0316 - Krakenfluch
Schmerz deinem Willen zu unterordnen!« hörte er wieder die Stimme Manonas in seinem Inneren. »Das macht die Angelegenheit reizvoll. Und du hast Mut, Kraft und Ausdauer. Es wird mir ein Vergnügen sein, dich sterben zu sehen!«
»Wer immer du bist, der da zu mir spricht!« sagte Michael Ullich laut. »Nenne deinen Namen und deine Art. Und auch den Namen dessen, der dich sendet, und woher du mich kennst…!«
Höhnisch meckerndes Gelächter brandete in seinem Inneren, weil der Dämon sich über die Befehlsstimme wunderte und amüsierte.
Doch Michael Ullich war oft genug mit Professor Zamorra zusammengewesen. Auch wenn er eigentlich kein besonderer Freund der magischen Künste war, so hatte er sich doch gewisse Dinge gemerkt, mit denen man die Kreaturen der Schwarzen Familie bannen kann.
»… und das befehle ich dir durch die Macht und Würde der drei Namen TETRAGRAMMATON, ANAPHAXETON und PRIMEUMATON!«
Das Gelächter des Dämonen leitete über in ein Wehgeheul. Befriedigt stellte Michael Ullich fest, daß die drei Hohen Worte dem Dämon wirklich zusetzten.
»Ich befehle dir, zu antworten!« rief Michael Ullich und stellte sich breitbeinig vor den Kraken hin. Sie hatten inzwischen den Sandstrand erreicht und nur noch die Ausläufer der Wellen umspielten seine Knöchel.
Fünf Meter von der hochaufgerichteten Gestalt des Jungen, dessen rechte Hand in der Nähe des Messergriffes pendelte, ringelten sich die Tentakel des Riesenkraken. Die Bestie hatte sich nicht vollständig emporgerichtet, sondern nur auf die Höhe von drei erwachsenen Männern auf die Fangarme gestellt. Der unförmige Schädel mit den kreisrunden Augen war in Michael Ullichs Richtung gedreht.
Aber es war jetzt nicht die kalte Gleichgültigkeit des Tieres in den Augen – sprühender Dämonenhaß funkelte daraus.
Der ledrige Körper bebte vor Erregung. Eins der Tentakel ringelte sich um den Griff des Schwertes. Die anderen krochen wie Schlangen durch den Sand.
»Rede, Höllengeist im Inneren des Polypen. Rede endlich!« rief Michael Ullich der wußte, daß die geringsten Anzeichen von Furcht tödlich sein konnten.
»Ich bin in diesem Kraken und mein Name ist Manona!« vernahm der Junge die gepreßte Stimme des Dämons. »Ich gehöre zu den Vasallen des mächtigen Herzogs Astaroth, einem gewaltigen Kriegsherrn des Höllenkaisers LUZIFER. Dein Name, Michael Ullich, ist im Reich der Schwefelklüfte in glü- henden Lettern in flüssiges Lavagestein eingebrannt. Zu oft hast du mit deinem Freund Carsten Möbius unserem Erzfeind geholfen, unsere Pläne zu stören!«
»Na, wir haben Professor Zamorra ein wenig assistiert!« gab Michael Ullich bereitwillig zu. »Aber wir haben hauptsächlich Asmodis, den Fürsten der Finsternis bekämpft!«
»Diese Welt ist nach den Gesetzen der Unteren in einzelne Herrschaftsbereiche unterteilt. Dieser Teil des Landes ist derzeit unter dem Befehl des großen Astaroth. Auch der Kontinent Amerika untersteht seinem Banner. Asmodis jedoch steht erhöht über Astaroth – besser gesagt, er stand. Denn er hat die Hölle verlassen und Leonardo de Montagne wurde zum Dämon erhöht und residiert nun auf seinem Thron! Doch was kümmert dich das alles?«
»Es ist ganz interessant zu erfahren, wie es alten Bekannten geht!« grinste der Junge. »Und nun, da ich weiß, wer du bist, will ich erfahren, was du mit mir vorhast!«
»Ich werde dich bekämpfen, Michael Ullich«, erklärte Manona.
»Bekämpfen und töten – im Inneren des Kraken. Und verlaß dich darauf. Es wird kein rasches Ende. Du siehst das Schwert im Fangarm des Kraken?«
»Es ist nicht zu übersehen!« knurrte Ullich, der einiges ahnte. Sein schlanker Körper straffte sich.
»Wir werden kämpfen. Ich mit dem Schwert – und du mit dem Dolch!« erklärte Manona. »Ich werde im Inneren des Kraken sein und ihn dirigieren. Verlaß dich darauf, daß es lange dauern wird. Denn ich kenne alle Schliche und Tricks im Kampf und will dich hetzen, bis die Kraft deinen Körper verläßt und du ermattet niedersinkst. Dann komme ich – dann ist sie da, die Stunde des Kraken. Siehst du den Rachen?«
»Du hast ganz schön die große Schnauze!« erklärte Ullich mit einem Wortspiel. Natürlich sah er die schnabelartige Futteröffnung, die gut einen halben Meter aufklaffen konnte. Die Bestie konnte einen Menschen damit auf einmal verschlingen.
»Er wird uns zusammenführen, Michael Ullich!« kicherte der Dämon. »Wenn du tot bist und deine sterbliche Hülle von dem Kraken
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