032 - Das Monster aus der Retorte
die da
drin im Vernehmungszimmer bewacht wird, und was offensichtlich auch mit einigen
anderen Menschen passierte, die irgendwo in dieser Stadt versteckt leben; es
kann morgen neue Opfer fordern!“ Keimatse legte die Stirn in Falten. „Wie
meinen Sie das, Mister Brent?“ fragte er leise. Er hatte eine kleine Ahnung,
aber er fühlte, daß der PSA-Agent ihm um Längen voraus war. „Ich zähle zwei und
zwei zusammen. Yondo kennt das Geheimnis, er ist die Schlüsselfigur. Es gelang
ihm, durch kontrollierte Strahlenbeeinflussung eine Art Urgestalt des Menschen
zu schaffen. Diese Mutierten haben meiner Meinung nach ein eigenes
Klassenbewußtsein, um es einmal so auszudrücken. Sie sind nicht nur anders, sie
fühlen sich auch als Außenstehende und verhalten sich so. Sie werden das
Bestehende bekämpfen. Wir müssen den Dingen im Keim begegnen, sonst werden
Schrecken, Panik und Grauen durch Tokio ziehen. Und die, die es bisher gibt –
die anderen, von denen ich sprach – sind dabei nicht mal die größte Gefahr.
Noch größer ist die Angst vor dem, was sich weiter ereignen wird.“ „Das müssen
Sie mir erläutern“, meinte Keimatse mit belegter Stimme. Die Darlegungen des
Amerikaners faszinierten und beunruhigten ihn gleichermaßen. „Yondo schuf diese
Wesen. Wenn wir ihm nicht das Handwerk legen, kann er weitere unschuldige Opfer
zu Mutationen werden lassen. Er kennt die Strahlenformel, um die Urzelle zu
verändern. Das heißt: Würden Sie oder ich ihm in die Hände fallen, dann ist es
leicht möglich, daß keiner von uns mehr als Mensch zurückkehrt. Wir würden dann
affenähnlich sein, Keimatse.“
Der Polizeichef schluckte. „Sie machen mir Angst,
Mister Brent! Ich muß zugeben, daß Ihre Ausführungen etwas für sich haben. Aber
zum Glück haben wir Yondo in unserer Hand. Wir müssen den Weg zurückverfolgen,
das ist alles. Es wird nichts Neues mehr hinzukommen.“ Larry nickte. „Hoffen
wir es, Keimatse! Yondo befand sich auch schon mal in einer geschlossenen
Anstalt. Kein Mensch kann sich erklären, wie es ihm gelang, von dort zu
entkommen. Das gleiche kann im 7. Revier passieren.“ Nun begriff der Japaner,
weshalb der Spezialagent der PSA so auf Eile drängte.
●
Professor Yondo beobachtete den Beamten aus
halbgeschlossenen Augen. Seit einer guten halben Stunde schon prägte er sich
jede Bewegung ein und kontrollierte jedes Geräusch, das vom angrenzenden Raum
zu ihm in die Zelle drang. Auf diese Weise war ihm bekannt geworden, daß sich
in dem angrenzenden Büroraum noch ein weiterer Beamter aufhielt.
Yondo hielt den Atem an, als der kleine uniformierte
Polizist sich von dem rohgezimmerten Schemel erhob und zur Zellentür kam. Das
war sein Augenblick! Der Professor zog die Beine an und rollte sich stöhnend
auf die Seite. „Besorgen Sie mir meine Medikamente, oder einen Arzt, rasch “,
flüsterte er. Schweiß stand auf seiner Stirn. Yondo war mit der Technik der
Hypnose ebenso vertraut wie mit der Autosuggestion. Er konnte sich in eine
Rolle versetzen, so daß man einen neuen, einen anderen Menschen vor sich zu
haben glaubte. Eine Person, die weniger in sich gefestigt war als Yondo, wäre
Gefahr gelaufen, sich in dieser geistig aufgebauten Rolle zu verlieren, die
darzustellende Person zu übernehmen und die eigene Persönlichkeit zu vergessen.
Yondo hatte derartige erstaunliche Fälle während seiner hypnotischen Versuche
mehr als einmal erlebt.
„Das Herz. Es ist einer der typischen Anfälle, an
denen ich seit einiger Zeit leide, helfen Sie mir! Ich muß mich setzen.“
Yondo war ein einziges hilfloses Bündel. Er war
totenbleich. Der kalte Schweiß glänzte auf seinem Gesicht. Die Rolle, die er
spielte, war perfekt. Aber er wußte, daß er überzeugen mußte, wollte er auch
nur die Spur einer Chance haben. Der Beamte war im ersten Augenblick verblüfft.
Hatte er die ersten Anzeichen des Anfalls übersehen? Er griff nach dem
Schlüsselbund und schloß die schwere Tür auf. Vorsichtig näherte er sich der
schlichten Liege. „Ich bekomme keine Luft...“ Yondo atmete schwer, und nur das
Weiße seiner Augen war zu sehen.
Der japanische Beamte war noch immer mißtrauisch. Er
hatte derartige Szenen schon im Film gesehen. Es war ein alter Trick. Aber
irgendwie war es doch anders. Der Alte bildete zudem keine Gefahr für ihn. Er
war unbewaffnet und auch körperlich nicht in der Lage, ihm ernsthaft gefährlich
zu werden. Und alles sah auch so echt aus.
Yondo war ein perfekter
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