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0315 - Wenn der Totenvogel schreit

0315 - Wenn der Totenvogel schreit

Titel: 0315 - Wenn der Totenvogel schreit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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stand vor einem Sarg und sah in der offenen Totenkiste den Baron liegen, der mir noch vor wenigen Minuten so gedroht hatte.
    War er tot?
    Eigentlich lächerlich, denn ich sah keinen Grund, weshalb man ihn vom Leben in den Tod hätte befördern sollen.
    Nur die Lampe gab Licht, allerdings sehr wenig, und so trat ich einen weiteren Schritt vor. Fast berührten meine Schienbeine die Aussenkanten des Sargunterteils, und ich senkte nicht nur meinen Blick, sondern auch den rechten Arm, so dass ich direkt in das Gesicht des Barons leuchten konnte.
    Wächsern wirkte die Haut, mit einem Schimmer ins Gelbliche. So ähnlich sah festes Parafin aus.
    Der Baron hielt die Augen geschlossen. Die Hände lagen in Höhe der Gürtelschnalle, waren aber nicht zum Gebet gefaltet, sondern berührten sich nur. Nichts hatte sich an ihm verändert. Er trug nach wie vor dieselbe Kleidung, und ich leuchtete ihn von oben bis unten an.
    Als ich seine Fußspitzen erreicht hatte, schwenkte ich den Strahl wieder zurück auf sein Gesicht. Die Augen zeigten keine Reaktion.
    Kein Lid bewegte sich, kein Zusammenziehen der Pupillen deutete daraufhin, dass noch Leben in ihm steckte. Nur konnte ich mir schlecht vorstellen, auf einen Toten zu schauen.
    Dahinter steckte ein Trick!
    Wenn jemand mit Tricks arbeitete, war es die Hölle. An ihrer Spitze stand der Teufel, der sich stets durch Grausamkeit, Hinterlist und Raffinesse in Szene setzte.
    Der Baron hatte vom Teufel gesprochen. Er musste einer seiner zahlreichen Diener sein. Sicherlich versuchte der Duke of Hanlock mit seiner Hilfe, mich reinzulegen.
    Ich fasste ihn an. Dabei glitt meine Hand so hoch, dass die Fingerspitzen über die Haut an seinem Hals streichen konnten.
    Er zuckte nicht zusammen. Völlig regungslos lag er in seinem Sarg. Sollte er vielleicht doch nicht mehr am Leben sein?
    Es gab noch eine Möglichkeit, es auszuprobieren. Bei unserem ersten Zusammentreffen hatte er höllische Angst vor dem Kreuz gehabt. Ich war gespannt, wie er diesmal reagieren würde?
    Vorsichtig hob ich die Hände, umfasste das Kreuz und streifte die Kette über den Kopf. Einige Haare stellten sich noch aufrecht. Ich vernahm das Schleifen des Metalls und näherte das Kreuz dem Körper des Barons.
    Nichts geschah.
    Jetzt war der wertvolle Talisman nur mehr eine Handbreit von seinem Gesicht entfernt.
    Noch näher schob ich ihn, kam auf eine Fingerbreite heran und hörte nur mein Atmen in der ansonsten drückenden Stille, die mich wie ein Käfig umgab.
    Plötzlich vernahm ich das Lachen.
    Grell und schaurig hallte es durch das unter der Erde liegende Gewölbe.
    Ich zuckte zurück, denn nicht die Gestalt im Sarg hatte das Lachen ausgestoßen, nein, es war über mir erklungen, wo sich die starken Äste des seltsamen Baumes ausbreiteten.
    Und dort hockte er.
    Der Totenvogel!
    Endlich bekam ich den zu Gesicht, von dem soviel gesprochen worden war und um den sich alles drehte.
    Nein, eigentlich sah ich ihn nicht, nur seinen Schatten, der über mir im Geäst des Baumes hockte und sich ausgebreitet hatte wie ein Gespinst.
    Da saß er nun und lauerte. Ein Vogel, der lachen konnte. Vielleicht auch reden?
    Ich trat zwei Schritte zurück, damit ich einen besseren Sichtwinkel bekam, schaute schräg in den Baumwipfel hinein und hob auch den linken Arm mit der Lampe.
    Der Totenvogel rührte sich nicht. Er blieb hocken, wartete ab und tat auch nichts, als er von dem dünnen Lichtfinger getroffen wurde.
    Wie eine Speerspitze stach der dünne Strahl in das Geäst. Vereinzelt nur sah ich die Zweige. Und wenn, dann waren sie zumeist von einem dichten Schattenschleier umlegt.
    Das mussten die Flügel des Vogels sein!
    Er hatte sie ausgebreitet, vielleicht klammerte er sich auch damit fest, und ich leuchtete weiter.
    Irgendwo musste sich doch sein Kopf befinden. Vielleicht sogar mit einem menschlichen Gesicht?
    Als ich daran dachte, rann es mir kalt den Rücken hinab. Gleichzeitig drehte ich den Arm nach links, so dass der feine Lichtfinger in die Nähe des Stammes geriet.
    Am oberen Baumende besaß er nicht einmal den Umfang, einem normal gewachsenen Menschen Deckung zu geben. An der schmaler werdenden Form des Flügels erkannte ich, dass sich nicht weit vom Stamm entfernt auch der Kopf des Vogels befinden musste.
    Noch rührte sich der Unheimliche nicht, doch im nächsten Moment zucke der Schädel hervor.
    So schnell und für mich auch unvorbereitet, dass ich heftig erschrak.
    Es war ein Gesicht.
    Kein Mensch, kein Vogel!
    Beides!
    In

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