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0317 - Der Seelenschmied

0317 - Der Seelenschmied

Titel: 0317 - Der Seelenschmied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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wagte es, vorzutreten.
    »Na los!« rief Professor Zamorra, der erkannte, daß ihn die Seeräuber fürchteten. »Habt ihr nicht gehört, was euer Chef gesagt hat? Wer möchte die nächste Ohrfeige empfangen? Du vielleicht! – Oder du? – Oder du etwa?« Dabei ging er die Reihen der Piraten ab, die sich zu den Tampen zurückzogen, mit denen die ›Sea-Falcon‹ mit der ›Columbina‹ verbunden war. Doch jedesmal, wenn die Säbelspitze auf einen der Piraten wies, zog sich dieser um so schneller zurück.
    »Nun, mon Capitaine!« wandte sich Professor Zamorra an den Schwarzen Garfield. »Ihre Männer können sicher nur Wehrlose berauben und ausplündern!«
    »Käpt’n! Sie wissen genau, daß wir wie die Teufel kämpfen!« stieß einer der Piraten hervor. »Aber dieser Mann ist offensichtlich selbst einer. So wie der zu kämpfen versteht…!«
    »Wer ihn mir lebendig fängt, den mache ich zu meinem Bootsmann!« versprach der Schwarze Garfield.
    »Nicht für die Würde des Leutnants!« knurrte einer der Piraten.
    »Das gibt es doch wohl nicht!« klang da eine helle Stimme über Deck. »So viele tapfere Seeleute fürchten sich vor einem einzigen Mann?«
    Professor Zamorra wirbelte herum. Diese Stimme kannte er. Doch der Blick, den ihm Michael Ullich zuwarf, ließ ihn schweigen.
    »Zeige doch, daß du besser bist!« rief einer der Piraten.
    »Nur dann, wenn ich auf eurem Schiff Leutnant werde!« gab Michael Ullich zurück und sein Grinsen wurde noch breiter.
    »Und was ist, wenn ich mich weigere, auf diesen unverschämten Vorschlag einzugehen, blonder Jüngling!« fragte der Schwarze Garfield.
    »Dann könnte es sein, daß ich mich mit diesem Gentleman verbünde und vielleicht Kapitän deines Schiffes werden möchte!« sagte Michael Ullich sanft. Er hatte Zamorras Kampf mit angesehen und sah, wie man Sabine Janner, Dagmar Holler und Carsten Möbius an Tampen hinab auf den Segler ließ. Um sie zu befreien, hatte er einen tollkühnen Plan gefaßt.
    Er mußte als freier Mann an Deck des Piratenschiffes gelangen.
    Dann konnte er notfalls eingreifen, wenn die Piraten seinen Freunden ans Leben wollten.
    »Besiege ihn! Fang ihn lebendig! Wenn du das schaffst, dann bist du würdig, Leutnant der ›Sea-Falcon‹ zu werden!« entschied der Schwarze Garfield.
    »Wir müssen ihnen einen wilden Schaukampf liefern!« rief Michael Ullich dem Meister des Übersinnlichen zu. Dabei kam nicht der Klang eines Wortes über seine Lippen, Michael Ullich bewegte nur den Mund, während er das Schwert zog und langsam auf Professor Zamorra zuging.
    Der Meister des Übersinnlichen verstand nicht nur etwas von echter Magie, sondern verstand sich auch auf die sogenannte Illusionszauberei. Dazu gehörte es auch, Worte von den Lippen abzulesen.
    Michael Ullich wußte das, und darauf baute sich sein Plan auf. Die Piraten durften auf keinen Fall wissen, daß sie sich kannten.
    Professor Zamorra bedeutete Michael durch ein Zeichen, daß er verstanden hatte. Er hob den Säbel und ging ihm entgegen.
    »Setz die Schläge so an, daß ich mit der flachen Klinge parieren kann!« befahl Michael Ullich. »Die Piraten brauchen nicht zu wissen, daß die Klinge Metalle zerschneiden kann. Laß dir irgendwann den Säbel aus der Hand schlagen und dich in wildem Ringkampf überwältigen. Mal sehen, was die Piraten mit uns vorhaben. Und wer das geheimnisvolle Wesen ist, das den Angriff befohlen hat. Gib Carsten, wenn du ihn siehst, in altgriechischer Sprache bekannt, daß ich ein Doppelspiel treibe. Und nun – los! «
    Sie hatten sich während des stummen Wortwechsels lauernd umkreist. Keinem der Piraten fiel auf, daß der blonde Kämpfer mit dem sonderbaren Langschwert die Lippen bewegte. Alle warteten gebannt auf den Zusammenstoß.
    Der Angriff kam ganz plötzlich. Niemand hatte bemerkt, daß sich Zamorra und Michael ein geheimes Zeichen gegeben hatten.
    Was wie ein wilder, mit allen Tücken und Raffinessen geführter Kampf auf Leben und Tod aussah, war in Wirklichkeit ein Schaukampf, den Professor Zamorra und Michael Ullich auf Château Montagne einmal einstudiert hatten. Bei Zeitreisen im antiken Rom des Kaisers Caligula hatten sie sich an Serien von Hieben wiedererkannt, die aus dieser »Darbietung« stammten.
    Ungestüm griff Michael Ullich an. Professor Zamorra wehrte einige Hiebe ab, und wurde dann zurückgetrieben, bis er mit dem Rücken zur Wand stand. Doch dann kam der Konterangriff.
    Mit kräftig geschwungenem Säbel ging Professor Zamorra in die Offensive.

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