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0315 - Wenn der Totenvogel schreit

0315 - Wenn der Totenvogel schreit

Titel: 0315 - Wenn der Totenvogel schreit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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den oft sehr langen Vorhängen, die mit Stuck verzierte Decke, all dies fanden wir auch wieder. Bis auf eine Kleinigkeit, die diesen Raum von ähnlichen unterschied.
    Es waren die Tiere.
    Vielleicht mehr Köpfe, die an den Wänden hingen. Ausgestopfte Vogelköpfe.
    Ich hatte hinter mir die Tür wieder zugedrückt. Lady Sarah war einen Schritt vorgegangen und ebenfalls stehen geblieben, um sich umzuschauen. Sie hob die Schultern, blickte mich an und flüsterte:
    »Das ist ein Ding, nicht wahr?«
    »Du meinst die Köpfe?«
    »Ja.«
    Ich fügte ein Nicken hinzu. Der Anblick war in der Tat seltsam, und er ging unter die Haut. Dabei dachte ich nicht einmal an die Köpfe an sich, sondern eher an die Augen der Vögel. Ich drehte mich noch einmal um und sah über der Tür ebenfalls einen ausgestopften Vogelkopf.
    Und die Augen.
    Der scharf gekrümmte Schnabel wies auf den Kopf eines Adlers hin, aber die Augen wirkten wie zwei ineinander gesteckte gläserne Perlen mit der äußeren hellen Umrandung und der dunklen Pupille in der Mitte.
    Waren sie tot, oder lebten sie?
    »Der Totenvogel«, hörte ich Sarah Goldwyns Stimme. »John, wir sind hier in einem Vogelhaus…«
    »Scheint mir auch so. Der Baron muss ein wahrer Sammler sein.«
    Ich hatte noch nie so viele ausgestopfte Vögel und Vögelköpfe auf einmal gesehen. Wer sich so etwas hinstellte, musste einen Vogeltick haben.
    Ich dachte natürlich wieder an den Totenvogel. Befand er sich vielleicht darunter?
    Mit behutsam gesetzten Schritten ging ich tiefer in den Raum.
    Lady Sarah hatte ihre Brille aufgesetzt. Sie schaute sich um, wobei ihr Mund offen stand.
    Auch über dem Kamin stand ein Vogel, ein weißer Schwan. Es sah aus, als würde er leben.
    »Da, John!«
    In die Stille hinein klang Lady Sarahs Stimme.
    Ich zuckte herum und sah die alte Dame in veränderter Haltung.
    Sie zeigte auf ein besonders großes Exemplar, das auf einer kleinen Vitrine stand.
    »Was ist denn?«
    »Der Vogel hat sich bewegt, John.«
    »Er oder…«
    »Und die Augen. Für einen Moment glühten sie. Das… das hatte ich zumindest geglaubt.«
    Ich hütete mich davor, Lady Sarah auszulachen. In diesem Fall war viel, wenn nicht alles möglich, das hatten wir beim Angriff der Krähen erlebt. Der tote Vogel lag jetzt noch auf dem Rücksitz im Bentley.
    Ich ging hin. Lady Sarah wollte mir folgen, doch ich hielt sie davon ab. »Lass es lieber! Wenn der Vogel tatsächlich lebt, kann ich mich besser wehren.«
    »Ja, ja…«
    Neben dem »Tier« blieb ich stehen. Es musste ein Adler sein. Er hatte die Schwingen ausgebreitet. Sie waren größer als die Spannweite meiner Arme.
    Die Augen wirkten auf mich kalt. Für einen Moment verzog ich den Mund, spürte den kalten Schauer auf dem Rücken und näherte meine Hand dem ausgestopften Tier.
    Mit den Spitzen strich ich über das Gefieder. Normalerweise hätte es sich kalt anfühlen müssen, hierbei spürte ich eine gewisse Wärme, als wäre der Vogel nicht tot, sondern nur eingeschlafen.
    War er vielleicht gar nicht ausgestopft?
    »Und?« fragte Lady Sarah leise.
    Ich ging zu ihr zurück. »Tut mir leid, dazu kann ich nichts sagen.«
    »Du hast also nicht das Gefühl gehabt, als würde der Adler leben?«
    »Nein.«
    »Dann muss ich mich wohl geirrt haben.« Dieser Satz hörte sich an, als würde sie selbst nicht daran glauben.
    Die Horror-Oma wollte noch etwas hinzufügen, als ein Geräusch erklang, das uns beide in seinen Bann zog.
    Es geschah nicht hier unten in der Halle, sondern weiter oben, vielleicht in der ersten oder einer noch höheren Etage. Wir identifizierten das Geräusch gleichzeitig.
    Es war Flügelschlag!
    Nicht sehr laut, dafür typisch. Das Klatschen schwerer Schwingen, wenn sie irgend etwas trafen, und wir glaubten auch, leise krächzende Schreie zu vernehmen, die meines Erachtens einen höhnischen Klang besaßen.
    Lady Sarah sprach das aus, was ich dachte. »Der Totenvogel!«
    Ich gab keine Antwort, lief bis zu der nach oben führenden, geschwungenen Säulentreppe vor und hatte soeben den Fuß auf die erste Stufe gesetzt, als das Geräusch wieder verstummte.
    Meine Hand hatte schon auf dem Geländer gelegen. Jetzt sank sie wieder nach unten.
    »Willst du nicht hoch?« fragte mich Mrs. Goldwyn.
    »Nein.«
    »Aber ich.« Entschlossen setzte sich die Horror-Oma in Bewegung.
    Als sie an mir vorbei wollte, hielt ich sie fest. Zuerst sah es so aus, als wollte sie sich losreißen, schließlich hob sie die Schultern und sagte mit völlig ungewohnt

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