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0314 - Höllentage für uns G-men

0314 - Höllentage für uns G-men

Titel: 0314 - Höllentage für uns G-men Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Höllentage für uns G-men
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Kind mehr.«
    Die schmalen Schlitze seiner Augenlider öffneten sich. Die angespannte Haltung seines Körpers lockerte sich ein wenig. ■'
    »Ich bin erwachsen«, sagte er schrill und trotzig.
    Hutchenrider machte einen Schritt nach vorn.
    »Das weiß ich noch nicht«, erwiderte er. »Erwachsene sehen ein, wenn sie etwas falsch gemacht haben. Es sei denn, dass sie verrückt wären.«
    Er tat den nächsten Schritt.
    »Ich will nichts weiter als die Pistole und die Munition«, versicherte er. »Dann gehst du wieder zu Bett und ich troll mich.«
    »Sie wollen mich nicht einsperren?«
    Hutchenrider lachte leise, während er langsam weiterging.
    »Du solltest aber doch wissen, dass man nur aufgrund eines Haftbefehls eingesperrt werden kann«, erklärte er. »Und wo sollte ich denn mitten in der Nacht einen Haftbefehl hernehmen?«
    Der Junge presste die Lippen fest aufeinander. In seinem Gesicht zuckte es. Auf einmal rollten zwei große Tränen die Wangen herunter.
    »Immer wird man nur herumgeschubst«, schluchzte er. »Keiner nimmt einen ernst, keiner nimmt einen für voll! Nur wenn man eine Kanone in der Hand hat, da haben sie auf einmal alle Respekt! Sogar der da!«
    Er zeigte mit der Waffe auf seinen Vater. Hutchenrider spürte, wie sich seine Kopfhaut zusammenzog und etwas eiskalt seinen Rücken hinablief. Ein paar Herzschläge lang stand der Lauf der Pistole wie eine tödliche Drohung auf den stämmigen Mann gerichtet.
    »Du solltest'aber wirklich nicht unfair sein«, sagte Hutchenrider mit einem leisen Kopfschütteln. Und dabei trat er einen Schritt vor. »Ein Vater muss sich schließlich auch erst mit dem Gedanken vertraut machen, dass sein Sohn anfängt, erwachsen zu werden. Kannst du dir vorstellen, dass ich bis auf den heutigen Tag nicht so richtig glauben möchte, was doch jeder sieht: nämlich, dass ich ein alter Mann bin?«
    Er trat den letzten Schritt vor und legte den linken Arm auf die Schulter des Jungen.
    »Sieh mich doch an«, sagte er. »Ich bin ein alter, wackliger Bursche, aber bis man sich mit so einer bitteren Erkenntnis abgefunden hat, dauert es eine Weile!«
    »Wenn er mich noch einmal schlägt, tue ich sonst was«, flüsterte der Junge heiser. »Da, nehmen Sie das verdammte Ding! Und hier sind die Patronen.«
    Aus der Hosentasche brachte er den Karton zum Vorschein. Hutchenrider steckte beides ein. Der Junge weinte unhörbar vor sich hin.
    »Schon gut«, sagte der Sergeant weich. »Schon gut. Du wirst bald völlig erwachsen sein, und ich werde bald ein nutzloses, altes Eisen sein. Das ist der Lauf der Welt, mein Junge…«
    Jim Spine zog sein Taschentuch und trocknete sich die Stirn ab. Himmel, dachte er, Himmel, was ist das für ein Mann! Daneben verblassen Riesen…
    ***
    »Los, das Messer!«, rief Phil und hielt mir die ausgestreckte Hand hin.
    Ich griff in die linke Hosentasche, fand das Taschenmesser nicht, bekam vor Wut einen roten Kopf und fand es endlich in der rechten Tasche. Während ich es auf klappte, nestelte Phil an dem Knoten des Tuches, das man dem Mädchen vor den Mund gebunden hatte.
    Ich schob das Messer vorsichtig unter den Lederriemen, mit dem ihre Handgelenke auf dem Rücken zusammengebunden waren, und mit ein paar raschen Schnitten hatte ich den Riemen entzwei.
    »Holen Sie einen Arzt!«, rief ich Verlaine zu. »Und sehen Sie zu, dass Sie das Sauerstoffgerät mitbringen können!«
    »Okay!«
    Verlaine sprang zum Wagen hinaus.
    Draußen entfernten sich seine Schritte schnell. Durch die offene Tür drang das graue Licht der Morgendämmerung herein. Meine Taschenlampe lag auf der hinteren Sitzbank und leuchtete nur ungenügend. Wir betteten das Mädchen auf den Fußboden. Ich nahm ihren Kopf zwischen die Knie, schob ihr die Hände unter den Kopf und drückte beide Daumen so gegen ihre Wangen, dass sie auf den Unterkiefer einen starken Druck ausübten, der endlich dazu führte, dass sie den Mund öffnen musste.
    Phil hatte sich inzwischen die Lampe geholt. Er leuchtete in den Mundraum des Mädchens.
    »Der zweite Knebel, den man ihr in den Mund gesteckt hatte, muss ihr in den Hals gerutscht sein, als sie schlief«, brummte er, schob zwei Finger zwischen ihren Zähnen hindurch und schloss die Augen, um sich ganz auf seinen Tastsinn zu konzentrieren.
    Gleich darauf zog er ein rot und blau kariertes, nasses Tuch aus ihrem Mund. Zugleich kam ein gurgelnder, pfeifender Laut aus ihrer Kehle.
    »Atemübungen!«, rief Phil.
    Ich machte mich an die Arbeit. Nach ein paar Minuten lief

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