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0315 - Wenn der Totenvogel schreit

0315 - Wenn der Totenvogel schreit

Titel: 0315 - Wenn der Totenvogel schreit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Worte gingen in einem heftigen Weinen unter.
    Der Baron ging schon zur Tür. Harry griff nach seiner gefütterten Jacke und den dicken Handschuhen. »Ich werde zusehen, dass es nicht so lange dauert.«
    »Ja, ja, schon gut. Geh endlich!«
    Harry wusste nicht, was er machen sollte. Am liebsten wäre er im Haus gewesen, aber er kannte auch den Baron und dessen Launen.
    Der brachte es fertig und warf ihn hinaus.
    Der Duke of Hanlock wartete bereits an der Kutsche. Seine Lippen waren zu einem spöttischen Lächeln verzogen. »Sie scheinen sich nicht allzu stark durchsetzen zu können, Finley.«
    »Meine Frau macht sich eben Sorgen.«
    »Unbegründet!«
    »Das würde ich nicht so unterschreiben, Sir. Der Totenvogel existiert tatsächlich.«
    Der Baron stieg noch nicht auf. Er drehte sich nur kurz um. Sein Gesicht verzerrte sich, als er kalt lächelte. »Wenn Sie noch einmal von diesem verdammten Totenvogel anfangen, Finley, sind Sie entlassen. Haben Sie das begriffen?«
    »Ja, Sir.«
    »Dann ist es gut. Steigen Sie auf und nehmen Sie die Zügel. Wir haben schon genug Zeit vertrödelt. Heute müssen noch einige Arbeiten ausgeführt werden.«
    Finley sagte nichts. Er tat, wie ihm der Baron geheißen hatte. Die Pferde froren trotz der dicken Decken, die auf ihre Rücken gelegt worden waren.
    Harry Finley knallte mit der Peitsche. Er traf die Körper nicht. Die Schnur zog sich nur dicht über den Köpfen der Tiere zusammen und knallte heftig. Die beiden Rösser kannten das Zeichen. Ruckartig zogen sie an. Bevor die Kutsche völlig verschwand, warf Harry Finley noch einen Blick auf sein Wohnhaus.
    In der ersten Etage bewegte sich die Gardine. Dort lag das Schlafzimmer des Ehepaares, aber Lucy Finley ließ sich nicht blicken.
    Dennoch stand sie dort und schaute der Kutsche nach. Die Frau ahnte, dass über sie und ihre Familie das Unheil hereingebrochen war, doch sie war ein Mensch, der nicht so leicht aufgab.
    »Jetzt erst recht nicht«, flüsterte sie. Mit den nächsten Worten meinte sie den Baron. »Und du sieh dich vor, verdammter Leuteschinder. So leicht gebe ich nicht klein bei…«
    ***
    Wäre Suko neben mir gewesen, hätte ich schneller gehen können, aber Lady Sarah musste ihrem Alter Tribut zollen, und ich richtete mich nach ihr. Sie merkte, dass mir die Zeit auf den Nägeln brannte und schlug eine Trennung vor.
    »Du kannst ruhig schon schneller gehen, John.«
    »Nein, lass mal. Es kommt ja nicht auf die eine oder andere Minute an. Der Baron wird so oder so überrascht sein.«
    »Schon gut, mein Junge.« Sie hakte sich bei mir ein. Wir hielten uns stets am Rand der Fahrbahn, doch mit Autoverkehr brauchten wir auf dieser Straße nicht zu rechnen.
    Rechts und links breitete sich der winterliche Wald aus. Es war nicht allzu kalt, denn die Strahlen der Märzsonne verwöhnten uns.
    An vielen Stellen tauten sie den Schnee weg, so dass große, nasse Flecken zurückgeblieben waren.
    Wie mir bekannt war, lebte der Baron auch vom Holzverkauf. Sein Wald war groß genug, um ihm ein gutes Einkommen sichern zu können. Außerdem besaß er in Schottland noch Ländereien.
    Selbstverständlich hielten wir Ausschau nach den Vögeln. Immer wieder blickten wir hoch zum Himmel, suchten die schnellen, kreisenden Punkte, ohne sie jedoch zu entdecken.
    Die Vögel hatten sich zurückgezogen.
    Auch Lady Sarah ahnte meine Gedanken. »Ich meine, dass der erste Angriff nur eine Warnung gewesen ist. Wenn sie uns hätten töten wollen, wären wir schon längst nicht mehr am Leben.«
    »Da kannst du recht haben.«
    »Ich habe sogar recht, mein Junge.«
    Während des Gesprächs waren wir dem Weg in eine Linkskurve gefolgt. Als die Sicht wieder frei war, erkannten wir, dass sich vor uns zwei Wege kreuzten. Unserer führte also nicht in direkter Linie zum Schloss oder Wohnsitz des Barons.
    Wir mussten nach rechts abbiegen.
    Dort wuchs der Wald noch dichter. Die Bäume standen so eng beieinander, dass mir die Zweige fast wie undurchdringliches Flechtwerk vorkamen.
    Lady Sarah und ich hörten ein Geräusch. Es erklang dort auf, wo der Weg nach links führte und war im ersten Moment weder für Lady Sarah noch für mich zu identifizieren.
    »Vielleicht ein Wagen.«
    »Möglich.« Ich trat einen Schritt nach vorn, um die Straße überblicken zu können.
    Eine Kutsche kam auf uns zu!
    Ich ging wieder zurück. Lady Sarah und ich sahen die beiden Pferde, die hergaben, was an Kraft in ihnen steckte. Vor ihren Mäulern dampfte der Atem. Sogar Schweißflocken

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