0316 - Der Sprung ins Verderben
handlungsunfähig machte. Er hing bewegungslos in seinem überhitzten Anzug und fiel weiter auf die Sonne zu, die von einer Sekunde zur anderen alle ihre Schrecken verloren hatte.
Dann rematerialisierte Gucky dicht neben ihm.
„Ganz schön warm", sagte er.
Ras Tschubais Gesicht war schweißüberströmt. Seine Kombination war naß, als hätte man sie gerade aus dem Wasser gezogen. Der Teleporter hatte in den letzten paar Stunden einige Pfunde abgenommen. Sein Gesicht war aschgrau.
„Halte meine Hand fest - ich nehme an, du kannst nicht teleportieren. Das gibt sich wieder..."
Eine Sekunde später war Ras in der engen Kommandozentrale des Zerstörers ZF-24...
„Eigentlich zuerst gefunden habe ich dich, Ras", sagte Jumpy nun wohl schon zum zehntenmal, ohne die noch sanften Proteste seines Vaters zu beachten. „Ich war es, der deine Gedanken auffing.
Ich, Jumpy, habe dich gerettet."
Ras war noch sehr erschöpft und die Tatsache, daß er bereits mit dem Leben abgeschlossen hatte, zeichnete sich auf seinem Gesicht ab.
„Ich weiß, Jumpy, ich werde es niemals vergessen. Aber so ein ganz kleines bißchen Lob wollen wir doch auch den anderen überlassen, nicht wahr?"
Jumpy hielt den Kopf schief.
„Nun, ein kleines bißchen...? Na ja, meinetwegen. Ich gönne auch meinen Freunden einen Anteil meiner Ehre."
Gucky hielt sich den Mund zu und machte ein verlegenes Gesicht. Er mußte vorsichtig sein, sonst kam das mit seinem Traum und den Mohrrüben auf.
Captain Miller sagte: „Wir haben vor allen Dingen Dr. Wellmann zu danken. Ohne seine exakten Berechnungen suchten wir jetzt vielleicht auf dem fünften Planeten nach Ihnen, Mr. Tschubai."
Die ZF-24 hatte sich weit genug von der Sonne entfernt, um Funkverbindung mit der FREYT aufzunehmen. Ungemein erleichtert nahm Bully die freudige Nachricht auf und leitete sie an die anderen Schiffe weiter. Gleichzeitig erging an die Kommandanten der Befehl, sich sofort am vereinbarten Ort zu versammeln. Die Flotte sollte bereits in einer Stunde zur Großen Magellanschen Wolke abfliegen.
Die Funkverbindung klappte wieder ausgezeichnet.
Eine halbe Stunde vor dem Termin, um genau halb zehn Terrazeit abends am zweiundzwanzigsten November des Jahres zweitausendvierhundertfünfunddreißig erreichte der Zerstörer ZF-24 das Flaggschiff FREYT und wurde an Bord aufgenommen.
Der Einsatz war beendet.
Bully war in den Hangar gekommen, um die zurückkehrenden Mutanten persönlich zu begrüßen. Er tat es mit Tränen in den Augen, deren er sich nicht zu schämen brauchte.
Als er Gucky in die Arme schloß versagte ihm die Stimme. Stumm drückte er seinen Freund an seine Brust. Aber auch Jumpy kam nicht zu kurz. Als er sich den Armen des kräftigen Bully wieder entwunden hatte, schnappte er nach Luft.
„Huch?" krächzte er verdattert. „Das war ja bald noch schlimmer, als wäre ich zwischen die Pranken von Tolot geraten. Willst du mich umbringen, Onkel Bully?"
„Onkel" Bully lachte und wischte sich die Tränen aus den Augenwinkeln.
„Du bist ein gewaltiger Krieger Jumpy. Wie ich annehme, bist du es gewesen, der Ras gerettet hat.
Ganz allein, wahrscheinlich."
Jumpy starrte ihn verwundert an.
„Woher weißt du das?" erkundigte er sich vorsichtig.
Gucky trat von einem Fuß auf den anderen und schwieg verbissen.
Die anderen grinsten bloß.
Bully klopfte ihm auf die Schulter.
„Du wirst den Ruhm schon zu ertragen wissen, Kleiner. Ganz wie dein Vater. Der brach auch nicht unter der Last der Lorbeerkränze zusammen, die man ihm überreichte Willst du einen?"
„Ja, gern, Onkel Bully." Er sah ihn forschend an. „Was ist ein Lorbeerkranz?" fragte er dann.
„Eine feine Sache", klärte Bully ihn unzureichend auf. „Du wirst schon sehen. Aber nun wird es Zeit, daß ihr mal der Reihe nach berichtet. Wir haben noch eine knappe halbe Stunde Zeit..."
Als Ras von seinem seltsamen Abenteuer berichtete, das ihn in die Vergangenheit und zur Erde zurückgebracht hatte, war es wieder Dr. Wellmann, der eine Erklärung zu finden versuchte. Nach einigem Nachdenken sagte er: „Es wird so sein, wie Mr. Tschubai vermutet. Das plötzliche Eindringen in die fünfte Dimension, deren Natur und wahrer Charakter uns nach wie vor unbekannt ist, muß die Zeitverschiebung bewirkt haben.
Daß zugleich allerdings auch eine Ortsverschiebung eintrat, ist mir ein Rätsel. Es muß allein das instinktive Wunschdenken gewesen sein, das eine Veränderung der Raumstruktur verursachte. Und das wiederum läßt
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