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0319 - Im Würgegriff des roten Dämons

0319 - Im Würgegriff des roten Dämons

Titel: 0319 - Im Würgegriff des roten Dämons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Der Dämon mußte sehr, sehr alt sein. Vielleicht war er so alt wie die Erde. Diese Dämonensprache war benutzt worden, lange bevor Lemuria in den Fluten der Weltenmeere versank und die Sternendämonen aus dem Schattenreich ihre Triumphgesänge erschallen ließen.
    Der Parapsychologe löste sich aus der Halbtrance. Er sah die beiden anderen an.
    »Ich werd’s versuchen«, sagte er. »Vielleicht kann ich das Tor öffnen. Vielleicht greift es aber auch nach mir. Die dazu nötige Magie ist teuflisch stark. Du hast bei deinen Versuchen keinen Fehler gemacht, Bill, aber der Dämon ging einen anderen, einfacheren Weg - für ihn einfacher. Du selbst konntest seine Zauberworte nicht verwenden. Dein Unterbewußtsein hat dich schützend abgekapselt. Dir fehlte so etwas.« Und er hob das Amulett etwas an.
    »Wenn sich das Tor öffnet, haltet euch bereit. Seid auf alles gefaßt, auch darauf, daß uns eine Horde Ungeheuer entgegenspringt. Wir kennen die fremde Welt nicht. Wir müssen mit allem rechnen.«
    Und auch damit, fügte er in Gedanken hinzu, daß wir ein Leben lang hindurch irren und Tendyke niemals finden. Wenn jene Welt nur ein Tausendstel so groß ist wie die Erde, dann reichen hundert Menschenleben nicht aus, auch nur eine Spur von Tendyke zu finden, wenn der Dämon es nicht will.
    Aber das wußten Nicole und Bill auch, es brauchte nicht extra erwähnt zu werden.
    Sie machten sich bereit. Der Vorstoß ins Unbekannte konnte beginnen…
    ***
    Zamorra sprach die dämonischen Worte aus. Alles in ihm krampfte sich zusammen, als er sie verwendete. Feuer schien durch seine Adern zu fließen. Unsichtbare riesige Klauen tasteten nach seiner Seele, um sie zu zerfetzen. Dennoch machte er weiter, Wort für Wort in der richtigen Betonung, Länge und Aussprache. Es waren Zungenbrecher dabei, bei denen sein Herz zu rasen begann, weil er fürchten mußte, durch eine falsche Silbe, nur in der Tonhöhe ein wenig verändert, oder durch einen Rachenlaut, den er nicht als solchen erkannte, alles zu verderben. Wenn der düstere Zauber, den er wob, zerbrach, dann zerbrachen auch drei Leben.
    Es waren Worte, die nicht für menschliche Stimmwerkzeuge geschaffen waren.
    Dennoch mußten sie gesprochen werden. Und vom Amulett ging ein grünlicher, wabernder Schein aus, der Zamorra umfloß und auch auf Bill und Nicole Übergriff. Ein abschirmendes magisches Feld, eine Hülle, die dafür sorgte, daß gegnerische Kräfte abgewehrt wurden.
    Aber konnte das Amulett Kräfte abwehren, die von innen kamen?
    Dumpfe Furcht, Beklemmung erfaßte Zamorra. Er spürte das Böse. Wandelte es ihn nicht um? Er hatte die Dämonenmagie unterschätzt. Sie war böser, als er geglaubt hatte. Seine Gedanken schrien vor Entsetzen, während seine Lippen die Worte formten. Die Zeit schien stillzustehen. Jede Sekunde wurde zu einer Milliarde von Jahren. Das schwarze Feuer brannte und versuchte, Zamorra zu verzehren.
    War es das wert?
    Doch! Wenn es eine Möglichkeit gab, einen Menschen aus dämonischer Gefangenschaft zu retten, dann war kein Preis zu hoch. Zamorra mußte weitermachen. Er durfte nicht abbrechen, die Magie nicht schwächer werden lassen. Konnte die verwendete Magie ihn selbst zum Dämon werden lassen, oder besaß er genug Widerstandskraft?
    Es war zu spät, es anders zu versuchen. Er hatte es so begonnen, und er mußte es zum Ende führen, ganz egal, was mit ihm selbst geschah.
    Merlin, hilft
    Doch das Amulett, das der legendäre Zauberer einst aus der Kraft einer entarteten Sonne geformt hatte, konnte nicht mehr tun, als es bereits tat. Auch diese unglaublich mächtige und dämonenvernichtende Silberscheibe hatte ihre Grenzen.
    Zamorra hörte Bill stöhnen. Er sah Nicole wie durch Schleier. Eine unglaubliche Kraft wurde freigesetzt.
    Die Welt explodierte. Etwas zerriß. Fauchende Flammen strahlten auf die Menschen zu, schlugen gegen das grüne Leuchten und zerflatterten, faserten auseinander zu glosender Hitze, die das Grüne nicht durchdringen konnte. Sand wurde zu Glas zusammengeschmolzen. Und vor den drei Menschen war die namenlose Schwärze.
    Zamorras Versuch war gelungen. Geschützt durch Merlins Stern, hatte sein Unterbewußtsein sich nicht gegen die dunkle Magie gesperrt und sie voll wirken lassen. Und doch glaubte Zamorra, daß da ein Schatten der dämonischen Düsternis über ihm lag, der triumphieren wollte, der nicht gewillt war, sein Opfer wieder loszulassen.
    Zamorra stöhnte auf.
    »Los, hinein«, keuchte er und riß Bill und Nicole mit sich.

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