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0317 - Der Seelenschmied

0317 - Der Seelenschmied

Titel: 0317 - Der Seelenschmied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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flötete Nicole und zog ihn an sich.
    »Dagmar Holler ist Carstens Sekretärin!« setzte Professor Zamorra hinzu.
    »Warte nur ab!« lächelte Nicole wissend. »Bald diktiert sie!«
    ***
    »Sie leben! Doch ohne ihre Seelen sind sie für mich nutzlos!« brummte der Dämon Nomuka, als er die Horde des Schwarzen Garfield beobachtete. Obwohl er in seiner Dämonengestalt anwesend war, nahm niemand von ihm Notiz.
    Sie dachten und fühlten nicht – sie existierten nur noch.
    Nomuka mußte ihnen wieder Seelen geben. Neue Seelen – denn die, welche sie einmal besessen hatten, trugen Arere und die anderen Eingeborenen in den Tagen ihres Lebens mit sich. Sie vergingen in der Sekunde ihres Todes.
    Nomuka überlegte. Seelen waren zwar einfach zu bekommen, und es stellte für ihn kein Problem dar, aus den Reihen des Astaroth so viele verdammte Geister zu erhalten, um hundert Galeonen zu bemannen. Doch die Sache hatte einen Haken.
    Nomuka hatte sich als Dämon von Tahiti auf der Welt sehr wohl gefühlt und war in der Hölle kaum noch gesehen worden. Da er auch wenig Erfolge aufweisen konnte, da es auf den Inseln relativ friedlich zuging und kaum Verbrechen verübt wurden, war seine »Bilanz der bösen Taten« sehr negativ, und der Seelenhandel wurde kaum getätigt. Wer will auf einer Insel, die dem Paradies am Tage der Schöpfung gleicht, dem Teufel seine Seele verschreiben? Hier hatte die Geld- und Machtgier noch nicht den Einzug gehalten, und die meisten Inseln waren von diesen »Segnungen der Zivilisation« noch weitgehend verschont.
    Wenn er jetzt hinging und von Astaroth oder einem seiner Unterteufel Seelen forderte, um die Piratenhorde zu beleben, dann war es möglich, daß man ihm ein Kuckucksei ins Nest legte. Wenn die Seelen aufsässig wurden oder in den Körpern versagten und Nomuka eine Niederlage erlitt, dann schwächte das seine Position in der Gunst des Astaroth. Man kannte den Höllenherzog als gnadenlosen Gebieter, der in rasendem Zorn seine hohen Gefolgsleute selbst in den Abyssos schleuderte und vernichtete, wenn sie versagten. Das bedeutete für andere Dämonen, daß wieder ein Rang frei wurde.
    Wenn Nomuka also in der Hölle um Hilfe bat, ging er ein großes Risiko ein. Doch wäre er kein Dämon, wenn er nicht einen Ausweg gewußt hätte.
    Unzählige Legenden hatte er von einem seltsamen Wesen vernommen, das im Schlund eines feuerspeienden Berges der vergessenen Insel Sasalaguan hauste.
    Chaifi, der Seelenschmied…
    ***
    Als die vorgelagerten Spitzen der Gesellschaftsinseln an Backbord auftauchten, senkte sich langsam der glühende Ball der goldroten Sonne herab, um in den Fluten des Pazifik zu versinken. Es waren die ersten Vorboten der Inseln von Tahiti, die sich hier mit ihren Palmenwipfeln zeigten.
    Morgen gegen Mittag war Tahiti, die Hauptinsel, erreicht und die Kreuzfahrt zu Ende. Zamorra stand mit Nicole an der Backbordreling und genoß noch einmal das malerische Postkartenmotiv der Südsee. Vereinzelte Palmen waren wie Schattenrisse vom Sonnenlicht umflossen.
    »Das ist alles so schön hier!« hauchte Nicole Duval. »Von diesem letzten Paradies der Erde kann nichts Böses ausgehen!«
    »Kein Paradies ohne Schlange!« sagte Carsten Möbius ahnungsvoll, der mit Dagmar Holler herantrat. Der Junge mit dem melancholischen Gesicht ahnte nicht, daß die Schlange schon ihre Giftzähne schärfte…
    ***
    Glutrote Lohe brodelte am Rande des Vulkankegels, in dem Chaifi hauste.
    Doch das Element der Zerstörung war Nomuka, dem Dämon, nicht fremd. Die Wesen der Hölle sind immun gegen die größte Gluthitze. Der Dämon von Tahiti fuhr durch die kochende Lava in den Schlund des Feuerberges ein. Noch einmal dachte er dabei an die Worte der uralten Legende, die sich Eingeborene im Flüsterton sangen.
    »Der Chaifi stand an seiner Esse tief unten in Sasalaguan und schmiedete Seelen, damit er Sklaven habe, die ihm dienen konnten!« waren die Worte der uralten Sage von Tahiti. »Er schürte das Feuer, daß die Esse barst. Glühende Steine und feurige Ströme ergossen sich über die Erde, und eine der Seelen flog aus Sasalaguan hinaus. Sie fiel im Lande Guahan nieder und wurde zu Stein. Doch die Sonne erwärmte den Stein, der Regen erweichte ihn und das Meer gab ihm Menschengestalt. Da sah der Mensch, daß es auf der Erde schön ist. Er formte andere Menschen aus der Erde und Wasser und schmiedete ihnen am Feuer der Sonne Seelen, wie er es beim Chaifi abgesehen hatte. Und er nannte sie Erdensöhne…!«
    Irgendwo in der

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