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032 - Töchter der Nacht

032 - Töchter der Nacht

Titel: 032 - Töchter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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verschwand, mit Ihnen befreundet war.«
    »Er ist noch immer mein Freund!« erklärte Margot mit glühenden Wangen.
    »Oh, es muß sehr interessant sein, mit Leuten aus der Verbrecherwelt bekannt zu sein!« erwiderte Mrs. Markham ironisch.
    »Ich weiß nicht, warum Sie das sagen!« Margots Zorn steigerte sich. »Ich weiß nur, daß Sie mit Ihrer Eitelkeit und Ihrem Eigennutz einen hervorragenden Mann zu Fall gebracht haben!« Während Stella Markham nachsichtig lächelte, schloß Margot ihre Anklage mit der Bemerkung: »Und außerdem ist dabei ein tüchtiger Mann ums Leben gekommen.«
    »Wieso?« Das Lächeln verschwand aus Mrs. Markhams Zügen, und sie fragte schnell: »Wer soll ums Leben gekommen sein?«
    »Stephen Sanderson, der Assistent von Mr. Bartholomew. Er wurde erschossen in seinem Büro aufgefunden -am Abend vor unserer Abfahrt von England.«
    Mrs. Markham sah plötzlich alt und eingefallen aus.
    »Um Himmels willen!« sagte sie leise. »Erschossen -nein, das ist ja entsetzlich!«
    Ihr Aussehen hatte sich so verändert, daß Margot erschrocken zu ihr trat und sie am Arm faßte.
    »Was fehlt Ihnen?« fragte sie.
    Aber Mrs. Markham antwortete nicht. Sie schüttelte nur schwach den Kopf und sank dann ohnmächtig in ihren Stuhl zurück.

19
    Der Tag war für Margot Cameron wie ein böser Traum. Nachts um zwölf war sie wie sonst oben an Deck, um Jim zu treffen, aber er kam nicht. Früher am Abend hatte sie Pfarrer Price getroffen, der mit Mrs. Markham auf dem Promenadendeck spazierenging.
    Mrs. Markham hatte sich wieder erholt und entschuldigte sich bei Margot. Sie versicherte, daß sie sich wieder ganz wohl fühle, aber es waren dunkle Schatten unter ihren Augen zu sehen.
    »Es ist schrecklich mit mir, ich kann von keinem Mord oder Unfall hören, ohne daß ich die Nerven verliere. Und heute morgen war es besonders schlimm für mich, weil ich den armen Mann genau kannte.«
    »Auch ich habe von dem traurigen Vorfall gehört«, bemerkte Mr. Price, »und ich muß sagen, es ist entsetzlich -schrecklich!«
    »Das mag ja auch die Erklärung dafür sein, daß ...« begann Mrs. Markham.
    »Wofür?« fragte Mr. Price.
    »Ich meine für das, was der Decksteward Ihnen heute abend erzählte.«
    »Ach so.«
    Mr. Price starrte über die Reling auf das Meer hinaus.
    »Worum handelt es sich?« fragte Margot.
    »Der Decksteward sagte, daß zwei Kriminalbeamte an Bord wären. Ich weiß allerdings nicht, ob sie Passagiere erster Klasse sind.«
    Neuer Schrecken packte Margot.
    »Wie, Kriminalbeamte - hier an Bord?« wiederholte sie unsicher. »Wissen Sie, wer die beiden sind? Können Sie sie mir zeigen?«
    »Nein«, erklärte Mrs. Markham nervös. »Winter wird sie wahrscheinlich kennen. Er verkehrt mit solchen Menschen - ich meine, mit Kriminalbeamten . . .«
    »Es ist schrecklich«, versicherte Mr. Price aufs neue. Die Geschichte mit dem Bankeinbruch schien ihm sehr nahe zu gehen. »Ich - ich sollte mich jetzt zurückziehen und zur Ruhe legen. Wenn die Damen mich entschuldigen wollen . . .«
    Er nickte kurz und ging fort.
    »Ich mag den Pfarrer gut leiden«, sagte Margot. »Ich weiß nicht, warum, aber er macht auf mich einen sympathischen Eindruck.«
    »Ja, er ist ein sehr netter Mann - auch meiner Ansicht nach.«
    »Ihr Butler ist heute abend wohl nicht an Deck?«
    »Er ist wieder seekrank«, antwortete Mrs. Markham schroff. »Heute morgen hatten wir etwas Seegang, und das genügte, um ihn kampfunfähig zu machen.«
    Lange wartete Margot in dieser Nacht auf Jim. Sie wartete immer noch, als die Nachtwache das Deck mit großen Schläuchen abspülte. Dann ging sie in ihre Kabine und weinte. Schlafen konnte sie nicht, und als um fünf Uhr der Morgen graute, erhob sie sich, kleidete sich an und verließ die Kabine.
    Die Aufzüge waren zu dieser Zeit außer Betrieb, und sie mußte die große Treppe hinaufsteigen. Als sie das C-Deck erreichte, kam ihr Mrs. Dupreid in den Sinn, und sie lächelte ein wenig, als sie sich überlegte, daß es jetzt wohl kaum anginge, sich nach ihr zu erkundigen.
    Trotzdem sah sie den langen Gang mit den Kabineneingängen entlang.
    Die Tür zu Mrs. Dupreids Kabine war nur angelehnt, und Margot bemerkte, daß drinnen Licht brannte. Vielleicht kann sie ebensowenig schlafen wie ich? dachte Margot.
    Nach kurzem Zögern ging sie die paar Schritte und klopfte an die Tür, die dadurch in Bewegung geriet, sich ein Stück weit öffnete und einen Blick ins Innere erlaubte.
    Die Kabine war leer, das Bett

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