Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0318 - Die Zombie-Hexe von Tahiti

0318 - Die Zombie-Hexe von Tahiti

Titel: 0318 - Die Zombie-Hexe von Tahiti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
eine Bedrohung entdecken. Aber sie wußte, daß die Gefahr hauptsächlich aus dem magischen Bereich kam.
    Sie hielt es im Haus nicht mehr aus. Etwas zwang sie hinaus unter den freien Himmel. Aber was war das? Was wirkte auf sie ein? Warum mußte sie jetzt immer wieder an ihren Bruder denken?
    Sie beschloß, nach ihm zu sehen und ging um das Haus herum. Da lag er, immer noch gefesselt, und aus stumpfen, geöffneten Augen schenkte er ihr einen tierischen Blick, den sie niemals vergessen würde. Sie erschrak vor diesem Raubtierblick in seinen Augen. Es war der Vogel in seinem Körper.
    Aber da war ja noch ein Vogel.
    Der Falke!
    Er lag nur ein paar Meter von dem gefesselten menschlichen Körper entfernt, und er schien tot zu sein. Er rührte sich nicht.
    Ania erschrak. Das Bewußtsein ihres Bruders mußte sich doch in dem Falken befinden. War er etwa mit dem Tier gestorben? War das die Unruhe, die sie nach draußen getrieben hatte? Sie kniete neben dem Vogel nieder, berührte ihn. Der Körper war noch warm, konnte also noch nicht lange hier liegen.
    Irgend etwas war da, das nach ihr griff.
    Schwester?
    Sie schrak zusammen. War da nicht jemand, der zu ihr sprach?
    »Rao-Toa?« fragte sie verwirrt. »Bist du das?«
    Hilf mir, Schwester. Ich sterbe. Gib mir Kraft.
    Sie war sicher, daß sie die Worte vernommen hatte. Doch niemand hatte gesprochen. Und der Falke, der tot oder fast tot war, der konnte doch wirklich nicht sprechen. Und doch war es die Stimme ihres Bruders.
    Ania erschauerte. Sie begann zu ahnen, welche Macht hinter der Magie des Geheimbundes steckte. Und sie ahnte auch, weshalb der Alte nicht wollte, daß diese Macht mißbraucht wurde. Sie konnte zu furchtbar sein, wenn sie zu falschen Zwecken benutzt wurde.
    »Wie kann ich dir helfen, Bruder?« fragte sie. »Sage es mir doch!«
    Ich sterbe, Schwester. Gib mir Kraft.
    Aber mit dieser Aufforderung konnte sie doch nichts anfangen. Wie sollte sie ihm Kraft geben? Sie kannte doch die geheimnisvollen Kräfte nicht, die der Alte in ihrem Bruder geweckt hatte. Sie war nie eine Schülerin gewesen.
    Und doch…
    Sie kam zu einem Entschluß. Sie hoffte, daß es richtig war, was sie tat. Sie entspannte sich einfach, dachte daran, daß alles so seine Richtigkeit hatte, daß alles gut wurde. Sie versuchte, sich erleichtert und sorgenfrei zu fühlen, zu träumen, dahinzugleiten über den Wolken der Vorstellungen und Wünsche. Ihr Gehirn war leer, und sie lächelte.
    Nur in den Tiefen des Unterbewußtseins lauerte noch das Wissen um das grausige Schicksal eines Menschen, der in einem Tierkörper starb und der ihr Bruder war, der ihr so viel bedeutete.
    Etwas floß aus ihr heraus, wurde abgesaugt. Sie spürte es undeutlich, aber sie konnte es nicht definieren. War es das, was ihr Bruder als »Kraft« benötigte?
    Irgendwie spürte sie, daß er sie auf ihr unerklärliche Weise als Kraftquelle anzapfte. Und dann… war der Falke tot.
    Endgültig.
    Das Leben hatte ihn verlassen.
    ...und nur zögernd wandte Ania den Kopf, drehte ihn dem Menschenkörper zu, der gefesselt in ihrer Nähe lag.
    Der Ausdruck in den Augen hatte sich geändert, war menschlich geworden. Das Gesicht lächelte.
    »Ania!« stieß Rao-Toa hervor. »Ania, liebe Schwester. Ich hatte schon fast nicht mehr daran geglaubt… ich war eigentlich schon tot…«
    »Warte!« Sie sprang zu ihm. »Ich binde dich los, Rao-Toa. Was hast du nur angestellt? Was ist geschehen?« Sie knüpfte Nicoles fachmännisch angelegte Knoten auf. Sie brauchte geraume Zeit dazu, während der Rao-Toa von seinem Abenteuer berichtete. »Und dann warst du plötzlich da«, schloß er. »Ich fühlte deine Nähe. Und ich habe dir Kraft geraubt. Ich brauchte sie, um wieder in meinen Körper überwechseln zu können. Und ich habe es geschafft. Ich danke dir, kleine Schwester.« Er schloß sie in die Arme und küßte sie auf die Wange.
    Tränen waren in ihre Augen getreten.
    »Du darfst es nie wieder tun«, sagte sie. »Du darfst dich nie wieder so in Gefahr bringen, dich in ein Tier oder einen anderen Menschen versetzen. Es ist Unrecht, Rao-Toa. Laß ab von deinen Plänen. Laß ab von der unseligen Magie.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich muß diese Hexe unschädlich machen.«
    »Das tun schon andere«, sagte Ania leise. »Ich habe Freunde gewonnen. Parapsychologen… Magiekundige. Sie benutzen eine andere Art von Magie als euer Geheimbund. Ihnen ist das möglich, was dir verwehrt sein sollte, ohne daß die Seele Schaden nimmt. Sie werden die

Weitere Kostenlose Bücher