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0316 - Das Todeslied der Unterwelt

0316 - Das Todeslied der Unterwelt

Titel: 0316 - Das Todeslied der Unterwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Todeslied der Unterwelt (1 of 2)
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zuckte die Achseln. Er holte die Briefe und Fotos, die er von seiner ermordeten Braut besaß, um Anhaltspunkte zu haben und Dinge, die seine Erinnerung anregten. Und dann fing er an zu erzählen.
    Es war kurz nach Mitternacht, als Arondack plötzlich den Kopf hob.
    »Okay, Jim. Für heute ist es genug. Das wird sonst zuviel für meinen Kopf. Ich komme morgen abend wieder und übermorgen und in drei Tagen, und wenn es sein muß, auch noch nächstes Jahr. Ich gebe keine Ruhe. Ich nicht.«
    Er verabschiedete sich von Jim Crescent und stampfte im Dunkeln die Stufen der Treppe hinab.
    Und dann war mit einem Schlag sein Instinkt hellwach. Etwas Unbekanntes in seinem Innern warnte ihn. Er war nicht mehr allein in diesem dunklen Treppenhaus. Irgendwo in der undurchdringlichen Schwärze rings um ihn lauerte jemand. Er spürte es so deutlich, als ob er die Person sehen könnte. Ganz langsam tastete seine Hand zur linken Manteltasche, während er fühlte, wie sein Mund plötzlich trocken und pelzig war.
    ***
    Es war einer von diesen Hinterhöfen, in denen es von Gerümpel aller Art nur so wimmelt.
    Meine Augen hatten sich noch nicht an die. Finsternis im Hof gewöhnt, als ich gegen den aufklaffenden Deckel einer umgestürzten Mülltonne lief. Der Schmerz an meinem Schienbein war eine Sekunde stärker als meine Vorsicht. Ich fluchte kurz, aber deutlich.
    Sniff Chickwich jagte eine Kugel in meine Richtung. Sein Gehör taugte nichts, denn die Kugel fuhr mit einem lauten Pleng weit von mir in eine andere Mülltonne. Ich bückte mich, rieb mir das Schienbein und verfluchte sämtliche Gangster der Vereinigten Staaten.
    Eine Minute lang war alles still. Viel zu still. Dann flammte rechts von mir eine Taschenlampe auf. Es mußte Phils Lampe sein. Ihr Lichtkegel schnitt scharf umgrenzt durch die Finsternis und glitt lautlos über das Gerümpel im Hof.
    Natürlich ballerte Sniff wieder los. Er jagte zwei Kugeln in die Richtung der Lichtquelle. Wenn er glaubte, Phil wäre so blöd, sich hinter der Taschenlampe aufzuhalten, dann hielt er einen G-man für wesentlich dümmer, als er sein darf.
    Ich hatte sein Mündungsfeuer gesehen. Es kam hinter dem aufgebockten Dodge hervor, der sechs Yard vor mir neben einem Kistenstapel stand. Lautlos machte ich mich auf den Weg, indem ich mit vorgestreckten Armen die Finsternis durchsuchte, um meinem Schienbein neuerliche Begegnungen mit scharfkantigen Mülltonnendeckeln zu ersparen.
    Die Taschenlampe erlosch. Ein lautes Geräusch polterte in ihrer Nähe. Phils Stimme war klar und laut:
    »Reck sie hoch, Sniff, und komm langsam nach vorn!«
    »Holt mich doch!« kreischte Sniff.
    Ich kroch fast über den Boden. Aber ich war immerhin schon um die Hälfte der Entfernung dem Autowrack nähergekommen.
    Weit über uns, in der fünften oder sechsten Etage, flog ein Fenster auf. Eine keifende Weiberstimme schrillte empört:
    »Verschwinden Sie da unten! Oder ich rufe die Polizei an! Das ist ja unerhört!«
    Der Kopf der Frau war im erleuchteten Fenster so bildschön zu erkennen wie eine gut ausgeleuchtete Zielscheibe im Schießstand.
    »Verschwinden Sie vom Fenster«, rief Phil.
    Sniff brachte es der Frau auf seine Art bei. Er schoß einfach hinauf, und nur ein Zufall konnte daran schuld sein, daß er nicht einmal dieses deutliche Ziel traf. Dafür zerhackte die Kugel die Fensterscheibe. Klirrend prasselte der Glassegen in den Hof herab. Die Frau war eine Sekunde reglos. Dann stieß sie einen spitzen Schrei aus. Und dann zog sie endlich ihren Kopf zurück.
    Ich kroch weiter. Mit der linken Hand tappte ich in eine Pfütze. Ich zog die Finger zurück. Eine leere Kiste krachte polternd gegen das Autowrack. Sniff war so verrückt, zu schießen, ohne sein Ziel auch nur zu ahnen.
    »Sniff!« tönte Phils scharfe Stimme aus der Finsternis. »Wir sind zwei G-men! Sie haben keine Chance!«
    »Ist mir egal! Kommt doch!«
    Sniff schoß. Als er ein zweites Mal abdrücken wollte, gab es nichts als ein schwaches, metallisches Geräusch.
    Ich reagierte so schnell, wie man manchmal muß, wenn man seine Chance wahrnehmen will. Sniff hatte sich verschossen, und er durfte keine Zeit gewinnen, um die Waffe aufzuladen.
    »Nun sei vernünftig, Sniff!« tönte Phils Stimme. Wahrscheinlich wollte er den Gangster zu einer Antwort herausfordern, damit ich hören konnte, wo er stand. Sicher hatte auch Phil das leise Klack gehört.
    »Haut ab! Bevor ich euch umbringe!« prahlte Sniff.
    Ich stieg sehr vorsichtig über eine Kiste hinweg.

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