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0315 - Wenn der Totenvogel schreit

0315 - Wenn der Totenvogel schreit

Titel: 0315 - Wenn der Totenvogel schreit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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von Krähen angegriffen worden sind. Tut mir leid.«
    »Ich kann Ihnen meinen Wagen zeigen. Die Reifen sind von den Schnäbeln zerhackt worden. Den Rest des Weges zu Ihnen mussten wir leider zu Fuß gehen.«
    Der Baron hob die linke Hand und zählte die einzelnen Punkte an den Fingern ab. »Da wäre einmal Ernest Ragg, dann meine Wenigkeit und der Angriff der Krähen. Wie wollen Sie das alles in eine Reihe bekommen. Es ist ein Widersinn an sich. Keines hat mit dem anderen etwas zu tun.«
    »Aber alle drei Dinge besitzen einen gemeinsamen Nenner«, gab ich zurück.
    »Und welchen?«
    »Der Totenvogel!«
    Jetzt ballte der Duke die Hände. »Sind Sie eigentlich verrückt?« fragte er sehr direkt. »Es gibt keinen Totenvogel. Was soll das überhaupt für ein Tier sein?«
    »Das kann ich Ihnen erst sagen, wenn ich es gesehen habe.«
    »Das werden Sie wohl nie.«
    Ich hob die Schultern. »Sir, ich hätte Ihnen sogar geglaubt, wenn wir nicht von Krähen angegriffen worden wären. So aber ist mein Misstrauen erwacht. Ich bin sicher, dass dieser geheimnisvolle Totenvogel existiert.«
    Der Baron räusperte sich. Danach lächelte er kalt. »Wissen Sie, ich kann Ihnen anbieten, mein Haus zu durchsuchen. Machen Sie es, tun Sie, was Sie nicht lassen können. Sie werden zwar zahlreiche Vögel finden, aber keinen Totenvogel.« Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß überhaupt nicht, welch einen Grund es für das Auftauchen eines solchen Fabelwesens geben sollte.«
    »Aber ich«, sagte Lady Sarah.
    Überrascht schaute der Duke sie an. Lady Sarah fühlte sich animiert, eine Antwort zu geben. »Der Totenvogel spielt in den Sagen und Legenden der Menschen eine große Rolle. Wer den großen schwarzen Vogel sieht und hört, weiß, dass seine letzte Stunde nicht mehr fern ist. Und so wird es auch hier sein!«
    »Glauben Sie in Ihrem Alter noch an Märchen?«
    »Das hat mit dem Alter nichts zu tun. Die Wahrheit ist oft märchenhafter als die fantastischste Geschichte, das kann ich Ihnen sagen, Sir. So ist es und nicht anders.«
    »Ich kann Ihnen nur versichern, dass Sie bei mir keinen Totenvogel finden werden. Ich kenne den Begriff nicht einmal, obwohl ich mich mit diesen Tieren befasst habe. Tut mir leid. Noch einmal möchte ich Ihnen anbieten, mein Haus zu durchsuchen. Wenn Sie darauf verzichten, möchte ich Sie bitten, zu gehen, denn ich habe noch einiges zu tun, wie Sie sich vorstellen können.«
    Ich dachte über die Worte des Barons nach. Nein, wer sich so anbot, der hatte nichts zu verbergen, und ich wollte nicht glauben, dass er einen Bluff startete.
    »Wohnen Sie allein hier?« fragte ich überraschend.
    »Nein, eigentlich doch.« Der Duke ärgerte sich, dass ich ihn mit dieser schnellen Frage aus dem Konzept gebracht hatte.
    »Wie denn nun?«
    »Ich habe noch Personal. Allerdings nicht am Wochenende. Da habe ich den Leuten freigegeben.«
    »Wie Ernest Ragg?«
    »Genau.«
    »Und Sie haben keine Angst?« fragte Lady Sarah.
    Der Baron lachte. »Wovor sollte ich Angst haben? Den Totenvogel gibt es nicht, und da brauche ich…«
    »Vielleicht haben Sie Angst vor einem Kreuz«, fuhr die Horror-Oma fort und warf mir einen bedeutungsvollen Blick zu.
    Ich verstand und war über die Raffinesse der Lady Sarah begeistert. Sie hatte mich mit diesem einen Satz auf eine Idee gebracht, die mir nicht eingefallen wäre. Wenigstens nicht so schnell.
    »Was soll das mit dem Kreuz?« fragte der Baron.
    »Wir hätten gern die Probe gemacht.« Meine Hand befand sich schon unter dem Pullover. Das Kreuz hing an einer silbernen Kette um meinem Hals. Ich konnte es blitzschnell hervorholen.
    Das tat ich.
    Plötzlich hielt ich es in der Hand, ließ es los, so dass es vor meiner Brust baumelte.
    Der Baron starrte es an. Seine Augen weiteten sich, und in diesem Augenblick erinnerten sie mich wirklich an die Augen eines großen Vogels. Dann hob er den rechten Arm, drehte sich auf der Stelle und deckte mit dem Unterarm sein Blickfeld ab.
    Er wollte das Kreuz nicht sehen, er konnte es einfach nicht sehen.
    Weil er kein normaler Mensch, sondern ein Schwarzblütler war.
    So sah es aus!
    Und er wich zurück.
    Dabei murmelte er Worte, die wir beide nicht verstanden, aber mir war klargeworden, dass dieser Mensch mit den Mächten der Finsternis im Bunde stand, sonst hätte er nicht so scharf auf den Anblick des Kreuzes reagiert.
    In seiner Haltung ging er zurück. Nur schielte er über den Arm hinweg, weil er auch unsere Reaktion mitbekommen wollte.
    »John, gib es ihm!«

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