0316 - Der Sprung ins Verderben
Marshall. „Das System hat immerhin fünf Planeten, von denen drei im Notfall als Aufenthalt oder Versteck dienen können. Und wir haben zwanzigtausend fähige Kommandanten, die das System durchsuchen Vierundzwanzig Stunden sind eine lange Zeit..."
Bully schüttelte den Kopf.
„In diesem Fall aber nicht..."
6.
Jelly-City war eine typische Kolonistenstadt, wie es sie zu Tausenden in der Galaxis gab. Schnell erbaut und nicht für die Ewigkeit gedacht, bot sie in erster Linie Unterkunft und Umschlagplatz für Güter aller Art.
Wenigstens war das solange der Fall gewesen, bis OLD MAN auftauchte und die Hypnokristalle die Kolonisten übernahmen. Seitdem gab es nur noch konditionierte Terraner, die jede Erinnerung verloren hatten und nur noch Befehle ausführten.
Als Gucky am Stadtrand materialisierte, fiel ihm die unheimliche Stille in den Straßen der Stadt auf.
Es gab keinen Verkehr mehr, keine Menschen.
„Was soll ich eigentlich hier?" fragte sich der Mausbiber laut. „Ich suche die Flotte. Hier ist sie bestimmt nicht!"
Er wollte sich nicht eingestehen, daß der Fall umgekehrt lag. Er war ja schließlich hier, damit die Flotte ihn fand. Wenn Bully logisch dachte, würde er ihn zuerst auf New Luna suchen, besonders jetzt, nachdem OLD MAN davongeflogen war. Zumindest mußte man sich um die Menschen kümmern, die hilflos in Jelly-City zurückgelassen worden waren und verhungern würden wenn man ihnen nicht half.
Gucky blieb stehen, als fünfzig Meter vor ihm ein Mann auf die Straße trat. Er kam aus einem Haus, das wie ein verwaltungstechnisches Gebäude aussah. Wie es schien, war er unbewaffnet. Sein Gesicht wirkte schmutzig, und er war unrasiert. Langsam und ohne jede Spur von Verwunderung kam er auf den Mausbiber zu.
Gucky wartete. Er sah, daß der Mann unbewaffnet war und ließ den eigenen Impulsstrahler im Gürtel stecken.
Die Gedankenimpulse, die er empfangen konnte, hatten etwas verworrene Muster, waren aber sonst ganz normal. Der Mann überlegte, was er in Jelly-City tat und wer die merkwürdige Gestalt war, die da so plötzlich vor ihm auf der Straße stand. Er dachte nicht an Gefahr oder an eine Waffe.
Dicht vor Gucky blieb er stehen.
„Hallo", sagte Gucky und winkte lässig mit der Hand. Dabei esperte er nach einer gedanklichen Reaktion des Kolonisten, der auf keinen Fall mehr unter dem konzentrierten Einfluß der Kristalle stehen konnte. „Ich suche einen Freund von mir."
Im Gehirn des Fremden begann es zu arbeiten. Er zerlegte und analysierte den Begriff „Freund", als besitze er keine Bedeutung für ihn. Dann aber schien ein Teil seiner Erinnerung zurückzukehren. Ein frohes Leuchten huschte über sein Gesicht.
„Freund...?" murmelte er. „Freunde sind gut..."
„Ich bin auch ein Freund", tastete sich Gucky vorsichtig weiter. Die Hypnokristalle mußten den Kolonisten verlassen haben, der nur roch unter den Nachwirkungen litt. Bei vorsichtiger Behandlung wurde er schnell wieder normal und gesund werden. „Kannst du mir sagen, was geschehen ist? Denke nach..."
Der Mann dachte nach. Dann nickte er.
„Zwei Männer kamen mit einem Traktor in die Stadt. Sie haben ein Schiff beschossen und vernichtet und den grünen Kristall."
Gucky bemühte sich, keine Aufregung zu verraten.
„Den grünen Kristall? Wo war das?"
„Draußen auf dem Raumfeld. Der Kristall ist unser Freund gewesen. Er verließ uns, aber er wollte zurückkehren. Da kamen die Männer und vernichteten ihn. Sie können keine Freunde sein."
„Nein, das allerdings nicht", entgegnete Gucky, denn es war noch zu früh, jetzt schon mit der Heiltherapie zu beginnen. „Kannst du mir den Weg zum Raumhafen zeigen? Vielleicht können wir dem Kristall helfen."
Der Mann ging bereitwillig voran. Gucky folgte ihm in wenigen Metern Abstand. Er rechnete damit, daß andere Kolonisten hinzukamen, die vielleicht noch mehr unter den Nachwirkungen der Hypnose litten und gefährlich wurden.
Aber nichts dergleichen geschah.
Der Kolonist blieb plötzlich stehen. Das ist die Straße, die aus Jelly-City hinausführt, direkt zum Raumhafen. Es ist nicht weit. Auf Wiedersehen..."
„Auf Wiedersehen", erwiderte Gucky überrascht. „Und vergiß nicht, regelmäßig heiße Milch zu trinken", fügte er schnell hinzu, als er sich von seiner Überraschung erholt hatte. „Das ist gesund."
Der Mann nickte.
„Ja, heiße Milch."
Dann stolzierte er davon und verschwand in einer Seitengasse.
Gucky sah ihm nach, dann konzentrierte er sich auf
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