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0317 - Der Seelenschmied

0317 - Der Seelenschmied

Titel: 0317 - Der Seelenschmied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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einen kleinen Kreisbogen beschreiben. Kreischend zerplatzte Metall. Der geschleuderte Dolch war mit der Klinge des Schwertes kollidiert und zerschnitten worden. Wie bösartige Hornissen zischten die Metallfragmente des Dolches durch die Luft. Der andere Pirat brüllte, als ein Splitter seine Schulter traf.
    »Nun, nachdem du wie ein Feigling gekämpft hast, versuch es doch mal wie ein richtiger Mann!« befahl Michael Ullich gefährlich leise. »Komm an! Schwert gegen Säbel, wenn’s genehm ist!«
    Doch der Pirat pfiff in diesem Moment auf alle Ehrenhaftigkeit der Welt. Gegen diesen Satansbraten war ein ehrlicher Kampf der Klingen für ihn aussichtslos. Und sein Kumpan lag stöhnend am Boden und hielt sich die Schulter.
    Der Pirat wirbelte auf dem Absatz herum und gab Fersengeld.
    »Alles in Ordnung, Miß«, fragte Ullich die Frau, die sich rückwärts an die Wand drängte und die ganzen Geschehnisse nicht recht begriff.
    »Ja, alles… alles in Ordnung!« hauchte sie.
    »Dann verkriechen Sie sich in der nächsten Kabine!« empfahl Michael Ullich. »Hier geht es nämlich gleich rund. Da vorne höre ich Geschrei und genau da ist dieser Halunke hingelaufen. Ich werde mal nachsehen, was da los ist. Und dann wollen wir mal wieder so richtig einen aufmischen…!«
    ***
    »Diese beiden hier sollen wir lebendig mitnehmen!« erklärte Jeff Mallory, der die Plünderung im Ballsaal leitete und wies mit dem Säbel auf Carsten Möbius und Dagmar Holler. »Ich kann mich ganz genau an das Bild erinnern, das uns jenes Wesen von ihnen zeigte, als es uns das Leben zurückgab!«
    Die Piraten, die Carsten Möbius das Hartgeld abgenommen und Dagmar Holler einen Ohrring von Priscilla Richardson geschenkt hatten, wirbelten herum. Sie hatten den wahren Zweck der Kaperfahrt, zu der sie das unbekannte Wesen wieder belebt hatte, bereits vergessen. Beim Zusammenraffen der Beute waren sie so in ihrem Element, daß sie alles andere vergaßen.
    Doch Nomuka, der ohne sichtbare Gestalt um sie herum war, spürte, daß er jetzt eingreifen mußte, wenn der Zweck der Aktion überhaupt erfüllt werden sollte. Immer mehr glitten ihm die Piraten mit ihren eigenwilligen Charakteren aus den Händen und gingen ihre eigenen Wege.
    Einige Befehle des Maats und Dagmar und Carsten waren eingekreist. Den auf sie gerichteten Waffen konnten sie nicht entgehen.
    »Fesseln!« befahl Mallory scharf. »Und dann hinüber zum ›Sea-Falcon‹ mit ihnen!«
    Dagmar Holler stöhnte auf, als ihr die Hände auf den Rücken gebogen wurden. Sie sah, daß auch Carsten Möbius erkannte, daß Widerstand hier zwecklos war. Die anderen Menschen im Ballsaal sahen zu, ohne daß von ihnen Hilfe zu erwarten war. Sie waren jeder für sich froh, daß sich die Piraten nicht speziell für sie interessierten.
    Wie die Adler beobachtete manches Augenpaar schon jetzt die Bündel mit Dollarnoten, die von den Piraten einfach fallen gelassen wurden, weil sie den Wert von Papiergeld nicht erkannten. Wenn alles vorbei war, dann mußte man versuchen, so viel wie möglich davon zusammenzuraffen.
    »Sonst noch jemanden, Maat?« fragte einer der Piraten, die alle Ausgänge des Ballsaales besetzt hatten.
    Jeff Mallory sagte nichts. Er ging langsam an den Menschen entlang und sah jedem genau ins Gesicht. Andrew Richardson glaubte, vor Angst zu sterben, als sich die kohlschwarzen Augen des Piraten auf ihn richteten. Doch im nächsten Moment wandte er sich wieder ab. Die Gestalt einer Frau, die sich heimlich aus dem Staube machen wollte, schien ihn zu interessieren.
    Carsten Möbius hielt den Atem an, als er sah, für wen sich der Maat da interessierte. Nicole Duval versuchte, sich heimlich abzusetzen. Ein scharfer Befehl. Kernige Piratenfäuste griffen zu und schoben Zamorras Assistentin zu Mallory.
    Prüfend sah ihr der Maat der »Sea-Falcon« ins Gesicht.
    »Na, bin ich dir etwa nicht hübsch genug!« fragte Nicole Duval dreist. Sie wußte, daß sie bei Typen von diesem Schlage keine Angst zeigen durfte. Wer immer das Wesen war, das den Piraten ›Bilder‹ von Carsten Möbius und Dagmar Holler zugespielt hatte – sie mußte versuchen, unerkannt zu bleiben.
    Immer wieder betrachtete der Maat ihr Gesicht. Dabei murmelte er unverständliche Worte und fluchte leise vor sich hin.
    »Gottverdammich!« vernahm Nicole die Stimme des Piraten. »Die Gesichtszüge stimmen. Aber die Frau, die uns gezeigt wurde, hatte lange, blonde Haare. Die hier hat aber kurze, schwarze Haare. Und sie hatte blaue Augen – die

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