0316 - Dämonen-Bingo
Gesicht schon einmal gesehen hatte.
Es gehörte einem Menschen.
Kid Larson!
Wie ein Hohn der Hölle kam es mir vor. Der Teufel hatte wieder einmal sämtliche Register seiner Schwarzen Magie gezogen, um mir seine Macht zu beweisen.
Ein totes Gesicht, die Züge eines Zombies. Mehr konnte ich dazu nicht sagen.
Ich spürte, daß sich mein Herzschlag verdoppelt hatte. In diesen Augenblicken fühlte ich so etwas wie eine innere Angst, die sich beklemmend auf meine Atemwege legte.
Ich hatte keine Angst um mich, aber meine Gedanken eilten dem auf der Tafel zu erkennenden Vorgang schon weit voraus. Wenn Kid Larson dort erschienen war, gewissermaßen als fünfter, dann war es durchaus möglich, daß die anderen vier Teufelsfratzen etwas mit den übrigen Mitgliedern der Gruppe zu tun hatten.
Ich sollte mich nicht getäuscht haben.
Irgendwie schien Asmodis meine Gedanken erraten zu haben, trotz der nicht meßbaren Entfernung, die uns beide trennte, und er griff auch ein.
Die Gesichter auf der Tafel veränderten sich.
Bisher hatte ich in höllische Züge geschaut, doch wie Schatten schoben sich andere darüber.
Gesichter von Menschen.
Zunächst nur Schemen. Sie waren geisterhaft aufgetaucht und wechselten die anderen Fratzen ab.
Nichts Teuflisches war mehr zu sehen, sondern menschliche Gesichter. Drei Männer und eine Frau.
Was heißt Männer oder Frau.
Nein, es waren junge Leute. Um die Zwanzig. Sie war noch ein Mädchen, ein Typ zwischen Punker und Öko-Freak. Jedenfalls deutete der Ausdruck des Gesichts darauf hin. In den Augen las ich eine gewisse Null-Bock-Theorie, der Mund war zu einem Lächeln verzogen.
An der Form der Lippen erkannte ich Sinnlichkeit.
Einer von ihnen mußte Slick sein. Vielleicht der mit der dunklen Brille. Dann sah ich einen schwarzhaarigen Burschen mit einem hageren Gesicht. Ich erinnerte mich an den Namen Mario Melano.
Wahrscheinlich war er dies auch.
Und hatte Mrs. Larson nicht von einem Mann gesprochen, den sie Pigeye nannten?
Schweinsauge! Ja, da gab es jemand, der eine gewisse Ähnlichkeit besaß. Zudem wirkte seine Gesichtshaut so rosafarben wie die eines kleinen Ferkels.
Ich schüttelte mich und schluckte ein paarmal. Jetzt endlich ging Asmodis aus sich heraus. Bisher hatte er sich ziemlich im Hintergrund gehalten, nun zeigte er, was er konnte.
Er und die vier waren meine Gegner, wobei ich davon ausging, Kid Larson nicht mehr zu zählen.
Und die Gesichter bewegten sich. Das fünfte verschwand wie ein blasser Nebelstreif, die anderen vier jedoch blieben. Die nächste Szene empfand ich als gespenstisch, denn die Lippen der Gesichter öffneten sich, als wollten sie etwas sagen.
Ja, sie formten ein Wort.
Ich verstand es.
Sinclair!
Sie wußten genau Bescheid, denn der Satan hatte ihnen die besten Instruktionen gegeben.
Von diesem Augenblick an stand für mich fest, daß die Gruppe Heart and Devil zu Feinden geworden waren.
Ich schätzte die Entfernung von mir bis zur Tafel hin ab. Sie hing ziemlich hoch, vielleicht erreichte ich sie mit einem Sprung, und wenn ich das Kreuz schleuderte, mußte es mir gelingen, wenigstens einen der Köpfe zu treffen.
Es kam auf einen Versuch an…
Ich holte das Kreuz hervor. An der Kette hielt ich es fest, nahm noch einmal Maß und schnellte hoch.
Dann schleuderte ich die »Waffe«. Dabei behielt ich die Silberkette zwischen Daumen und Zeigefinger.
Ich traf genau das Gesicht des Typs mit der Sonnenbrille. Ich vernahm nicht einmal den Aufprall, denn dort, wo sich das Gesicht befand, gab es keinen Widerstand. Vielleicht wäre das Kreuz sogar in einem Tunnel verschwunden, wenn, ich es nicht festgehalten hätte, dafür sah ich innerhalb der Öffnung ein Blitzen, vernahm gleichzeitig das Fauchen, dann war das Gesicht weg.
Ein seltsames Geräusch, das sich wie ein Lachen anhörte, drang noch an meine Ohren. Dieses Lachen bewies mir, daß ich keinen Sieg errungen hatte, nicht einmal einen Teilerfolg.
Auch die anderen Gesichter zogen sich zurück. Das Verschwinden des ersten mußte wohl so etwas wie eine Initialzündung ausgelöst haben.
Vor einer fast leeren Tafel stand ich. Nur die eingetippten Zahlen flimmerten noch, und sie kamen mir wie ein höhnischer Gruß vor.
Für mich war klar, daß ich hier nichts erreichen konnte. Der wahre Fall und die heiße Auseinandersetzung spielten sich ganz woanders ab. Als ich daran dachte, kamen mir auch Suko und das Mädchen wieder in den Sinn. Weshalb waren die beiden verschwunden? Ich sah dafür
Weitere Kostenlose Bücher