0318 - Die Zombie-Hexe von Tahiti

Titel: 0318 - Die Zombie-Hexe von Tahiti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa

Vom Netzwerk:

fesseln ihn so, daß er sich nicht bewegen oder selbst befreien kann«, schlug Nicole zu. »Da ich jetzt nicht mit ihm reden kann, dürfte es auch zwecklos sein, daß ich noch länger hierbleibe. Ich fahre wieder nach Papeete. Ich muß wissen, wie weit Zamorra mit seinem Versuch ist. Oder -möchten Sie mitkommen, Ania?«
    »Ich möchte nur meine Ruhe haben«, sagte das Mädchen leise. »Ich denke immer wieder an Gus. Er ist verloren, Sie müssen ihm helfen. Bitte.«
    »Das haben wir doch schon versprochen«, sagte Nicole und führte das Mädchen ins Haus zurück. Sie spürte, daß Ania nicht mehr ganz beisammen war. Es war alles zuviel für sie. Die Sache mit Gus, die verweigerte Sprecherlaubnis, ihr Bruder, der Dinge tat, die sie nicht gutheißen konnte, jetzt der Angriff des Mensch-Vogels… Ania Rao brauchte jetzt Ruhe.
    Nicole führte sie zu ihrem Lager und drückte sie sanft darauf nieder. »Sie müssen versuchen, zu schlafen, Ania«, sagte sie. »Soll ich Ihnen dabei helfen?«
    »Sie wollen mich hypnotisieren, Nicole?« fragte Ania.
    »Wenn ich darf. Es könnte Ihnen helfen.«
    Ania schüttelte stumm den Kopf. »Nein, bitte nicht«, sagte sie.
    Nicole respektierte das. »Wenn etwas ist, melden wir uns wieder, ja? Sie bitte auch, oder Ihr Bruder«, sagte sie und ging hinaus. Draußen fesselte sie den Mensch-Vogel, so daß er nicht ins Haus eindringen und Ania überfallen konnte. Niemand konnte sagen, was in dem Vogelbewußtsein vorging. Nicole stieg wieder in den Wagen und fuhr nach Papeete zurück, in den brodelnden Hexenkessel der Hauptstadt von Tahiti. Sie ahnte nicht, was dort auf sie wartete…
    ***
    Die Hexe versuchte, sich in die Gedankengänge ihres Gegners hineinzuversetzen. Was würde sie an seiner Stelle tun? Bestimmt nicht in der Villa bleiben. Ihm würde daran gelegen sein, den Seelentausch geheimzuhalten. In der Villa, dem Personal und den Wächtern gegenüber, würde er sich zu schnell verraten, und wenn es allein durch seine Körpersprache war, durch seine Gestik, seine Art zu gehen und sich zu bewegen. Er wußte das auch mit Sicherheit, und er würde die Villa verlassen.
    Er würde hierher kommen.
    Sie konnte jetzt zwei Dinge tun: entweder hier auf ihn warten und ihm eine Falle stellen, oder ausweichen und die Falle anderswo errichten, um ihn hineintappen zu lassen. Und auf jeden Fall mußte sie es so arrangieren, daß sie ihren eigenen Körper unversehrt zurück erhielt. Irgendwie war die Ausgangssituation nicht gut. Sie mußte einen Ausweg finden.
    Vielleicht… ein weiterer Tausch mit einer anderen Person? Sie mußte Zamorra in einen anderen Körper zwingen. Aber das überstieg ihre Fähigkeiten. Sie kannte ihre Grenzen.
    Sie erhob sich von der Bettkante. Sie mußte sich eines Helfers versichern, das war es. Und dieser Helfer würde zugegen sein müssen, wenn der Rücktausch erfolgte, um Zamorra an einer unbesonnenen magischen Handlung zu hindern. Danach mußte sie dafür sorgen, daß die beiden - Zamorra und der Helfer - sich gegenseitig erledigten.
    Aber dazu brauchte sie Zeit, die sie möglicherweise nicht mehr hatte. Wenn Zamorra bereits unterwegs war, konnte er jeden Moment eintreffen. Sie mußte ihm also erst einmal ausweichen und hier verschwinden.
    Ihr Blick fiel auf die Nachtkonsole.
    Sie war sicher, daß sie dort das silberne Amulett abgelegt hatte. Aber jetzt war es verschwunden!
    Es konnte nicht heruntergefallen sein.
    Es hatte sich in Nichts aufgelöst. Und das, ohne daß sie, Lydie, etwas davon bemerkt hatte! Es überlief sie kalt. Griff Zamorra unter Umständen bereits an? Es mußte so sein, denn ganz aus sich heraus konnte kein unbelebter Gegenstand verschwinden. Die Hexe nahm an, daß es sich bei diesem Amulett um eine Waffe handelte, die der Gegner an sich gebracht hatte. Er war also gefährlicher geworden.
    Um so vorsichtiger mußte sie, Lydie, jetzt zu Werke gehen.
    Sie verließ das Zimmer, fuhr mit dem Lift nach unten und schickte sich an, das Hotel zu verlassen, als eine junge Frau durch die große Glastür in die Halle trat.
    Nicole Duval!
    Und Lydie Leclerc in Zamorras Körper hatte keine Chance mehr, ungesehen zu verschwinden.
    ***
    Der Falke sah das kleine hölzerne Haus in der Ferne auftauchen. Der Gedanke an seinen Originalkörper trieb ihn zur letzten Höchstleistung an. Noch einmal mobilisierte er alle Reserven.
    Er mußte es schaffen!
    Er mußte in unmittelbarer Nähe seines menschlichen Körpers sein, um den Rücktausch vollziehen zu können. Über größere