0315 - Medusas Schreckensnacht
die Radventile und ließ die Luft herunter. Damit war zumindest im Falle einer Entdeckung eine Verfolgung mit diesen Fahrzeugen unmöglich. Ob das aber gegen die magischen Möglichkeiten Leons und Parkers und der beiden Medusa-Kopien half, blieb eine andere Frage.
Monica trat wieder ins Freie.
Sie sah, wie Uschi über den Vorplatz auf die Privatstraße zulief.
Da setzte sie sich selbst in Bewegung, rannte hinter ihrer Schwester her.
Im gleichen Moment ertönte der Schrei.
»He! Stehenbleiben! Was soll das?«
Monica fuhr herum. Und sie sah, wie Parker aus dem Haus trat – und sofort auf sie zurannte.
Die Flucht war entdeckt!
***
Zamorra riß die Wagentür auf. »Was machen Sie in unserem Fahrzeug?« fragte er grimmig.
»Er war nicht abgeschlossen«, sagte die Rothaarige.
Zamorra stutzte und wechselte einen schnellen Blick mit Nicole.
Sie wußten beide, daß der Wagen abgeschlossen gewesen war!
Die Rothaarige schraubte sich aus dem Fahrzeug. »Ihr sucht den Schlangenmann, nicht wahr?« fragte sie. »Ich habe euch vorhin dar- über reden gehört. Vielleicht kann ich euch helfen.«
»Doch bestimmt nicht aus purer Menschenfreundlichkeit«, sagte Zamorra.
»Vielleicht aus Eigennutz«, sagte die Rothaarige. »Vielleicht möchte ich überleben. Ich bin Jackie.«
»Ich glaube dir kein Wort«, sagte Zamorra. Er konnte deutlich spüren, daß etwas nicht stimmte, und das hing nicht nur mit dem geöffneten Wagen zusammen. Da war mehr, aber er konnte nicht erkennen, was.
»Ich habe den Schlangenmann gesehen«, sagte Jackie.
Zamorra sah Nicole, dann die Zwillinge an. Die beiden nickten, Nicole zeigte Skepsis.
»Und warum kommst du damit zu uns?« fragte Zamorra. »Warum gehst du nicht zur Polizei!«
»Weil ihr Geisterjäger seid. Ihr habt euch über den Schlangenmann unterhalten. Und vielleicht kann ich euch zeigen, wo ihr ihn finden könnt.«
»Schlangenmann«, sagte Zamorra nachdenklich. Jackie verwendete immer den gleichen Begriff. Die Zwillinge hatten abwechselnd von Schlangendämon und Werschlange geredet. Eine winzige Unstimmigkeit, aber sie fiel dem Professor auf.
Was ihm ebenfalls auffiel, war, daß die Rothaarige das Gespräch mit den Zwillingen unmöglich belauscht haben konnte. Dort, wo sie sich auf der Freifläche aufgehalten haben, gab es keine Möglichkeit für einen Lauscher, sich zu verbergen, und aus der Entfernung hatte man die Unterhaltung nicht verstehen können, so leise hatten sie draußen gesprochen.
Zamorra witterte eine Falle.
»Wohin also?« fragte er.
»Was wohin?«
»Wohin müssen wir, um den Schlangendämon zu finden?«
»Fahrt einfach hinter mir her.« Jackie machte Anstalten, auf ihren Cadillac zuzugehen. Zamorra schüttelte den Kopf. »Wir müssen erst zum Motel zurück«, sagte er. »Ich muß meine Ausrüstung vervollständigen, und ich bin nicht sicher, ob ich Lust habe, deinem verwegenen Fahrstil zu folgen. Es kann also passieren, daß wir uns verlieren. Du steigst bei uns ein.«
»Ich denke gar nicht daran. Ich fahre voraus«, bestimmte Jackie energisch. »Außerdem bin ich lieber mit meinem eigenen Wagen unterwegs.«
»Laß sie«, sagte Nicole. »Sie soll uns sagen, wo das Ziel ist.«
»Wir fahren zu Leon’s Landsitz«, sagte Jackie. »Leon weiß mehr über den Schlangenmann.«
»Leon«, wiederholte Zamorra. »Ist das nicht der Bursche, der Parties feiert?«
»Genau der.«
»Na gut. Wo finden wir den Landsitz? Verdammt, laß dir nicht jede Einzelheit aus der Nase ziehen, Mädchen, sonst verliere ich das Interesse an der ganzen Geschichte und fliege nach Frankreich zurück.«
Er bluffte. Sein Interesse wuchs von Minute zu Minute. Die Unstimmigkeiten reizten ihn. Er wollte herausfinden, warum Jackie log. Er glaubte ihr immer noch kein Wort.
»Ich heiße nicht Mädchen, sondern Jackie«, protestierte die Rothaarige heftig. Sie rasselte eine Adresse herunter. Zamorra sah die Zwillinge an. Die nickten. »Wir wissen, wo es ist«, sagte Uschi:
»Schließlich waren wir ja gestern da.«
»Dann los. Wer von euch beiden«, und Zamorra sah die Zwillinge fragend an, »fährt im Cadillac mit?«
»Wozu soll das schon gut sein?« fragte Uschi.
»Überwachung dieser rothaarigen Schönheit«, sagte Zamorra. »Jackie, ich traue dir nicht über den Weg. Etwas an deiner Story ist faul.«
»Erlaube mal!« fuhr sie auf.
»Ich erlaube gar nichts. Wir fahren jetzt los.« Er öffnete die beiden rechten Türen des Mercedes und ließ Nicole vorn und Monica hinten einsteigen.
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