Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0315 - Wenn der Totenvogel schreit

0315 - Wenn der Totenvogel schreit

Titel: 0315 - Wenn der Totenvogel schreit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
war bereits vergangen. Als sie sich bückte, erreichte die Flüchtende soeben die erste Treppenstufe und stolperte.
    Auf Hände und Füße fiel sie, stützte sich ab, und ihre wimmernden Schreie wehten der Horror-Oma entgegen, die, so rasch ihre alten Füße sie tragen konnten, dem Schauplatz des Geschehens entgegenlief. Auf keinen Fall durfte sie das Opfer allein lassen.
    Sie hörte Harry Finley rufen und kümmerte sich nicht um seine Worte.
    Die Krähen hatten gestoppt. Sie griffen noch nicht an, sondern flatterten in einer dichten Wolke über der Frau, die mit letzter Kraft versuchte, die Stufen nach oben zu klettern. Mit ihren Händen umfasste sie jedesmal eine Kante und zog sich wie ein Turner bei einem Klimmzug am Reck weiter.
    Einige Vögel hatten sich in den entlaubten Efeusträngen an der Hauswand festgeklammert. Dort hockten und beobachteten sie.
    Auch Lady Sarah war gesehen worden. Sie erkannte, dass in den Pulk der Vögel Bewegung geriet. Sie wurden wesentlich unruhiger.
    Für die alte Dame ein Zeichen, dass sie bald angreifen würden.
    Noch rund zwanzig Yards. Und Lady Sarah musste nahe heran, wenn sie etwas erreichen wollte, da die Schrotflinte, auf die Entfernung umgerechnet, eine zu große Streuweite besaß und die Ladung nahezu wirkungslos geblieben wäre.
    So hetzte sie weiter. Und auch sie merkte, dass ihre Kräfte allmählich erlahmten. Sie war nicht mehr die Jüngste, hörte hinter sich die Schritte des Mannes, hatte manchmal Mühe auf der glatten Fläche das Gleichgewicht zu halten und erreichte genau die Distanz, die sie benötigte, um feuern zu können.
    Effektiv musste es sein.
    Einige Krähen lösten sich aus dem Pulk und flogen ihr entgegen.
    Andere schwebten noch über der mitten auf der Treppe liegenden Frau. Genau dort war ihr Pulk am dichtesten.
    Sarah war stehengeblieben, schaute noch einmal, zielte und drückte dann ab.
    Wieder der Rückstoss dieser Waffe. Fast wäre sie gefallen. Harrys Hände hielten sie an der Schulter fest. Zusammen mit der Horror-Oma sah er, wie die Ladung in den Pulk der Monsterkrähen fetzte und aufräumte.
    Vogelkörper flogen wie Spielbälle nach allen Seiten weg. Eingehüllt in zahlreiche Federn oder begleitet von kleinen Stücken, die die Ladung abgerissen hatte.
    Für einen Moment bekam die auf der Treppe liegende Frau wieder Luft, denn auch die Krähen, die nicht von der Ladung getroffen waren, hatten sich so erschreckt, dass sie wild in die Luft stoben und schon bald die Höhe des Dachs erreicht hatten, wo sie sich erst einmal niederließen.
    Tote und verletzte Krähen regneten zu Boden. Lady Sarah taten die Vögel sogar ein wenig leid, aber in diesem Fall ging ein Menschenleben vor.
    Die Frau auf der Treppe drehte sich um. Ihre Bewegungen wirkten schwerfällig. Lady Sarah und Harry erkannten beide, dass sie noch immer restlos erschöpft war.
    »Kommen Sie!« Die Horror-Oma drängte. Sie wollte es wenigstens versuchen, bevor die Krähen zu einem erneuten Angriff starteten.
    Harry lief neben ihr her. Erst jetzt fiel Sarah Goldwyn auf, dass er sich während des Laufens den Rücken hielt und sein Gesicht verzerrte Züge angenommen hatte.
    Dennoch erreichte er vor Sarah Goldwyn die Treppe. Dort fiel er auf die Knie, fasste seine Frau mit beiden Händen unter und versuchte, sie in die Höhe zu hieven.
    »Lucy, Lucy!« stammelte er. »Du kannst hier nicht liegen bleiben… du musst mit mir …«
    Lady Sarah achtete auf seine weiteren Worte nicht mehr. Sie war einige Schritte vor der Treppe stehengeblieben und hielt ihre Waffe so fest, dass die Mündung schräg nach oben wies, denn nur aus der Luft konnte der Angriff erfolgen.
    Dabei drehte sich die alte Dame auf der Stelle. Ihre Augen hatte sie überall, sie wollte sich nicht überraschen lassen.
    Harry Finley war es gelungen, seine Frau auf die Füsse zu stellen.
    Mehr aber auch nicht, denn Lucy war so kraftlos, dass sie sich allein nicht halten konnte und Unterstützung benötigte.
    Die bekam sie von ihrem Mann.
    Er schleifte sie weiter.
    Wütend hörte sich das Schreien der Krähen an. Obwohl zahlreiche von ihnen diese Laute ausstießen, klang es innerhalb der Masse wie ein einziger.
    Das Signal!
    Lady Sarah hob den Blick. Vom Dach stiegen die letzten Vögel auf, vereinigten sich mit den anderen und formierten sich abermals zu einer Angriffsspitze.
    So einfach sollten es ihre Opfer nicht haben.
    Und sie kamen.
    »Lauft weg!« brüllte Lady Sarah, zielte wieder und drückte zum zweitenmal ab…
    ***
    Ich

Weitere Kostenlose Bücher