0318 - Auf der Straße des Grauens
Eleonor McLean sprach von geradezu irrsinniger Helle. Die Erklärung: eine spezielle Scheinwerferanlage. Wir hörten selbst das wahnwitzige Gekreische, das uns die Ohren sprengte. Ursache: eine Aufpuffsirene. Und schließlich die Polizisten waren nahe daran, ernsthaft an überirdische Kräfte zu glauben, als der schwarze Bentley in eine gesperrte Straße hineinfuhr, und nicht wieder auf tauchte. Die Erklärung ist…«
Phil schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn.
»… ein Lastwagen, selbstverständlich. Ein geschlossener Lastwagen mit einer einziehbaren Auffahrtsrampe, wie sie von den großen Autotransportern benutzt wird. Die Cops suchten nach einem schwarzen Sportwagen. Einen Laster stoppten sie nicht. Die Arbeiter im Hafen achteten ohnedies nicht darauf, ob ein Lastwagen mehr oder weniger im Hafen herumkutschierte.«
Ich gab wieder Gas, riss aber den Jaguar in einer Kurve über die Straße und fuhr zurück.
»Nicht zum Hauptquartier?«
»Nein«, antwortete ich. »Die Zulassungsstelle für Autos ist zwar geschlossen, aber wir werden ein paar Leute aus den Betten holen, damit sie in ihren Akten wühlen.«
Es war gar nicht einfach, den Chef der Zulassungsstelle auf die Beine zu bekommen. Als wir ihn telefonisch aus dem Schlaf geschreckt hatten, hielt er unsere Wünsche zunächst für einen schlechten Scherz. Wir baten ihn, sich durch eine Rückfrage im Hauptquartier die Bestätigung zu holen.
Gegen drei Uhr morgens erschien er in der Zulassungsstelle. Er brachte zwei weitere Beamte mit.
»Was sollen wir für Sie heraussuchen?«, fragte er, als wir in dem großen Archivsaal standen.
»Die Nummer und den Standort eines Lastwagens, der auf den Namen Jack Lymer zugelassen ist.«
Er fasste sich an den Kopf.
»Sollen wir jede Karte einzeln in die Hand nehmen? Bei uns sind die Fahrzeuge nicht nach den Namen der Besitzer, sondern nach den Zulassungsnummern registriert.«
»Ihr Archiv enthält keine andere Unterteilung?«
»Nur noch nach den PS-Zahlen der Motoren.«
»Okay, vielleicht können wir die Suche auf diese Weise einengen. Geben Sie mir eine Aufstellung der Unterteilung.«
Er gab mir einen Vordruck, auf dem die Wagen in vierundzwanzig PS-Gruppen eingeteilt waren. Ich überlegte mir, wie groß und damit wie stark ein Lastwagen sein musste, um ein Auto wie den Bentley zu befördern Ich entschied mich für fünf Gruppen im oberen Drittel.
»Wir sind fünf Leute. Jeder übernimmt eine Gruppe!«
Der Chef zog ein saures Gesicht.
»Hören Sie, Mister Cotton! Ich möchte Ihre Qualitäten nicht anzweifeln, aber an unsere Kartei lasse ich Sie nicht heran. Wenn Sie uns die durcheinanderwerfen, erhalten viertausend Kraftwagenbesitzer ihre Steuerbescheide zu spät, zu früh oder überhaupt nicht. Wählen Sie drei Gruppen von den fünf, und meine Leute und ich übernehmen die Suche.«
»Einverstanden! Lassen Sie die oberste und die unterste Gruppe weg.«
Die Beamten beugten sich über die Karteikästen. Phil und ich suchten uns einen Platz, um unsere Glieder zu strecken.
»Alter Junge«, flüsterte Phil, »wenn Lymer den Lastwagen nicht unter seinen Namen zugelassen hat, oder wenn du die falsche PS-Gruppe erwischt hast, dann fällt der nächste Steuerbescheid für den Jaguar doppelt so hoch aus. Sieh dir ihre Gesichter an.«
»Ich verlasse mich auf mein Glück«, antwortete ich, schob den Hut über die Augen, teils um die Beamten nicht zu sehen, die ich vielleicht umsonst um ihren Schlaf brachte, teils um selbst eine Mütze davon zu bekommen.
Irgendwann duselte ich tatsächlich ein, denn ich fuhr hoch, als einer der Männer rief: »Ich habe ihn!«
Wir stürzten uns alle auf ihn. Sein Chef riss ihm die Karte aus der Hand und las laut vor: »6302 A14. GMC-Lastwagen. Geschlossener Aufbau. 110 PS. Eigentümer: Jack Lymer. Standort: Stewell-Garagenbetriebe,W 38. Straße 690.«
Ich blickte auf die Uhr. Es war wenige Minuten vor fünf Uhr morgens.
»Danke Ihnen, Gentlemen«, sagte ich. »Sie haben dazu beigetragen, einen Mörder zu finden und weitere Verbrechen zu verhindern.«
Jetzt strahlten sie alle, und der Chef der Zulassungsbehörde sagte: »Nicht der Rede wert, Mister Cotton.«
***
Der Betrieb in der Stewell-Garage lief Tag und Nacht.
»6302 A 14?«, wiederholte der Clerk meine Frage. »Ich kann Ihnen genau sagen, wann der Wagen geholt wurde.«
Er blätterte in einem Buch, in dem die Einstellzeiten für die Wagen festgehalten wurden.
»Sie holten ihn gestern um elf Uhr dreizehn.«
»Wissen
Weitere Kostenlose Bücher