0316 - Dämonen-Bingo
keinen logischen Grund.
Da hörte ich das Geräusch.
Es waren Schritte, und gleichzeitig vernahm ich auch ein Schaben, als wäre ein Möbelstück gerückt worden.
Ich drehte mich.
Da sah ich Prentiss.
Er hatte die Halle bis zur Hälfte durchquert. Auch jetzt noch stand er geduckt, wenn auch in Combat-Stellung. Die war nötig, denn er hielt einen Revolver in der Hand und zielte auf mich…
***
Suko hörte das Schlagen der Tür.
Sylvester Prentiss hatte sich aus dem Staub gemacht und seine Waffe mitgenommen. In das Knallen der Tür vernahm der Inspektor noch Prentiss gedämpftes Lachen, dann war es still.
Die vier standen vor dem Chinesen. Sie sprachen kein Wort. Sekunden des Schweigens vergingen, und Suko hatte Muße, sich die Gestalten genau anzusehen.
Sein Blick fiel auf das Mädchen.
Sena, hieß sie und war die Sängerin der Gruppe. Blaß wirkte ihr Gesicht. Wahrscheinlich war sie auch so bleich geschminkt. Sie trug eine rote Hose und eine Weste aus bunten Flicken. Das Haar wuchs strähnig wie Gras auf ihrem Kopf, die Augen blickten Suko kalt und teilnahmslos an.
Neben ihr hielt sich ein Typ mit weißem Anzug und einer Sonnenbrille vor den Augen auf. Das Gesicht lag im Schatten einer Hutkrempe, so daß Suko davon nicht viel erkennen konnte. Nur der schmale Mund und das eckig vorspringende Kinn fielen ihm auf.
Ein schwarzhaariger Knabe hielt ein Stilett in der Hand. Trotz der miesen Lichtverhältnisse blitzte die Klinge, und der Kerl verzog ständig den Mund, als würde er auf irgend etwas kauen.
Neben ihm stand Pigeye Benson.
Sein Gesicht hatte tatsächlich Ähnlichkeit mit dem eines Schweins.
Nachdem Suko sich die Typen angeschaut hatte, nickte er. »Okay, ich habe euch gesehen«, sagte er. »Jetzt will ich nur noch wissen, was dies alles geben soll?«
Der Typ mit der Sonnenbrille gab die Antwort. »Wir haben auf dich gewartet, Chinese.«
»Du bist Slick, nicht wahr?«
»Genau.«
»Und was wollt ihr von mir?«
Da lachte Slick, und Sena stimmte in dieses Gelächter mit ein. »Der Teufel hat uns geholfen, groß zu werden. Und nun verlangt er einen Gegendienst. Was auf der Anzeigetafel zu sehen war, bekommst auch du zu Gesicht, Chinese, denn wir wollen dich.«
Suko lächelte kalt. Noch war er sicher, denn so leicht konnten ihn auch vier Leute nicht überwältigen. »Ihr habt mich.«
»Das sehen wir«, sagte Sena mit leiser Stimme, die einen leicht heiseren Klang besaß. »Aber wir wollen mehr.«
»Und was?«
»Deine Peitsche!«
Mit allem hatte Suko gerechnet, nur nicht mit dieser Antwort. Die Peitsche sollte er abgeben. Das war doch nicht möglich. Nein, das mußte ein Irrtum sein.
Die Peitsche…
»Habe ich mich verhört?« fragte er.
»Das hast du nicht.« Diesmal gab wieder ein anderer die Antwort.
»Es war der schwarzhaarige Mario Melano.«
»Und weshalb wollt ihr sie haben?« erkundigte sich Suko.
»Weil wir ein Gegenstück besitzen«, erwiderte Pigeye Benson.
Suko hatte das Gefühl, als wäre ihm der Boden unter den Füßen weggezogen worden.
Ein Gegenstück! Das gab es doch nicht.
»Ihr habt es?« fragte er und hatte Mühe, seine Stimme normal klingen zu lassen.
»Ja, wir haben es.«
»Die will ich sehen!«
»Wir haben sie sogar viermal«, erklärte Slick und nickte den anderen zu. Daraufhin verschwand bei Mario Melano das Stilett. Er griff über seinen Kopf und bekam die Schnur zu fassen, die um seinen Hals hing.
Zusammen mit dem schwarzen, blutgefüllten Herz zog er sie hervor, und die anderen taten es ihm nach.
Suko staunte.
Das sollte das Gegenstück zu seiner Dämonenpeitsche sein? Es war einfach nicht zu glauben.
Mittlerweile hatten alle vier ihre »Peitschen« gezogen. Locker hielten sie diese in den Händen. Auf ihren Gesichtern lag ein kaltes, wissendes Lächeln.
Suko wurde es ein wenig mulmig zumute, denn er hatte erlebt, wie diese Peitschen reagierten. Sehr gut erinnerte er sich daran, als er in der Baracke kurz vor dem Ausbruch des Feuers von einer Peitsche getroffen worden war, und plötzlich kam ihm die Idee gar nicht mal so abwegig vor. Er schluckte und schaute sich die seltsamen Bänder noch einmal an.
Sie alle waren mit dem Herz beschwert worden. Es mußte irgendeine Bedeutung haben, und Suko, der schon danach fragen wollte, konnte sich die Worte sparen, denn er bekam die Erklärung geliefert.
Sena redete ihn an. »Ohne Herz kann ein Mensch nicht leben. Wenn es aufhört zu schlagen, gibt es auch den Menschen nicht mehr. Ein schwarzes, mit Blut
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