0319 - Im Würgegriff des roten Dämons
auf eine Wand zu und schuf dort eine riesige Öffnung. Dahinter gloste rötliches Licht. Zamorra sah einen großen, glasartigen Spitzkegel. Auch er schimmerte rötlich, aber die Farbe kam von innen heraus. Und in diesem Spitzkegel befand sich Tendyke. Er war darin eingegossen worden wie ein Insekt im Bernsteintropfen. Eine nackte, reglose Gestalt, für die Ewigkeit konserviert.
»Ist er tot?« murmelte Bill betroffen.
»Tot?« echote der Dämon schrill. »Das wäre nicht genug für das, was er mir anzutun wagte! Nein, Fleming, er lebt in diesem gläsernen Kegel. Er wird für eine Milliarde Jahre dort leben, wird alles sehen, was auf der Welt an Bösem geschieht, und nicht eingreifen können, solange, bis er selbst zum Bösen geworden ist!« Und wieder erscholl das furchtbare, meckernde Hohngelächter des Dämons.
In Bills Fäusten zuckte es.
Zamorra verschob eines der seltsamen Schriftzeichen auf dem Amulett. Ein gleißender Blitz flammte auf, so unerträglich hell, daß selbst der Dämon mit einem Aufschrei zurückwich und seine Augen zu schützen versuchte. Der Blitz verästelte sich, füllte fast die gesamte Breite der Höhle und vereinigte sich dann wieder in einem einzigen Punkt. Mit schier unvorstellbarer Wucht schlug er ein.
Ein schriller Laut erklang, als werde Stahl zerrieben. Etwas dröhnte und donnerte. Steinbrocken flogen nach allen Seiten auseinander, zerpulverten noch während des Fluges zu Staub und Dunst. Blitze prallten ab, funkensprühend jagten sie nach allen Seiten und richteten weitere Zerstörungen an. Hätte sich dort, wo sich der Glaskegel mit Tendyke befand, ein Panzerfahrzeug befunden, es wäre zerschmettert und aufgeschmolzen worden.
Der Kegel war unversehrt geblieben.
Abermals löste Zamorra die Energie aus, und noch ein drittes Mal. Die geballte Kraft einer entarteten Sonne entlud sich in diesem einen Raum, versuchte, den Glaskegel aufzusprengen. Nie zuvor hatte Zamorra die vernichtende Kraft von Merlins Stern in dieser Stärke eingesetzt. Jetzt tat er es, denn er ahnte, daß er in diesem bizarren Weltengefüge mit der nicht deutbaren Struktur des Chaos alles an Energie brauchen würde, das nur eben aufzubieten war.
Noch zweimal erfolgte eine Vernichtungsorgie. Und wie beim ersten Energieschlag war der Glaskegel auch diesmal unversehrt geblieben. Er hatte sich nicht einmal verfärbt oder erwärmt, ja nicht einmal gewankt oder gezittert.
Tendykes Augen waren hinter dem rötlichen Glas vor Entsetzen weit aufgerissen.
Zamorra führte keinen vierten Energieschlag durch. Er wußte jetzt, daß er den Spitzkegel so nicht öffnen konnte. Es würde auch nichts nutzen, einen vierten Schlag gegen den Dämon zu führen. Denn er allein wußte, wie der Kegel zu öffnen war.
Nicole war verschwunden. Zamorra sah sie nicht mehr. Er hoffte, daß auch der Dämon nicht auf sie achtete. Vielleicht fand sie eine Möglichkeit, etwas zu tun.
»Und nun - Bill Fleming«, sagte der Dämon grinsend. Wieder streckte er den Arm aus, diesmal in die andere Richtung. »Schau.«
Das Schauspiel mit der Lichtkugel wiederholte sich, und in der zweiten, spontan entstehenden Nebenhöhle zeigte sich ein zweiter Kegel dieser Art. Und in ihm befand sich - Manuela Ford!
***
Bill Fleming gab einen wilden Schrei von sich. »Er hat sie doch in seiner Gewalt!« Seine Stimme drohte überzukippen. Augenblicke lang fürchtete Zamorra ernsthaft, daß der Freund den Verstand verlieren würde. Aber dann riß Fleming sich gewaltsam wieder zusammen.
»Goro’heel«, keuchte er. »Ich bringe dich um, wenn du sie nicht freigibst!«
Der Dämon lachte wieder. »Und wie willst du sie dann befreien, wenn nicht einmal Zamorra mit seiner Superwaffe in der Lage ist, das Material des Kegels zu zerstören?«
Bill keuchte verzweifelt.
»Gib sie frei«, schrie er.
»Der Handel, den ich dir anbiete«, sagte Goro’heel triumphierend, »gilt noch immer. Zamorras Waffen gegen Manuela Ford, deine Freundin! Zamorras stärkste Waffe ist hier, in deiner unmittelbaren Nähe. Gib sie mir, und ich gebe deine Geliebte frei! Du kannst sie dann sofort wieder in die Arme schließen.«
In Bills Augen flackerte es.
»Aber ich gebe dir nicht viel Zeit«, sagte der Dämon. »Du wirst dich schnell entscheiden müssen. Sieh!«
Über dem Spitzkegel erschien ein leuchtender Strahl. Er ähnelte den Laserschwertern aus den Star-Wars-Filmen. Er senkte sich langsam tiefer, Zentimeter für Zentimeter. Noch war er gut zwei Handbreiten von dem Kegel entfernt.
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