0319 - Geschäft ohne Gnade
später erreichte er bei Liberty den State Highway 17.
***
Als mir der Pförtner am Eingang zum Studiogelände den Schlagbaum öffnete, da staunte ich nicht schlecht. Einen derartigen Betrieb hatte ich um 21 Uhr nicht mehr erwartet, zumal die Dreharbeiten an dem ersten Film ja erst am kommenden Montag beginnen sollten.
Ich stellte den Jaguar auf einem Parkplatz ab und schlenderte dann zu dem kleinen Bürogebäude hinüber. Dort fragte ich ein Girl nach Ruby Torrington.
»Da haben Sie sich umsonst bemüht, Mister. Miß Torrington und Mr. Craine sind nach Olean gefahren. Ich weiß nicht, ob sie heute noch einmal ins Studio kommen.«
»Oh, ich wußte gar nicht, daß Mr. Craine auch hier ist. Meines Wissens kam Miß Torrington in Begleitung Mr. Youngs hierher.«
»Das stimmt schon, Mister, aber als Chefsekretärin steht Miß Torrington auch Mr. Craine zur Verfügung. In welcher Angelegenheit kommen Sie denn?«
»Das möchte ich unter diesen Umständen lieber Mr. Young erzählen. Wo finde ich ihn?«
»Er istzt in seinem Büro. Moment, bitte.«
Sie erkundigte sich nach meinem Namen und meldete mich an. Eine Minute später saß ich ihm gegenüber.
»Sie kommen zu einer ungewöhnlichen Zeit, Mr. Cotton. Was kann ich für Sie tun?«
»Mein Besuch ergibt sich rein zufällig, Mr. Young. Wir verfolgen im Aufträge der Interpol eine Hochstaplerin, deren Spur nach Bolivar führt. Hier wird ja fleißig gearbeitet.«
»Ich habe den Drehbeginn auf morgen vorverlegt, Mr. Cotton«, erklärte mir Young. »Die Besetzung haben wir beisammen und ich möchte verhindern, daß es sich einer der Leute bis Montag wieder überlegt. Sie verstehen, aus Schaden wird man klug.«
»Hat man Sie inzwischen wieder einmal belästigt oder bedroht?«
Er lächelte krampfhaft. »No, Mr. Cotton. Ich weiß, daß Ihnen Miß Torrington damit keine Ruhe läßt, aber ihre Sorge ist doch wohl völlig unbegründet. Ich bin immer noch der Meinung, daß die Leute in meiner New Yorker Garage zwei Einbrecher waren, die bei meinem Auftauchen die Nerven verloren haben.«
»Mit diesem Selbstbetrug wollen Sie sich nur beruhigen, Mr. Young«, sagte ich ihm auf den Kopf zu. »Oder wollen Sie vielleicht auch behaupten, Alger Ford sei von einem zufälligen Einbrecher erstochen worden?«
Er wich meinem Blick aus.
Ich beugte mich vor. »Mr. Young, warum wollen Sie mir nicht sagen, was die Leute, die Ihnen das Leben zur Hölle machen, von Ihnen wollen? Mit Ihrem Schweigen gefährden Sie doch nur weitere Menschenleben, ganz abgesehen von Ihrem eigenen Leben oder dem Ihrer Familie.«
Er sah mich erschreckt an. »Wollen Sie damit andeuten, daß man auch meine Frau drangsalieren könnte?« Ich schüttelte den Kopf. »Ich begreife nicht, warum Sie Ihre Augen vor den Tatsachen verschließen, Mr. Young. Haben Ihnen die bisherigen Vorfälle nicht bewiesen, wozu Ihre Feinde fähig sind?«
Er sprang auf und holte eine Whiskyflasche und zwei Gläser. Wortlos schüttete er ein und prostete mir zu. Er leerte sein Glas in einem Zuge und setzte es dann mit hartem Ruck ab.
»Also gut, Mr. Cotton. Dann will ich Ihnen das wenige erzählen, das mir inzwischen klargeworden ist. Als uns in Burbank die großen Filmgesellschaften durch ihren Kapitalreichtum an den Rand des Bankrotts brachten, da kam ich auf die Idee, eine Television-Produktion aufzuziehen, um dadurch zu retten, was meiner Meinung nach noch zu retten war. Natürlich brauchte ich die Einwilligung meiner vier Gesellschafter dafür. Abe Campbell, Cyril Watson und Wilfred Somerset widersetzten sich meinem Plan. Die einzige Unterstützung fand ich in Zacharias Craine. Er fuhr auch nach New York und interessierte sich für ein passendes Gelände. Als er mit .den Unterlagen von Bolivar zurückkam, widersetzten sich unsere anderen Partner noch immer. So kamen wir überein, den Betrieb in Burbank einzustellen und die anderen drei Gesellschafter auszuzahlen. Mir war jedoch klar, daß Craine und ich mit unseren Kapitaleinlagen allein den Aufbau nicht würden finanzieren können.«
Er schwieg einen Moment und füllte sein Glas neu. Wieder trank er es in einem Zuge leer. Er konnte seine Erregung nur mühsam unterdrücken.
»Damals faßte ich einen unseligen Gedanken. Man hatte mich mit dem Verkauf unserer Liegenschaften betraut. Mit fingierten Quittungen und engagierten Strohmännern im Rücken, sie traten als Scheinkäufer auf, gelang es mir schließlich, rund 600 000 Dollar von dem Gesamterlös unter den Tisch fallen zu
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