032 - Das Monster aus der Retorte
auch heute noch
nicht in allen Details grundsätzlich erforscht ist. Es ist theoretisch möglich,
daß durch eine Veränderung der Natur der Mensch seine ursprüngliche Gestalt im
Lauf von vielen Generationen wieder annimmt. Diese Umwandlung könnte passieren
durch eine plötzliche Katastrophe – künstlichen oder natürlichen Ursprungs.
Seit Hiroshima wissen wir, daß die menschliche Natur sich verändern läßt. Durch
Gewalt. Aber diese Gewalt kann man auch steuern. Was geschieht, ist ein
beschleunigter Vorgang dessen, was vielleicht in tausend oder zweitausend
Jahren oder auch erst in zehntausend Jahren mit der menschlichen Rasse
passieren kann: eine Rückentwicklung. Er sagte es noch detaillierter, ich weiß
es nicht mehr so genau. Aber auf eine simple Formel gebracht, waren es ungefähr
diese Bemerkungen. – Er behauptete, noch mehr Mutierte zu kennen. Wenn die
Entwicklung bei mir abgeschlossen sei, wolle er mich an diesen Ort bringen. Er
war stolz auf die Rasse, die entstanden war und die an denen, die sich noch
Menschen nannten, schreckliche Rache nehmen würden. Rache für das, was ihnen
zugefügt worden war. Und...“
Sie unterbrach sich plötzlich. In ihren Augen glühte
ein eigenartiges Licht. Ihr Körper spannte sich wie unter einem Krampf. Ihre
Finger zuckten, die Hände ballten sich zur Faust. Mit wütendem Knurren warf sie
sich auf dem Stuhl hin und her und versuchte sich loszureißen. Sie entwickelte
dabei eine ungewöhnliche Kraft, so daß die Lederbänder, mit denen man ihre
Hände vorsorglich hinter der Stuhllehne gefesselt hatte, sich zu lockern
begannen.
Der wachhabende Beamte stürzte sich auf die Wütende,
um sie zur Räson zu bringen. „ Zurück !“ Larry Brents Zuruf kam zu spät.
Der Japaner wurde in die Hand gebissen. Mit einem Aufschrei und einer heftigen
Drehbewegung konnte er sich befreien. Deutlich waren die Zahnreihen auf der
Hand zu sehen, und mehrere Blutstropfen quollen aus den kleinen Wunden.
Der Mann verzog schmerzhaft das Gesicht. „Sie hätten
nicht auf sie zugehen sollen, nicht in diesem Zustand.“ Die Stimme des
Amerikaners klang ernst.
„Begeben Sie sich in ärztliche Behandlung! Ich
übernehme hier die Verantwortung.“ Dankbar nickend entfernte sich der Japaner,
während Larry aufmerksam das Verhalten der Fremden beobachtete, die wieder
einen Tobsuchtsanfall durchmachte. Es blieb nichts anders übrig, als
abzuwarten.
Schweiß stand auf der Stirn der Unglücklichen. Sie
zitterte am ganzen Körper. Verzweifelt versuchte sie, ihre Fesseln zu lösen.
Aber es gelang ihr nicht. Dann war der Anfall wieder vorüber. Noch immer
knurrend und wütend wie ein Tier hing sie in ihrem Stuhl; Schaum stand auf
ihren Lippen. Sie befand sich noch nicht wieder in einem Zustand, der es
ermöglicht hätte, mit ihr ein vernünftiges Wort zu wechseln. Während Larry
Brent darauf wartete, daß sie sich wieder völlig beruhigte und in ihre menschliche
Rolle zurückfand, traf Keimatse ein. „Sie hatte recht mit allem, was sie
sagte“, meinte er nach der Begrüßung des Amerikaners. „Wir haben alles genauso
vorgefunden.“ Er brauchte Larry Brent keine Einzelheiten zu schildern.
X-RAY-3 zog Keimatse zur Seite.
„Was haben Sie durch den Polizisten Tanizaki erfahren,
der angeblich mit dem anderen Ungeheuer im Hause Yondos zusammengestoßen sein
soll?“ „Ich hatte noch nicht die Zeit, mich darum zu kümmern. Es war heute
morgen zu viel, was auf mich einstürmte. Ich muß die Dinge erst überblicken.“
X-RAY-3 nickte. Er kannte das aus eigener Erfahrung. Manchmal überstürzten sich
die Ereignisse. „Wir machen uns auf den Weg ins 7. Revier. Ich hätte gern Yondo
persönlich gesprochen. Ich habe mich entschlossen, meinen Flug nach Hongkong um
einen Tag zu verschieben. Ich werde die Fluggesellschaft umgehend davon
unterrichten. Außerdem muß ich an Su Hang ein Telegramm schicken.“
Er erledigte diese Dinge gleich vom Büro Keimatses
aus, während der Polizeichef seine Anordnungen traf. Er sorgte dafür, daß die
unheimliche Frau streng bewacht wurde. Zehn Minuten später verließ er gemeinsam
mit Larry Brent das Hauptquartier. Die Fahrt zum 7. Revier würde mindestens
zwanzig Minuten dauern. „Ich bin erstaunt, daß Sie Ihre Pläne umwerfen, nur um
ein paar persönliche Worte mit Yondo zu sprechen“, meinte Keimatse, während der
Fahrer den Wagen startete. Larry Brent nickte ernst. „Ich machte mir Gedanken,
und ich mache mir noch immer Sorgen, was mit der Frau geschehen ist,
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