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0318 - Auf der Straße des Grauens

0318 - Auf der Straße des Grauens

Titel: 0318 - Auf der Straße des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Auf der Straße des Grauens
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fasste ihren Arm und zog sie vor den heranflutenden Gästen in irgendeinen Nebenflur, dirigierte sie durch eine Tür und landete mit ihr in einer Küche, Phil blieb draußen und hielt die Neugierigen zurück.
    »Wo ist Ihr Diener, Mrs. McLean?«
    »Jack? Er bat mich vorgestern um Urlaub. Irgendetwas ist in seiner Verwandtschaft passiert. Ich gab ihm den Urlaub ungern, weil ich ihn für die Party am heutigen Abend brauchte, aber er bestand darauf. Ich musste nachgeben. Er ist ein so vorzüglicher Diener, dass ich ihn nicht verlieren möchte.«
    »Sagte er, wann er zurückkommen wollte?«
    »Morgen Abend, wenn ich mich recht erinnere.«
    »Wissen Sie, dass Harry Rapp tot ist?«
    Sie biss sich auf die geschminkten Lippen.
    »Ja«, antwortete sie verlegen. »Ich erhielt eine Nachricht vom Leichenschauhaus. Der arme Harry! In der Nachricht stand, dass er einem Unfall zum Opfer gefallen ist, wie grässlich! Natürlich quält mich der Gedanke an Harry schrecklich, aber ich hatte diese Party schon vor Monaten vorbereitet. Ich konnte sie unmöglich im letzten Augenblick absagen.«
    »Mrs. McLean, ich fand Ihren Ring in Harry Rapps Tasche, und der Rest Ihres Schmucks befindet sich teils in den Taschen zweier gefährlicher Berufsgangster und denen Ihres Dieners Jack Lymer.«
    Sie riss die Augen auf. Einen Augenblick dachte ich, sie würde in Ohnmacht fallen, aber ich unterschätzte sie immer noch. Sie stemmte die Hände in die Hüften und ließ eine so unglaubliche Flut von Beschimpfungen los, dass es für eine Schiffsbesatzung ausgereicht hätte. Sie beschimpfte Rapp, Lymer und das FBI, dass es zuließ, dass solche Kerle herumliefen, in einem Atemzug.
    Ich stoppte sie endlich, indem ich sie anschnauzte: »Halten Sie die Luft an, Mrs. McLean! Es geht inzwischen nicht nur um Ihren Schmuck, sondern um die Aufklärung von drei Morden.«
    Sie war so wenig gewohnt, ihrerseits angeschrien zu werden, das sie den Mund zuklappte.
    »Es ist unwahrscheinlich, dass Lymer noch einmal bei Ihnen auftaucht« sagte ich knapp, »aber sollte es der Fall sein, dann begehen Sie keine unüberlegten Reaktionen, sondern rufen Sie so unauffällig wie möglich das FBI an. Außerdem werde ich Ihre Villa überwachen lassen.«
    »Gut«, antwortete sie hart. »Machen Sie, was Sie wollen. Ich hoffe, keinen von allen wiederzusehen, nicht einmal einen von Ihnen. Fertigen Sie dieses Übergabeprotokoll an, oder wie Sie das nennen, und geben Sie mir meinen Ring.«
    »Das Protokoll kann nur im FBI-Hauptquartier ausgefertigt werden, Mrs. McLean. Ich bin nicht dazu berechtigt. Guten Abend, Mrs. McLean.«
    ***
    Wir fuhren langsam zurück zum Hauptquartier.
    »Lymer, River, Rapp, Marrow und Logg«, zählte Phil auf. »Wir haben den Verein zusammen. River liegt im Hospital! Harry Rapp ist tot! Den Rest des Falles erledigt eine Fahndungsaktion nach den Killern und Lymer.«
    »Und du meinst, wir können uns schlafen legen? Noch zu früh, Phil. Ich werde das scheußliche Gefühl nicht los, dass dieser Fall nicht beendet ist, sondern sich noch um ein Verbrechen erweitern wird.«
    Phil grinste ein wenig.
    »Ein G-man, der ein noch nicht geschehenes Verbrechen voraussagt, sollte sich als Astrologe versuchen.«
    »Kein Hellseher dabei, Phil. Sie haben den Bentley aus dem Silo geholt. Schön, der Schlitten ist neuntausend Dollar wert, aber sie taten es nicht, um eine Ferienreise damit zu machen. Verkaufen können sie die Karre auch nicht, aber sie werden sie benutzen, um noch ein Ding damit zu drehen.«
    »Wieder ein Juwelierladen?«
    »Keine Ahnung. Juwelen sind schwer zu Geld zu machen. Vielleicht sehen sie es jetzt auf bare Dollars ab. Sie können den Trick mit dem Bentley nicht endlos wiederholen.«
    »Den Trick mit dem Bentley«, sagte Phil langsam. »Wir kennen diesen Trick gar nicht. Auf welche Weise verschwindet der Wagen? Den Cops in der 30. Straße ist er vor der Nase verschwunden. Die Arbeiter im Hafen haben den Teufelsschlitten nicht gesehen, und sie hätten ihn sehen müssen. Ich gebe zu, im Hafen kutschieren eine Menge Autos herum. Aber die meisten von ihnen sind Laster, und ein Sportwagen von dem Zuschnitt des Bentleys wirkt im Hafen so auffällig wie…«
    Phil fiel nach vorne, denn ich trat mit Wucht auf die Bremse.
    »He!«, rief er empört.
    Der Jaguar stand. Ich sah Phil an. Dann lachte ich lauthals.
    »Übergeschnappt, Jerry?«
    »Nein«, sagte ich, »aber endlich nicht mehr blind. Alles in dieser Geschichte ist, wenn man genau hinsieht, ganz einfach.

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