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032 - Das Monster aus der Retorte

032 - Das Monster aus der Retorte

Titel: 032 - Das Monster aus der Retorte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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Schauspieler. Die letzten
Stunden, die er in aller Ruhe in der Zelle verbracht hatte, taten ihm gut. Er
hatte die Verletzung überstanden. Die Schußwunde und der Knochenbruch in der
Hand waren hier im Revier ärztlich behandelt und verbunden worden. Der greise,
besessene Mann kannte nur noch ein Ziel: hier herauszukommen, ehe es immer
schwieriger für ihn wurde. Er schätzte, daß es jetzt etwa gegen halb neun sein
mußte. Sein Zeitgefühl hatte ihn selten getrogen.
    Das Tageslicht drang zwar nur schwach durch das
winzige, vergitterte Fenster, und Yondo konnte nicht einmal den Himmel sehen,
weil die Mauer, die diesen Hinterhof begrenzte, zu hoch gezogen war.
    Der Beamte näherte sich dem alten Mann. Yondo hatte
die Augen weit geöffnet. „Den... Oberkörper... aufrichten...“, sagte er
schweißgebadet. Yondo hatte diesen Beamten studiert, eingeordnet und
analysiert; er wußte, daß dieser Mann helfen würde. Die in Handschellen
liegenden Hände des Professors waren wie im Krampf gegen die Magengegend
gepreßt. Weiß traten die spitzen Knöchel hervor. Der Wachhabende bückte sich.
Seine Augen begegneten Yondos Blick. Wie gebannt starrte er in die fiebernden,
ihn magnetisch anziehenden Augen. Hypnotisiert blieb der Polizist stehen.
    Die Verkrampfung von Yondos Körper löste sich, als
hätte man ihm eine Droge gespritzt. Farbe kehrte in seine Züge zurück, dann
richtete er sich auf, ohne den Blick von den Augen seines Gegenübers zu lösen.
    „Du hast vergessen, daß jemand in der Zelle war. Die
Zelle ist leer, siehst du es? Schau dich genau um – schau dich um !“
Yondos Stimme klang leise, zwingend, verändert. „ Die Zelle ist leer, nicht
wahr ?“
    Der Uniformierte nickte. „Ja, sie ist leer“,
wiederholte er mit monotoner Stimme. Yondo erhob sich. „Du hast alles
vergessen; du weißt nichts mehr von mir, jedenfalls nicht in diesem
Augenblick.“ Mit diesen ruhigen Worten streckte er beide Arme aus. „Du hast die
Zelle verlassen und willst in einen anderen Raum gehen. Du stehst vor einer
Tür. Du mußt sie öffnen, weil du den Auftrag hast, etwas aus dem
dahinterliegenden Raum zu holen. Siehst du die Tür? Du stehst genau davor. Und
du siehst auch das Schloß, das du öffnen mußt – öffnen mußt .“
    Der Angesprochene hob die rechte Hand, mit der er den
Schlüsselbund hielt. Dann steckte er den passenden Schlüssel ins Schloß, mit
dem die Handschellen des Gefangenen sich öffnen ließen.
    Yondo streifte die Metallarmbänder achtlos ab und ließ
sie einfach auf die Holzliege fallen. „Und jetzt ist die Tür geöffnet...“ Mit
diesen Worten trat er zur Seite, und er wußte, daß der hypnotisierte Beamte in
seiner Vorstellungswelt tatsächlich eine Tür sah, die zurückwich. Die Dinge, zu
denen der menschliche Geist fähig war, verblüfften auch ihn immer wieder. Yondo
fingerte an der Pistolentasche seines Befreiers herum, ohne auch nur einen
einzigen Moment den Blick von den starren Augen des Beamten zu lösen. „Du
erinnerst dich jetzt wieder an einen Gefangenen. Alles, was ich dir zuvor
sagte, hast du vergessen. Du bist jetzt wieder in der Zelle des Mannes, den du
bewachen sollst. Du siehst, wie sich dieser verfluchte Yondo auf seiner Liege
vor Schmerzen krümmt. Aber dir ist das gleichgültig, völlig gleichgültig.“
    Der Angesprochene nickte. Seine Mundwinkel waren
abfällig herabgezogen. Erst jetzt, als Yondo sich seiner Macht über den Geist
des Hypnotisierten ganz sicher war, löste er den Blick und entfernte sich mit
der Waffe in der Hand zur Tür, die aus dem Vorraum führte. Er blieb hinter der
geschlossenen Tür stehen. „Siehst du, wie Yondo sich vor Schmerzen krümmt?“
„Ja, ich sehe es. Aber mir ist das egal. Völlig egal. Ich habe den Auftrag, ihn
zu bewachen.“ Der Beamte wandte sich nicht um. Er starrte auf die leere Liege,
auf der er den Körper Yondos wahrnahm. Ja, da lag der Gefangene. Er trug Handschellen,
er preßte die verbundene Hand auf den Magen. Er rief nach Hilfe, und nur der
Beamte hörte diese Schreie. „ Geh “, sagte Yondo von der Tür her leise und
zwingend. „Geh, hol deinen Kollegen. Gemeinsam könnt ihr etwas für ihn tun. Und
du hast die Gewißheit, keinen Fehler zu begehen.“
    Wie von Geisterhänden geschoben, bewegte sich der
Uniformierte. Er kam auf die Tür zu, ohne Yondo, der nur eine Handbreit von ihm
entfernt stand, wahrzunehmen. Und dann öffnete der Polizist die Tür.
    „ Sano “, rief er nach vorn in den Raum. „Komm
doch mal rasch

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