine eigene Pistole, schob den Lauf zwischen Schloss und Bügel und wuchtete ein paar Mal. Nun war Lärm nicht länger zu vermeiden. Aber das Schloss widerstand.
    »Schießen«, sagte Phil lakonisch.
    Ich trat auf die Seite, wo er mit Verlaine stand, sodass ein Querschläger in die andere Richtung abprallen musste, zielte und drückte zweimal ab. Das Schloss war aus Eisenteilen zusammengenietet, aber aus so kurzer Entfernung leistet eine 38er allerlei. Es war nicht mehr schwierig, den Bügel auszubrechen.
    Wir schoben die nur schwer gleitende Tür auf. Es quietschte erbärmlich. Rollen und Gleitschienen hatten seit Jahren kein Öl mehr gesehen. Phil sprang als erster hinauf. Ich folgte. Verlaine kam als letzter.
    Ich ließ den Lichtschein der Lampe über die beiden Sitzbänke streifen, Phil sprang vor. Dann blieben wir wie erstarrt stehen.
    ***
    »Stop!«, röhrte Susskind und sprang an Spine und dem Sergeant vorbei hinaus auf die Straße. Seine Stimme dröhnte wie durch ein Dutzend Lautsprecher: »Lemy! Komm her!«
    Hutchenrider blickte zögernd von dem Vater auf den Sohn, der aus dem Fenster im Höchparterre gesprungen war, als sie gerade das Haus betreten hatten. Der Junge hielt eine Pistole in der Hand, stand mitten auf

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