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0317 - Der Seelenschmied

0317 - Der Seelenschmied

Titel: 0317 - Der Seelenschmied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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reflexartig. Mit einer oft geübten Judo-Technik glich er den Fall aus, daß er keine Schmerzen verspürte und sofort handlungsfähig war. Der Säbel, der sich sonst zwischen seine Schulterblätter gebohrt hätte, klirrte gegen die Reling.
    Sofort war Michael Ullich wieder auf den Beinen und riß den Piraten zu sich empor. Der Mann verdrehte die Augen und versuchte immer noch, den Kampfunfähigen zu spielen. Im gleichen Moment jedoch riß er das Messer aus dem Gürtel.
    Michael Ullichs Nerven und Reflexe waren durch die unzähligen Gefahrensituationen der letzten Jahre so geschärft, daß er einen Angriff in den Ansätzen erkannte. Ein Blick in die Augen des Gegners, in denen triumphierender Haß lag, und die Tatsache, daß sich nur ein Arm um seinen Körper klammerte, ließ ihn reagieren.
    Mit aller Kraft stieß er den Piraten zurück. Gleichzeitig bog er den schlanken Körper zur Seite. Wie eine glühende Nadel zischte die Spitze des Entermessers über seine Haut und hinterließ zerrissenen Hemdstoff und eine rote Spur auf seiner Brust.
    Und dann erlebte der Pirat die Hölle. Er wurde mit einer Serie von Hieben eingedeckt, gegen die es keine Gegenwehr gab. Dann fühlte er sich emporgehoben und im weiten Schwung über die Reling des Schiffes geworfen. Sein Schrei brach ab, als er unten ins Wasser klatschte.
    »Das ist ja ein ernsthafter Kampf!« wunderte sich Michael Ullich.
    »Na, ich werde die beiden Typen da vorne mal fragen, was das zu bedeuten hat!« Damit meinte er zwei der Seeräuber, die eine sich verzweifelt wehrende Frau nach Achtern zerren wollten. Die beiden waren so damit beschäftigt, ihre Beute zu bändigen, daß sie Michael Ullich erst bemerkten, als er dicht vor ihnen stand.
    »Nehmt eure dreckigen Pfoten von der Frau!« knurrte Ullich in der Vulgärsprache, die von diesen Typen sicher am besten verstanden wurde.
    »Sie ist unsere Beute!« gab einer der Piraten zurück. »Wir können mit ihr tun, was uns beliebt. Wer sich wehrt, den töten wir. Wer sich in sein Schicksal fügt, der darf weiterleben!«
    »So lauten die Befehle unseres Kapitäns – des Schwarzen Garfield!« setzte der andere Seeräuber hinzu.
    »So ähnlich halte ich das auch immer!« sagte Michael Ullich mit fast freundlicher Stimme. »Wer tut, was ich sage, der hat die besten Chancen, das Rentenalter zu erreichen. Wer aber meint, sich gegen mich zu stellen, der muß damit rechnen, daß es irgendwann mächtig weh tut.«
    »Du willst uns angreifen?« fragte einer der Piraten unsicher.
    »Wenn ihr die Frau nicht loslaßt, wird mir wohl nichts anderes übrig bleiben!« sagte Michael Ullich. »Frauen überwältigt man mit Charme – nicht mit dem Arm!«
    »Niemand hat es bisher gewagt, den Piraten der Südsee Widerstand entgegenzusetzen!« Die Worte des Piraten wurden vorsichtig.
    »Dann wird es aber Zeit, daß mal einer den Anfang macht!« grinste Ullich und sah, wie die beiden Halunken die Frau losließen und hinter sich schoben. Zitternd blieb sie einfach stehen. Sie begriff nicht, daß sie hier die beste Gelegenheit zur Flucht hatte.
    »Wir sind zwei geübte Kämpfer. Das solltest du bedenken!« warnte ein Seeräuber.
    »Ich verstehe ja, daß ihr euch noch Verstärkung holen wollt!« spottete Michael Ullich. »Ruft noch einige Galgenvögel eurer Sorte dazu. Denn das bringt mich erst in Laune!«
    Im nächsten Augenblick verlor einer der Piraten die Nerven und griff an. Mit wildem Schrei und emporgerissenem Entersäbel stürmte er an.
    Im selben Moment riß der Junge das Schwert Gorgran aus der Scheide. Der Abwärtshieb des Säbels wurde so pariert, daß Gorgran das Metall der Säbelklinge wie Butter zerschnitt. Verdattert starrte der Pirat auf den Stumpf in seiner Hand.
    »Mach Platz, du Halunke!« knurrte Ullich. »Jetzt ist erst mal dein Kumpel dran mit seiner Lektion!«
    Doch der andere Seeräuber war vorsichtig. Er tänzelte auf den Jungen zu und schwang den Säbel in kreisenden Bewegungen. Ganz beiläufig ließ der seine linke Hand zu der Schärpe sinken, die er anstelle eines Gürtels um die Lenden gewunden hatte.
    Der Junge erkannte, daß die Kreisbewegungen des Säbels nur seine Aufmerksamkeit ablenken sollten. Dennoch tat er so, als wäre er ausschließlich auf den Säbel konzentriert.
    Die Reaktion des Piraten war wie die zuschlagende Pranke eines Leoparden. Michael Ullich sah, wie die Hand zur Schärpe fuhr und sein feines Gehör vernahm, daß etwas auf ihn zuzischte. Impulsiv streckte er sein Schwert vor und ließ Gorgran

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