Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0315 - Wenn der Totenvogel schreit

0315 - Wenn der Totenvogel schreit

Titel: 0315 - Wenn der Totenvogel schreit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
gerutscht, lag nur eine halbe Körperlänge entfernt neben ihm.
    Der Adler gab nicht auf. Zudem gelang es ihm, sich immer besser zu fangen. Er raffte sich auf, hüpfte sogar, denn seine Krallen waren nicht in Mitleidenschaft gezogen worden.
    Für Lady Sarah wurde es Zeit. Wenn sie sich nicht beeilte, brachte es der Adler fertig, sie noch zu erreichen, bevor sie die Schrotflinte anlegen konnte.
    Ihre Tasche hatte sie längst verloren. Sie lag dicht vor der obersten Treppenstufe und wurde jetzt vom Absatz geschleudert, als der hüpfende Adler sie anstieß.
    Lady Sarah erreichte den Mann. Sie kümmerte sich nicht um ihn, sondern allein um die Schrotflinte. Als sie die Waffe anhob, vernahm sie das Keuchen ihres Retters.
    »Nachladen, Frau! Sie müssen Sie nachladen…«
    Siedendheiß durchfuhr die Horror-Oma der Schreck. Natürlich, der Mann hatte recht. Die Waffe besaß einen Doppellauf, und er hatte zweimal geschossen.
    Jetzt waren beide Läufe leer!
    Sarah Goldwyn schüttelte sich. Sie merkte, wie ihr das Schlucken schwerfiel, im Hals kratzte es, und der Mann drehte sich auf die Seite, so dass Lady Sarah in dessen Jackentasche fassen konnte.
    »Da ist die Munition!« keuchte er.
    »Okay.« Sie bückte sich. Ihre Finger verschwanden in der Tasche, fühlten etwas Hartes, und dann hielt sie eine zylinderförmige Patrone in der Hand.
    Um eine zweite hervorzuholen, reichte die Zeit nicht mehr. Zum Glück wusste Lady Sarah, wie sie mit einer Schrotflinte umzugehen hatte. Sie knickte die beiden Läufe und schob die Patrone in die Kammer. Danach drückte sie die Läufe wieder in die alte Stellung.
    Die Waffe war schussbereit!
    Schwer lag sie in Lady Sarahs Armen. Die Szene hätte aus einem Western stammen können. Da stand eine ältere Frau, hatte den Kolben der Schrotflinte in ihrer Armbeuge und zielte auf den Adler.
    Der ließ sich nicht aufhalten.
    Übergroß kam Lady Sarah dieser ausgestopfte, dennoch lebende Vogel vor, wie er die Stufen der Treppe hinunterhüpfte und mit dem linken Flügel um sich schlug, während der rechte schlaff zur Seite hing, wobei er über die Kanten der Stufen schleifte.
    Lady Sarah zielte.
    Sie war nervös, das gestand sie sich selbst ein. Weshalb gab dieser verfluchte Adler denn nicht auf? Immer wieder versuchte er, sich in die Höhe zu wuchten und setzte zu grotesken Sprüngen an.
    Die Horror-Oma ging einige Schritte zurück. Sie wollte sehen, ob ihr der dämonische Adler folgte.
    Das geschah in der Tat. Für den Mann hatte er kein Auge, ihn interessierte das erste Opfer.
    Die Horror-Oma zählte die Sprünge genau mit. Sie verfolgte sie auch mit der Waffenmündung, zielte und schoss genau in dem Augenblick, als der Adler wieder hochschwang.
    Der Rückstoss war enorm.
    Für einen Moment hatte Lady Sarah das Gefühl, als würde ihr der Arm etwa in der Mitte abgerissen. Sie hatte beim Schuss mehr nach unten gehalten, und das war ihr Glück.
    Der Lauf wurde ein wenig in die Höhe gedrückt, das Schrot, das die Mündung ausspie, verteilte sich und hämmerte in den ausgestopften Körper des Adlers.
    Diesen zweiten Treffer konnte er nicht mehr verdauen. Der Adler wurde nicht nur zurückgeschleudert, sondern auch in die Höhe gehoben. Sein Flügelschlag gestaltete sich noch unkontrollierter, er hielt sich nicht mehr in der Luft und prallte zu Boden.
    Dort blieb er liegen.
    Lady Sarah atmete tief aus. Sie merkte, dass sie zitterte, wollte sich zusammenreißen, schaffte es leider nicht, und die schwere Waffe rutschte ihr aus dem Griff.
    »Toll!« hörte sie die Stimme des Mannes. Er hatte sich inzwischen erhoben. Mit ein wenig unsicher wirkenden Schritten lief er die Stufen hoch und warf die Tür zu. Beim Umdrehen bemerkte er:
    »Wir wollen doch nicht, dass noch mehr dieser Tierchen kommen.«
    Die alte Dame nickte nur.
    Ihr Retter lief auf sie zu. Er nahm zuerst die Flinte an sich und lud sie mit weiteren Patronen auf. Dabei war sein Gesicht verzerrt. Er hatte die Lippen hart aufeinandergepresst, als hätte er Mühe, Schmerzen oder ähnliches zu unterdrücken.
    »Was ist mit Ihnen?« fragte Sarah Goldwyn.
    »Verdammt, mich hat es erwischt. Mein Rücken brennt. Ich bin immer nur auf die Kanten geprallt.«
    »Können Sie denn noch?«
    »Und wie.«
    »Wer sind Sie eigentlich?«
    »Mein Name ist Harry Finley. Ich bin ein Angestellter dieses netten Barons.«
    Lady Sarah schlug sich gegen die Stirn. »Haben Sie nicht auch auf dem Kutschbock gesessen?«
    »So ist es.«
    »Ja, jetzt weiß ich Bescheid. Meine

Weitere Kostenlose Bücher