0315 - Wenn der Totenvogel schreit
klingender Stimme: »Du bist der Boss, John.«
»Das hat damit nichts zu tun. Wir haben kein Recht, das Haus zu durchsuchen.«
»Und der Tote im Kino?«
Ich hob die Schultern. »Ist an einem Herzschlag gestorben.«
»Aber der Angriff der Krähen?«
»Deutet nicht darauf hin, dass der Baron hinter allem steckt.«
Die Horror-Oma regte sich auf. »Du redest wie ein Polizist. Zu sehr Polizist.«
»Das bin ich nun einmal.«
»Ja, leider. Manchmal wäre es besser, wenn du keiner wärst. Dann könntest du freier agieren.«
»Lass das nur nicht meinen Chef hören.«
Etwas knackte über uns. Sofort waren wir still. Dieses Geräusch passte nicht hierher.
Wir drehten uns auf der Stelle. Suchten mit unseren Blicken das Zimmer ab, aber ich sah nichts Verdächtiges. Nur die Augen der ausgestopften Vögel starrten uns an.
Kalt, leblos, an gefrorene Wassertropfen erinnernd. Ich hatte Angst.
Mir kam es vor, als hockten die Vögel wie Schwimmer auf ihren Startblöcken, um nur darauf zu lauern, uns anzugreifen. Hatte einer von diesen Vögeln das Geräusch verursacht?
Allmählich kam ich mir in der Falle steckend vor. Hier wurde etwas gespielt, das wir nicht durchschauten, und das knackende Geräusch wiederholte sich.
Gleichzeitig mündete es in einem leichten Rauschen, wie es mir bekannt vorkam.
Bei Lautsprechern hatte ich so etwas schon vernommen.
Ich sollte mich nicht geirrt haben. Das Geräusch schwang noch als Echo nach, als wir eine Lautsprecherstimme vernahmen. In Stereo.
»Ich begrüße Sie in meinem Haus. Es tut mir leid, dass ich nicht sofort erscheinen konnte, das wird sich ändern. Haben Sie noch einen Moment Geduld, dann wird es mir gelingen, mich mit Ihnen zu unterhalten.«
Wieder knackte es, danach verstummte die Stimme.
Sarah Goldwyn schaute mich an. Ihr Gesicht war blass geworden.
»Verstehst du das, John?«
»Es muss der Baron gewesen sein.«
»Klar. Nur frage ich mich, aus welchem Grunde er uns so seltsam begrüßt. Er hätte doch kommen können.«
Ich hob die Schultern. »Es ist sein Haus.«
»Auf den bin ich gespannt.« Lady Sarah bewegte sich so heftig, dass ihre Ketten klirrten. Den Wintermantel hatte sie aufgeknöpft, die Stirn in Falten gelegt, und sie murmelte plötzlich: »Irgendwie fühle ich mich beobachtet. Nicht nur von den Vögeln, auch irgendwie kontrolliert. Vielleicht sind hier Mikros versteckt.«
»Das kann durchaus sein.«
»Und was sollen wir…?«
»Nichts, Lady Sarah. Gar nichts. Hörst du die Schritte?«
»Ja…«
Sie kamen von oben. Gleichmäßig wurden sie gesetzt, und dieses änderte sich auch nicht, als die Person am oberen Rand der Treppe erschien und die Stufen nach unten kam.
Wir gingen ein wenig zur Seite und bauten uns so auf, dass wir die Treppe hochschauen konnten.
Ein Mann kam.
Für einen Moment hatte ich das Gefühl, ein Vampir würde die Treppe hinabschreiten, denn auch der Duke of Hanlock trug dunkle Kleidung. Sein Rock und die Hose waren pechschwarz. Dafür zeigte das Hemd eine blütenweiße Farbe.
In seinem etwas hochnäsig anmutenden Gesicht verzog sich kein Muskel. Vielleicht waren die Lippen ein wenig nach unten gezogen und gaben deshalb dem Baron diesen arroganten Ausdruck.
Er ging sehr zielstrebig. Ein Mann, der sich seiner Stärke und seines Einflusses sehr wohl bewusst war. Wir traten einige Schritte zurück, damit zwischen uns und der Treppe ein genügend großer Platz blieb. Vor der letzten Stufe blieb er stehen und deutete eine kurze Verneigung an, während seine Arme steif an beiden Seiten des Körpers nach unten hingen. »Ich bin der Duke of Hanlock«, erklärte er, »und heiße Sie in meinem Hause nicht willkommen…«
Besondere Betonung hatte er dabei auf das Wort nicht gelegt. Das war uns klar. Es hätte mich auch gewundert, wenn er uns mit offenen Armen empfangen hätte, schließlich waren wir ohne sein Wissen in sein Haus eingedrungen, wenn auch nicht auf ungesetzlichem Weg, da die Tür nicht verschlossen gewesen war.
Ich hielt seinen eiskalten Blicken stand.
Auch Lady Sarah zuckte nicht zurück. Die Horror-Oma hatte sich ausgezeichnet in der Gewalt.
»Ich warte auf Ihre Antwort.«
»Natürlich, Sir«, erwiderte ich. »Zunächst einmal möchte ich mich für das Eindringen entschuldigen, aber wir fanden die Tür offen, und so traten wir ein.«
»Machen Sie das überall so?«
»Nein, aber wir waren auf dem Weg zu Ihnen.«
»Ach ja?«
»Darf ich meine Begleiterin und mich zunächst einmal vorstellen?« fragte ich.
Er
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