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0319 - Im Würgegriff des roten Dämons

0319 - Im Würgegriff des roten Dämons

Titel: 0319 - Im Würgegriff des roten Dämons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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unten waren keine feststehenden Fakten, sondern wandelbar. Das zeigte sich, als Nicole ein paar Schritte zur Seite machte und plötzlich kopfüber unter der Decke hing wie eine Fledermaus, ohne daß jemand sagen konnte, wie sie dorthin gekommen war.
    Rötliche und dunkelbraune Farbtöne herrschten vor und erzeugten die Illusion von Hitze. Dabei war es kalt in dieser Höllenwelt, in der alles anders war. An der einen Stelle legte man mit einem Schritt gleich Dutzende von Metern zurück, an der anderen gab es so gut wie kein Vorwärtskommen, selbst wenn man lief. Da war nichts von Bestand. Scharfkantige Felswände, Tropfsteinzacken… unwillkürlich grinste Zamorra. »Wo ihr drauftretet, das sind Stalagmiten. Wo ihr mit dem Kopf gegen donnert, das sind die Stalagtiten«, erklärte er. Er machte einen Schritt vorwärts und hing plötzlich seitwärts zur Schwerkraftebene, die an dieser Stelle wechselte.
    Nicole grinste jungenhaft zurück. »Und wie sieht die Unterscheidung jetzt aus?« fragte sie spöttisch.
    Ein paar Meter weiter war das Tropfsteingebiet wieder zu Ende. Hier schimmerte alles wie Stahl, und der Weg verengte sich zu einer riesigen Höhle, um sich wenige Zentimeter weiter zu einem schmalen Korridor auszuweiten. Hier war alles Gegensatz in sich, und auch darauf konnte man sich nicht hundertprozentig verlassen…
    Plötzlich erscholl das meckernde Lachen des Dämons hinter ihnen.
    »Verdammt, sind wir schon an dem Burschen vorbei?« schrie Bill wütend auf.
    Im gleichen Moment zuckte eine Klauenhand aus der massiven Stahlwand hervor, umklammerte Bills Hals und wollte zudrücken. Der Dämon war hier, genau bei ihnen! Zamorra ließ das Amulett am Silberkettchen wirbeln und traf damit die Klauenhand. Funken sprühten, und die Hand wurde zurückgerissen, verschwand in der Wand, einen langen Riß hinterlassend. Von fünf Seiten zugleich erscholl wildes, ohrenbetäubendes Schmerzgebrüll.
    Bill taumelte und rieb sich den Hals.
    »Danke«, krächzte er Zamorra zu.
    Der sah erschrocken, daß das grünliche Schirmfeld des Amuletts nur noch ihn selbst schützte, Nicole und Bill aber nicht mehr! Daher also hatte der Dämon Bill angreifen können! In fieberhafter Eile versuchte Zamorra, den magischen Schutz wieder auf die beiden Gefährten auszudehnen, aber es gelang ihm nicht. Entweder verweigerte ihm Merlins Stern wieder einmal den Dienst, oder er schaffte es wirklich nicht.
    Zamorra nahm letzteres an weil die Bedingungen hier in dieser Höhlenwelt wirklich überextrem waren.
    »Goro’heel«, schrie Zamorra. »Wo steckst du? Stell dich mir zum Kampf, oder bist du zu feige dazu?«
    »Warum schreist du so?« raunte eine Stimme, die von überall zugleich zu kommen schien. »Ich höre dich ganz gut.« Und wieder folgte das dämonische Lachen. Zamorra sah eine gerade zeigefingerlange rötliche Dämonengestalt auf dem waagerecht gehaltenen Amulett tanzen. Er griff blitzschnell mit der anderen Hand zu, faßte aber ins Leere. Der Mikro-Dämon war nur eine Täuschung gewesen.
    Der wirkliche Gegner wuchs im nächsten Moment aus dem Boden empor.
    Aus glühenden Augen starrte er das Amulett an. »Das solltest du lieber hier nicht so offen tragen, Professor« fauchte er. Er trug wieder den Stuart-Kragen und die rotgelb gestreifte Jacke sowie die Mütze, die ihm ein etwas clownhaftes Aussehen gab. Aber Zamorra hütete sich, Goro’heel deshalb zu unterschätzen. So gering der Dämon unter Belials Legionen auch war, so war er dennoch gefährlich. Gerade hier in dieser bizarren, unmöglichen Welt…
    Trotz der Warnung richtete Zamorra das Amulett so aus, daß es im Falle eines Angriffes den Dämon sofort erfassen mußte. Goro’heel kicherte.
    »Ihr habt einen Fehler begangen«, zischelte er. »Einen ganz großen Fehler, als ihr hierher gekommen seid. Dies ist mein Reich. Ihr seid verloren, Erden würmer.«
    »Wo ist Tendyke?« fragte Zamorra hart. Er sah, wie sich Nicole langsam entfernte. Sie schob sich zentimeterweise seitwärts davon, um in den Rücken des Dämons zu kommen. Vielleicht konnte sie ihn dort ablenken und Zamorra eine Chance geben. Der Parapsychologe wagte noch nicht, Goro’heel direkt anzugreifen. Der rote Dämon mußte erst preisgeben, ob und an welcher Stelle dieser ganz besonderen Hölle Tendyke noch lebte.
    »Tendyke? Oh, nicht weit von hier«, sagte der Dämon spöttisch. »Sieh nach links!« Er machte eine Handbewegung. Ein irisierendes Licht löste sich aus seinen Fingerspitzen, tänzelte wie ein Kugelblitz

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