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032 - Töchter der Nacht

032 - Töchter der Nacht

Titel: 032 - Töchter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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auch nicht die beste.« Er führte sie hinaus aufs Bootsdeck und besorgte ihr einen Stuhl. »Warten Sie bitte hier. Ich bringe Ihnen gleich ein Glas Wasser.«
    Er eilte nach unten.
    Im Schatten eines der Rettungsboote bewegte sich jemand, und Margot sah, daß der Mann ein weißes Frackhemd trug.
    »Jim!« rief sie leise. »Jim!«
    Geräuschlos kam er zu ihr, und sie bemerkte, daß er nackte Füße hatte.
    »Jim, ich weiß es! Was hat das alles nur zu bedeuten?«
    »Ach, du hast es gehört?« fragte er ruhig.
    Sie nickte.
    »Margot, vertraust du mir auch jetzt noch? Glaubst du noch an mich?«
    Sie holte tief Atem und sah ihn voll an.
    »Ja, Jim, ich glaube an dich.«
    Er beugte sich zu ihr nieder und küßte sie leidenschaftlich.
    Gleich darauf hörten sie die Schritte des Zahlmeisters auf der Treppe. Jim verschwand wieder im Schatten.
    »Es geht mir jetzt besser«, sagte sie, als sie das Glas mit zitternder Hand entgegennahm.
    »Es sieht aber nicht so aus, als ob es Ihnen viel besser ginge. Wirklich, es tut mir sehr leid, daß ich dazu die Veranlassung sein mußte. Ich hätte wissen sollen, daß es in dem kleinen, engen Raum zu heiß für Sie ist.«
    »Ach, das ist schon in Ordnung. Es ist meine eigene Schuld, ich - ich habe heute Abend zuviel Wein zum Essen getrunken.«
    »Aber damit kommen Sie bei mir nicht weit!« entgegnete der Zahlmeister vorwurfsvoll. »Sie vergessen, Miss Cameron, daß ich mit Ihnen zusammen am Tisch sitze -Sie haben überhaupt noch kein Glas Wein getrunken, seit Sie an Bord sind.«
    Sie lachte, aber es klang nervös.
    Er brachte sie nach unten und übergab sie der Stewardess.
    Später warf sie sich auf ihrem Lager von einer Seite auf die andere, und immer wieder glaubte sie das eine Wort zu hören: Mörder! Mörder!
    Das Zischen der Wellen, die gegen die Bordwand schlugen, das Wehen des Windes, der sich im offenen Kabinenfenster fing, schienen es zu wiederholen.
    Es war undenkbar! Jim konnte es unmöglich getan haben! Er hatte ja im Scherz davon gesprochen, daß er Bankräuber werden wollte, aber es war doch einfach absurd. Trotzdem blieben die Tatsachen bestehen - ein Steckbrief war gegen ihn erlassen worden, und er war geflohen. Damit bekannte er sich schuldig.
    Was sollte sie tun? Diese Frage legte sie sich unzählige Male vor, ohne eine Antwort darauf finden zu können. Es blieb ihr nur eins übrig - sie mußte an ihn glauben und warten.
    Wo mochte Jim sich aufhalten? In welchem Teil des Schiffes verbarg er sich? Wie konnte er der Wachsamkeit der Inspektoren entgehen, die jeden Quadratmeter des Schiffes zweimal am Tag absuchten, um Leute zu erwischen, die sich möglicherweise versteckt hielten? Auf der Jagd nach blinden Passagieren durchstöberten sie jedes Rettungsboot und machten vor den verborgensten Winkeln nicht halt.
    Solche und ähnliche Fragen drängten sich ihr unablässig auf. Es war sechs Uhr morgens, als sie endlich in Schlaf sank, und sie war noch nicht an Deck erschienen, als der Trompeter das Signal zum Mittagessen gab.

18
    »Ich möchte Sie gern sprechen«, sagte Stella Markham, als sie sich neben Miss Cameron niederließ. »Ich habe eine furchtbare Nachricht erhalten.«
    Margot wußte sehr wohl, um was für eine Nachricht es sich handelte. In diesem Augenblick haßte sie diese Frau mit ihrem melancholischen Aussehen, wie sie nie zuvor ein menschliches Wesen gehaßt hatte. Wenn diese schreckliche Person ihre Diamanten nicht auf der Bank deponiert hätte, wäre dieses Verbrechen überhaupt nicht passiert. Warum hatte sie ihren Schmuck nicht nach London oder New York gebracht?
    »Ja, bitte -«, antwortete sie und versuchte, möglichst uninteressiert zu erscheinen.
    »Ich habe ein kostbares Diamantenhalsband verloren, das heißt, es ist mir gestohlen worden - vom Bankdirektor selbst. Natürlich wird mir die Bank den Schaden ersetzen, aber es waren alles ausgesuchte Steine.«
    »Seit wann treten Sie eigentlich auf der Bühne auf?« fragte Margot unhöflich.
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Ich dachte, daß nur Schauspielerinnen dauernd Juwelen gestohlen werden - noch dazu im Wert von hundertzwölftausend Pfund!« stieß Margot aufgebracht hervor. »Warum bringen Sie überhaupt Ihren Schmuck zur Bank, statt ihn selbst zu tragen? Natürlich - es ist bequemer, das Risiko auf andere Leute abzuwälzen!«
    Mrs. Markham zog die dünnen Augenbrauen hoch, dann brach sie in Lachen aus.
    »Ach, ich habe ja ganz vergessen, daß der amüsante Mr. Bartholomew, der mit dem Halsband

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