0316 - Dämonen-Bingo
sich Liz in einer entsprechenden Wurfposition befand, und solange mußte ich den Kerl hinhalten.
Hoffentlich fand ich die richtigen Worte.
»Sie wissen, daß Sie sich mit dieser Tat einen Mord auf Ihr gewissen laden, Prentiss?«
Er lachte mich aus. »Was heißt Mord? Was heißt Gewissen? Ich bin dazu bestimmt, Schwierigkeiten aus dem Weg zu räumen, und mein Gewissen hat mir der Teufel längst genommen. Es existiert nicht mehr. Verstanden? Ich kenne kein Gewissen.«
Das konnte ich mir gut vorstellen. Wer mit der Hölle einen Pakt schloß, für den war das Wort Gewissen nicht mehr existent. Prentiss also auch. Ich wunderte mich, wie weit der Teufel wieder einmal seine Kreise gezogen hatte.
»Was habt ihr vor?«
»Wir haben das meiste schon erledigt«, gab mir Prentiss zur Antwort.
»Diese Halle hier wird ein Stützpunkt des Satans.«
»Mischt Costello auch mit?«
»Vielleicht.«
Er wollte mir keine konkrete Antwort geben, doch ich war sicher, daß sich der Mafioso auch eingeschaltet hatte. Die Ruhepause war vorbei.
Wer einmal wie er innerhalb des Kreises steckte, dem gelang es nicht mehr, auszubrechen.
Ja, der Teufel zeigte sich tatsächlich aktiv. Er mußte etwas tun, seit Wikka nicht mehr existierte. Er mußte sich beweisen und seine Präsenz zeigen, deshalb waren wir auch bei unseren letzten Fällen über ihn gestolpert.
»Ich glaube, das reicht«, erklärte mir Prentiss. »Du hast lange genug gefragt. Jetzt gibt es nur noch die Kugel!«
Ich schaute an ihm vorbei, aber so, daß er es nicht merkte. Reichte die Distanz bereits, die noch zwischen ihm und dem heranschleichenden Mädchen lag.
Würde Liz werfen und treffen können?
Sie hatte den rechten Arm halb erhoben. Nach wie vor umklammerten die Finger den grünen Gegenstand, der so schwer aussah und eine ovale Form besaß.
Das war in der Tat ein Ascher!
Ich fühlte das Kribbeln in mir. Mein Blut schien elektrisch geladen zu sein. Bis hoch zum Kopf merkte ich es und spürte den Druck.
»Na denn!« sagte er.
Ich wollte schon springen, irgend etwas tun, als Liz Brisbane warf.
Sie hatte den schweren Ascher auf den Kopf des Mannes gezielt, doch die Richtung nicht richtig getroffen.
Der Aschenbecher senkte sich, prallte nicht gegen den Hinterkopf, sondern in den Nacken des Mannes.
Ein wuchtiger Aufprall, der zum Glück ausreichte und Prentiss aus dem Konzept brachte.
Er schrie, taumelte, kippte dabei zur Seite weg und schoß dennoch.
Ich sah das blasse Mündungsfeuer genau in dem Augenblick, als ich mit den Kniescheiben den Boden berührte. Das Echo des Abschusses rollte durch die Halle, doch das Projektil wurde mir nicht mehr gefährlich. Irgendwo rechts von mir sirrte es vorbei und hieb dicht unter der elektronischen Anzeigetafel in die Wand.
Sofort jagte ich hoch.
Ich wußte nicht, wie schwer Prentiss getroffen worden war, jedenfalls durfte ich ihm keine Chance geben, ein zweites Mal abzudrücken.
Deshalb war ich schnell.
Er war nicht zu Boden gefallen, sondern zwischen die Tische. Dort lag er rücklings auf einer langen Sitzbank. Sein Waffenarm hing außen an der Bank herab, die Hand sah ich nicht, nur sein Gesicht und das Blut aus der Nackenwunde.
Ein dünner Streifen nur, der über das Holz rann.
Im ersten Augenblick glaubte ich, einen Toten vor mir zu haben.
Als ich nach dem Puls fühlte, atmete ich auf. Nein, der Mann war zum Glück nur bewußtlos.
Ich bückte mich, drehte ihm die Waffe aus der Hand und steckte sie ein. Danach wandte ich mich Liz Brisbane zu.
Sie stand da und hatte die Augen weit geöffnet. Dabei zitterte sie wie Espenlaub, ihre Lippen bebten, sie war unfähig zu sprechen.
Ihre Brille war verrutscht.
Dicht vor ihr blieb ich stehen und legte ihr beide Hände auf die Schulter.
Jetzt schaute sie zu mir hoch. »Ist er tot?«
»Nein, Liz, nur bewußtlos.«
Sie sackte zusammen. Es war die Erleichterung, die sie so hatte reagieren lassen. Zuerst dachte ich, sie würde hinfallen, doch sie fing sich wieder.
Ich blickte über ihren Kopf hinweg, konnte den Eingang sehen und erkannte dort zwei Garderobenfrauen, die den Schuß gehört hatten, nachschauten und sich nicht erklären konnten, was vorgefallen war.
»Gehen Sie!« fuhr ich sie an.
In der leeren Halle wurde meine Stimme laut. Die Frauen zogen sich hastig zurück.
Zum Glück, denn nun war der Saal leer. Es gab keinen einzigen Spieler mehr.
Nur noch Liz und mich.
Wo war sie hergekommen. Was wußte sie?
Ich bedankte mich bei ihr für meine Lebensrettung und
Weitere Kostenlose Bücher