0317 - Der Seelenschmied
Rippenstoß. Zamorra hatte seine wahre Identität hier einmal geheim halten wollen. Er wollte einmal ganz ungestört ausspannen.
»Was? Einer von den Typen, die hinter Geistern herjagen?« fragte Richardson.
»Ja. Darling!« flötete Priscilla. »So ein Herr wie diese netten jungen Männer in dem Film, die durch ihre Geisterbekämpfung die Erde retten!«
»Klar! Wir sind die Ghost-Busters!« grinste Michael Ullich.
»Und wie vernichtet man einen Geist?« Die Amerikanerin wurde neugierig.
»Man schluckt ihn herunter!« sagte Michael Ullich ganz ernsthaft, und nur das leichte Zucken seiner Mundwinkel zeigte an, daß er etwas im Schilde führte.
»Man… schluckt … ihn herunter!« stammelte Priscilla Richardson.
»Ganz richtig!« nickte Carsten Möbius sehr ernsthaft. »Vorausgesetzt, es handelt sich um Weingeist!«
»Himbeergeist bekämpft man auf die gleiche Art!« setzte Michael Ullich hinzu. »Nur wenn irgend jemand von uns versucht, den Geist des Weines aus der Asbach-Flasche zu beschwören, kommt ein geistloses Gestammel heraus!«
»Und dann geistert er nachts durch die Gänge zur Toilette!« setzte Carsten Möbius den Satz fort. »Am nächsten Morgen ist er dann gar nicht mehr begeistert, weil er entgeistert mit einem Blick im Spiegel feststellen muß, daß er nicht mehr allein ist!«
»Einen Kater – einen Affen – und das undefinierbare Wesen mit seinen eigenen Gesichtszügen, das ihn aus dem Spiegel heraus anstarrt. Kater und Affe sind zwar nicht immer sichtbar – dafür sieht man manchmal auch weiße Mäuse!«
»Jedenfalls ist das alles reiner Humbug!« schnitt ihm Andrew Richardson das Wort ab. »Es gibt keine Gespenster. Teufel oder was immer der Aberglaube für seltsame Geschöpfe erschaffen hat. Daran glaube ich nicht!«
Andrew Richardson ahnte nicht, daß er bald mit der Welt des Unheimlichen konfrontiert wurde.
***
» Ich, Nomuka, Dämon von Tahiti, bin euer Herr und Gebieter! « rief der Dämon mit grollender Stimme, als auch der letzte Pirat wieder eine Seele besaß und dadurch dem Leben wieder gegeben wurde. Nomuka wußte, daß es sehr wichtig war, dieses Befehlsverhältnis in den Seelen sofort zu verankern, bevor der eigentliche Charakter des Menschen die neue Seele zu nachhaltig beeinflußte.
» Du… bist der … Herr! « rang es sich von den Lippen des Schwarzen Garfield. Nomuka spürte, daß der Piratenkapitän schon wieder fast er selbst wurde.
Normalerweise wäre er ins Innere des neu zum Leben erwachten Menschen eingefahren. Doch erstens hätte ihm das der Schwarze Garfield aus eigenem Willen gestatten müssen, indem er dreimal die Worte »Fahr ein« sagte, und dazu kam, daß Nomuka nicht viel über die Beschaffenheit der von Chaifi geschmiedeten Seelen wußte. Es galt, die Piraten zwar zu leiten und ihren habgierigen und grausamen Charakter auszunutzen, ohne sich mit ihnen selbst zu stark zu vereinigen.
»Ihr werdet das Schiff aufs Meer hinausziehen und wieder flott machen!« befahl Nomuka.
»Wir gehorchen deinem Willen!« klang ein unzusammenhängender Sprechchor der Südsee-Piraten auf.
»Ihr werdet die Masten aufrichten und Segel setzen. Ihr werdet dem Kurs folgen, auf dem ich euch leite, und den Wind ausnutzen, den ich euch sende!« befahl Nomuka.
»Wir gehorchen!« kamen wieder die Stimmen der Piraten.
»Der Wind wird euch zu einem Schiff bringen!« sagte Nomuka.
»Ihr werdet es entern und…!«
»… und Beute machen!« entfuhr es dem Schwarzen Garfield. Nomuka grollte. Der Kapitän schien im Leben einen sehr starken Willen gehabt zu haben. Er ließ seinen Geist nicht einfach unterjochen.
»Ihr werdet auch Beute machen!« sagte Nomuka, dem nichts daran gelegen war, den Geist des Schwarzen Garfield in diesem Augenblick zu brechen. »Nehmt euch, was ihr haben wollt oder was man euch gibt. Doch diese Menschen, die ihr jetzt seht, die nehmt gefangen und bringt sie hierher auf die Insel!« Im selben Moment waren in der Höhle Lichtprojektionen von Professor Zamorra und seinen Freunden zu sehen.
»Die Frauen sind sehr hübsch!« nickte der Schwarze Garfield. »Sie werden meine Kajüte verschönen. Die Männer werden wir über die Planke gehen lassen – wenn sie kein Lösegeld zahlen können!«
»Ich werde bestimmen, was mit ihnen geschieht!« befahl Nomuka.
»Ihr bringt sie hierher, wie ich es befehle. Was ihr in der Zwischenzeit mit ihnen macht, will ich nicht wissen. Aber denkt daran! Ich will sie lebendig! Alle! Und nun geht an die Arbeit und macht das
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