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0319 - Im Würgegriff des roten Dämons

0319 - Im Würgegriff des roten Dämons

Titel: 0319 - Im Würgegriff des roten Dämons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Funktion des Amuletts aus. Daß die eigenartigen Buchstaben sofort wieder in ihre ursprüngliche Lage zurückglitten, spielte dabei keine Rolle. Sie saßen jetzt wieder unverrückbar fest. Nur wer sich geistig auf Merlins Stern einstimmte und als Eingeweihter und rechtmäßiger Besitzer der Silberscheibe intensiv wollte, daß sie sich bewegten, vermochte die Positionen dieser Hieroglyphen zu verändern.
    Jedes dieser winzigen Schriftzeichen war für eine andere magische Aktivität oder Wirkung zuständig. Und durch eine Kombination der verschiedenen Zeichen miteinander, stieg die Zahl der Möglichkeiten fast ins Unendliche. Und doch hatte Zamorra längst nicht das gesamte Können des Amuletts erforscht. Teilweise sperrte es sich seinem Zugriff, teilweise war es möglicherweise von Leonardo deMontagne blockiert worden, als der es eine Zeitlang in seinem Besitz hatte.
    Zamorra hatte jetzt eine Funktion ausgelöst, die er beherrschte.
    Im Drudenfuß zeigte sich das Abbild des Strandes an genau dieser Stelle. Mit leichten Gedankenbefehlen erweiterte Zamorra das Bild. Der winzige »Bildschirm« erfaßte jetzt einen größeren Bereich.
    Und er wanderte in der Zeit zurück.
    Er tastete sich im Zeitraffertempo in die Vergangenheit vor. Zamorra wollte sehen, was sich vor drei Tagen hier abgespielt hatte, und daraus seine Erkenntnisse gewinnen. Bill war ein guter Erzähler, und sein Bericht ließ keine Lücken, aber vielleicht war ihm etwas entgangen, das nur einem Außenstehenden auffallen konnte. So machte sich Zamorra nun lieber sein eigenes Bild.
    Es wurde Nacht, aber der Drudenfuß im Amulett zeigte diese Nacht wie den hellen Tag. Es wurde wieder Tag, abermals Nacht und dann wieder Tag. Bill wurde sichtbar, wie er versuchte, das Weltentor durch Magie künstlich wieder aufzureißen. Zamorra beobachtete genau. Er sah mehr, als es den Anschein hatte. So klein das Bild war, so präzise gab es Details wieder, und Zamorra nahm es nicht nur mit dem Auge wahr, sondern zugleich mit seinem gesamten Bewußtsein, mit seinem gesamten Denkvermögen. Es war, als projizierte das Amulett das Bild direkt in sein Gehirn.
    Zamorra achtete auf jede Kleinigkeit. Er konnte kein Tor spüren, aber er sah auch, daß Bill keinen Fehler gemacht hatte. Hastig streckte Zamorra eine Hand aus. »Nici«, flüsterte er.
    Nicole huschte zu ihm und berührte seine Handfläche mit zwei Fingerspitzen.
    »Ja«, sagte sie leise. »Da ist Schwärze. Ganz nah. Eine andere Welt. Ich begreife ihre Struktur nicht. Sie schwindet wieder… das war nur ganz kurz.«
    Sie hielt den Kontakt aufrecht.
    Nacht kam. Und wieder Tag. Die Zeit lief rückwärts ab. Da war das Lagerfeuer mit Bill und Carol. Da war seine Bewußtlosigkeit. Da war der rasende Kampf. Der Dämon flog mit Tendyke aus einem schwarzen, flammenspeienden Dimensionstor hervor, wurde in einen magischen Kreis gebannt. Manuela Ford lief rückwärts ins Wasser, verschwand darin. Eine Dampffontäne sprühte hoch, ein Blitz zuckte. Der Dämon löste sich auf und wurde beschworen, die Kreise gelöscht…
    Zamorra ließ die Bilder erlöschen.
    »Ja«, sagte er dann langsam, und noch einmal: »Ja… ein Tor ins Nichts. Ich frage mich, ob dahinter überhaupt etwas existiert, oder ob diese Schwärze nur etwas tarnt.«
    »Du denkst an eine leere Dimension, eine Nicht-Welt ?« fragte Nicole.
    »Es ist nicht auszuschließen, nicht wahr?« Sie erinnerten sich beide -nein, alle drei an jenen Versuch der MÄCHTIGEN, eine nicht mehr existierende Dimensionfalte, ein Loch zwischen den Welten, auszufüllen. Auch Bill war mit von der Partie gewesen, als sie den MÄCHTIGEN bekämpften, der diese ganze Dimension in sich zu sein versuchte, und Sid Amos, der abtrünnige Ex-Höllenfürst.
    »Das wäre mir ein zu großer Zufall«, sagte Nicole. »Die schwarze Welt tarnt sich.«
    »Können wir es schaffen, sie zu öffnen?« fragte Bill.
    »Nur keine Unruhe. Ich muß die Struktur ermitteln.« Zamorra ließ sich im Schneidersitz im Sand nieder und versenkte sich in Halbtrance. Er nahm direkten Geisteskontakt zum Amulett auf und rief die Speicherung ab. Dabei achtete er diesmal auf andere Dinge. Vor allem darauf, wie der Dämon Goro’heel das Weltentor geöffnet hatte.
    Der entsprechend beobachtete und wie mit einer Videokamera gespeicherte Ablauf wurde für Zamorra in Zeitlupe wiedergegeben. Er prägte sich jede Einzelheit ein. Auch und vor allem die magischen Wörter, die der Dämon benutzte. Zamorra fror, als er die Sprache erkannte.

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