0317 - Der Seelenschmied
brabbelte unverständliche Worte vor sich hin, als er spürte, daß ihn ein echtes Höllengeschöpf heimgesucht hatte.
Der Chaifi wußte nichts von der Höllenhierarchie und den Strukturen in LUZIFERS glutvollem Reich. Er hatte nur die blinde Wut in sich und den festen Vorsatz, die geraubten Seelen zurückzuholen und sich für die erduldete Schmach zu rächen. Daß der Gegner stärker sein konnte, kam ihm nicht in den Sinn.
Wer heimlich kam und stahl, der war feige und fürchtete die Kraft dessen, den er bestahl.
»Ich werde hingehen und sie suchen!« sagte der Chaifi in seiner Sprache zu sich selbst. »Ich werde sie finden und rufen. Und dann werde ich ihre Dienste fordern. Sie werden das Wesen angreifen, das es wagte, bei mir einzudringen und mir das Liebste, was ich habe, zu nehmen. Wenn meine Rache vollendet ist, dann werde ich zurückkehren an diesen Ort. Aber nicht vorher. Wer immer es gewagt hat – er spüre meine Rache!«
Mit diesen Worten erhob der Chaifi das, was bei Menschen die Arme darstellt. Machtimpulse gingen strahlenförmig von ihm aus und befahlen roter, glutflüssiger Materie.
In den seismographischen Instituten von Tahiti wurden mittelschwere Erdbeben gemeldet und von einem Containerfrachter, der in diesen Breiten seine Bahn zog, wurde ein kurzer, aber heftiger Vulkanausbruch gemeldet.
Durch den Regen von Asche und glutflüssigem Gestein fuhr der Chaifi hinaus aus dem Krater von Sasalaguan…
***
Dagmar Holler und Sabine Janner zitterten vor Erregung. Man hatte sie in die Kajüte des Schwarzen Garfield gebracht und dort an Stützpfosten festgebunden. Beide hatten sich gegen ihre Ergreifung gewehrt, und von ihrer Kleidung war kaum mehr als das Nötigste übrig geblieben. Doch der Schwarze Garfield achtete peinlich darauf, daß sich seine Männer nicht zu viel herausnahmen. Auch nicht in dem Moment, wo die beiden Girls festgebunden wurden und den Piraten beim Anlegen der Stricke schon mal die Hand ausrutschte, um Stellen an ihrem Körper zu berühren, wo eine Fesselung nicht nötig ist.
»Was werden die mit uns machen, wenn wir in ihrem Schlupfwinkel sind?« fragte Sabine Janner.
»Außer einer ganz bestimmten Sache weiß ich das auch nicht!« erklärte Dagmar Holler ruhig. »Ich habe nur vernommen, daß Zamorra dem Carsten etwas in einer mir unbekannten Sprache zugerufen hat. Und es war die gleiche Sprache, in der er vorher mit Michael Ullich geredet hat!«
»Ich hätte nicht gedacht, daß Micha zum Verräter an uns wird!« sagte Sabine Janner mit Schauder in der Stimme. Sie redeten in deutscher Sprache und brachten damit den Piraten, den der Schwarze Garfield vor ihrer Tür postiert hatte, in arge Verlegenheit. Er sprach erstens nur Englisch und zweitens hatte sich die deutsche Sprache in den vergangenen 200 Jahren so gewandelt, daß sie auch von einem dieser Sprachkundigen nur in fragmentarischen Stücken erkannt worden wäre. Dazu kam, daß beide aus dem Frankfurter Raum kamen und ihnen Zamorra zugerufen hatte, »reichlich Frankfurterisch zu babbele«, um den Piraten keine Möglichkeit zu geben, die erlauschten Gespräche auch auszuwerten.
Professor Zamorra sprach zwar akzentfreies Deutsch, doch seine häufigen Reisen nach Deutschland und die Bekanntschaft mit Carsten Möbius hatten dazu geführt, daß er diese Art des Dialekts ebenfalls recht gut imitieren konnte.
Die Bande des Schwarzen Garfield konnte mit den Redewendungen, wie sie zwischen Zeil und Hauptwache geredet werden und die man in Sachsenhausen und am Römer spricht, überhaupt nichts anfangen. Dagmar Holler war ein echtes Kind der Main-Metropole, und Sabine Janner hatte jahrelang in Rodgau gelebt.
»Der Micha ist kein Verräter!« erklärte Dagmar. »Der führt nur was im Schilde. Jedenfalls ist er frei und kann sich auf dem Schiff bewegen. Das ist doch besser, als wenn er ebenfalls gefesselt wäre!«
»Aber vielleicht ist sein Innerstes von einem Dämonen übernommen worden?« sagte Sabine zaghaft.
»Du hast eine seltene Art, mir Mut zu machen!« erklärte Dagmar Holler trocken. »Reden wir nicht mehr drüber, sondern warten wir ab, was geschieht. Machen wir uns lieber Gedanken, wie wir am besten von hier fliehen können!«
»Du hast Nerven!« wunderte sich Sabine Janner. »Bist hier gefesselt und siehst einem ungewissen Schicksal entgegen – und denkst an Flucht!«
»Warum soll ich mich in eine Sache ergeben?« fragte Dagmar. »Ich muß versuchen, von hier loszukommen. Wenn ich nur von diesem Pfahl hier ab
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