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0316 - Das Todeslied der Unterwelt

0316 - Das Todeslied der Unterwelt

Titel: 0316 - Das Todeslied der Unterwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Todeslied der Unterwelt (1 of 2)
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hatte?«
    »Darauf können Sie sich verlassen«, nickte Gordon lakonisch. »Man fand rund elftausend Dollar in Silbermünzen in ihrer Wohnung.«
    »Jetzt begreife ich auch, warum der Silberdollar so eine rare Sache geworden ist«, murmelte ich.
    »Außerdem aber«, fuhr Gordon gelassen fort, »außerdem aber hinterließ Anna Hoare laut Testament ihrem Neffen auf Lebenszeit eine Rente von monatlich achthundert Dollar, die meine Gesellschaft aus dem Kapital ihrer auf fünfhunderttausend Dollar lautenden Lebensversicherung zu zahlen hat.«
    »Was?« rief Phil. »Dieses Tugendmuster hatte eine Lebensversicherung auf eine halbe Million abgeschlossen?«
    »Genau«, nickte Gordon.
    »Während ihre Schwester nichts besaß? Wie ist denn das möglich?« erkundigte ich mich überrascht.
    »Anna Hoare kann eigentlich«, sagte Gordon, »nicht zeit ihres Lebens jenes Muster von Tugendhaftigkeit gewesen sein, das sie zuletzt sehr glaubwürdig spielte. In jungen Jahren war da eine Affäre mit einem älteren Geschäftsmann. Einem sehr reichen Mann aus Denver. Als er verstarb, bestimmte er, daß seine Fabriken unter einzeln festgelegter Treuhandschaft weiterzuführen wären. Aber alle Gewinne, die nicht in den Firmen zu verbleiben hatten, mußten bis auf den heutigen Tag an Anna Hoare ausgeschüttet werden.«
    »Und davon konnte sie die bestimmt nicht Unbeträchtlichen Prämien für die Versicherung bezahlen?«
    »Oh, sie konnte noch viel mehr damit bezahlen. Unter anderem auch die sogenannte ›Öffentlichkeitsarbeit‹, die ihr Frauenverein betrieb. Sie wissen schon: erbauliche Druckschriften, Flugblätter, Versammlungen und so weiter.«
    Das Telefon schlug an.
    Ich nahm den Hörer und meldete mich.
    Eine unbekannte Stimme fragte, ob Mr. Gordon bei uns sei.
    Ich sagte ja und hielt ihm den Hörer hin.
    »Für Sie, Mr. Gordon.«
    Er bedankte sich und lauschte. Das Gespräch dauerte reichlich zwei Minuten. Danach legte er den Hörer zurück auf die Gabel und dachte einen Augenblick nach.
    »Ich glaube, wir haben den dritten Fall, für den sich meine Gesellschaft brennend interessieren wird.«
    »Wieso?«
    »Vor ein paar Stunden wurde in einm der kleinen Parks die Leiche von Fitzgerald Boones gefunden. Aus nächster Nähe in die Brust geschossen. Boones war bei uns mit hunderttausend versichert.«
    ***
    Die Mordkommission leitete Detektiv-Lieutenant Henry Olsman vom Büro der Mordkommission Manhattan Ost.
    Olsman war 56 Jahre alt, hatte einen Bauch, der es ihm bei keiner Körperhaltung erlaubte, seine Fußspitzen zu sehen, wog mindestens zweihundertvierzig Pfund und trug meistens einen grünen Augenschirm vor der Stirn.
    Manche Leute nannten ihn den »Regisseur«, weil sie seine Aufmachung und sein ganzes Gehabe für das typische Erscheinungsbild eines Filmregisseurs hielten, aber es gab bestimmt niemanden, der in seinem Beisein diesen Spitznamen ausgesprochen hätte.
    »Nanu?« staunte Olsman, als er uns kommen sah. »Der FBI? Wollt ihr den Fall haben? Ihr könnt ihn sofort kriegen. Ich bin nicht versessen drauf.«
    Wir schüttelten ihm die Hand und stellten Mr. Gordon vor.
    Für Laien hätte es eine ganze Menge zu sehen gegeben, aber wir kannten dieses Bild von hundert ähnlichen Anlässen.
    Die Leute vom Spurensicherungsdienst krochen durch die Büsche und über den Rasen und suchten Spuren.
    Der Fotograf knipste den Leichnam aus allen möglichen Perspektiven.
    Und Olsman stand dabei und brüllte seine Anweisungen durch die Gegend.
    Weiter entfernt hatten uniformierte Bereitschaftspolizisten eine Kette gebildet und drängten die neugierigen Gaffer zurück.
    »Wie sieht's aus, Olsman?« fragte ich.
    Der Dicke zuckte die Achseln. Er zeigte hinauf zu dem verhangenen Himmel.
    »Wie das Wetter«, knurrte er. »In jeder Minute anders. Vor einer halben Stunde griffen wir einen Tramp auf, der achtzig Yard weiter zwischen den Büschen schnarchte. Ich machte mir schon Hoffnung. Aber der Kerl war so sternhagelvoll die letzte Nacht, daß er nicht einmal den Schuß gehört hat.«
    »Was für ein Kaliber war es denn?«
    »Wahrscheinlich 6,35.«
    »Das ist kein großes Kaliber.«
    »Sicher nicht. Mit so einem kleinen Ding kann notfalls auch eine Frau umgehen. Sie sehen, Cotton: Es sind noch alle Möglichkeiten offen.«
    »Wie kommen Sie gerade auf eine Frau? Gibt es gewisse Anhaltspunkte?«
    »Sie meinen, weil er im Park umgebracht wurde? No, das hat, glaube ich, nichts zu bedeuten. Jedenfalls nichts, was Rückschlüsse auf das Geschlecht des

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